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Das Hotel Waldorf Astoria, das im Frühjahr 2012 eröffnet werden soll, gehört zu den vielen Neubauten, von denen Investoren sich gute Geschäfte erhoffen. Foto: Euroluftbild/Grahn dpa/lbn

© dpa

Hotelgewerbe: Mehr Betten als in Manhattan

Weiter Hotelboom in Berlin: Luxuszimmer sind zu Ramschpreisen im Angebot.

Eine Luxussuite mit Blick auf Gedächtniskirche und Berliner Zoo. Im Frühjahr nächsten Jahres können betuchte Gäste das buchen, wenn das Waldorf Astoria in unmittelbarer Nähe zum Kurfürstendamm öffnet. Mit seinen 232 Zimmern und Suiten soll das 118 Meter hohe Haus Glamour in die einstige Schmuddelecke am Bahnhof Zoo bringen. Es wird das erste Waldorf Astoria in Deutschland sein.

Aufgemöbelt wird auch die Umgebung: Das nahe gelegene Kino Zoopalast wird geliftet, Berlins Bikini-Haus für 100 Millionen Euro herausgeputzt. Mit der neuen Luxusherberge der Hilton-Gruppe wird Berlin künftig 24 Häuser im absoluten Topsegment haben.

Branchenexperten sprechen längst von einem gefährlichen Überangebot. Zwar legt der Tourismus in der Hauptstadt weiter zu – die 22-Millionen-Marke bei den Übernachtungen ist nah. In Europa belegt Berlin bereits Platz drei hinter London und Paris. Vor allem junge Menschen aus aller Welt lockt das Angebot an Clubs und das quirlige Leben in den Kiezen. Zudem wird Berlin als günstige Einkaufsstadt geschätzt.

Und die Touristen können sich über im Europavergleich unglaublich niedrige Zimmerpreise freuen. „Da ist die Schmerzgrenze längst überschritten“, klagen viele Hoteliers. Die Auslastung sei zwar Klasse, die Preise aber eine Katastrophe. Durchschnittlich liegt die Zimmerbelegung gegenwärtig bei gut 71 Prozent – eigentlich ein vergleichsweise guter Wert.

Und ein Ende des Hotelbooms ist vorerst nicht abzusehen: Von 2012 an sind mindestens noch 41 Neubauten mit weit mehr als 8000 Betten geplant, geht aus einer aktuellen Dehoga-Statistik hervor. Allein im kommenden Jahr werden wohl 21 Häuser hochgezogen.

Am Hauptbahnhof baut der Sheraton-Konzern gerade ein Vier-Sterne-Objekt mit Kongresszentrum. Von den 464 Zimmern und Suiten können die Gäste teils auf Kanzleramt und Reichstag blicken. Für fünfzig Millionen Euro baut dort auch die Steigenberger Gruppe ein Mittelklasse-Hotel mit 412 Zimmern und zehn Konferenzräumen.

Das Waldorf Asoria bekommt bereits jetzt Konkurrenz

Neben dem Waldorf Astoria in der City West entstehen im nächsten Jahr noch zwei weitere Fünf-Sterne-Herbergen in Mitte mit insgesamt fast 300 Betten. Dabei hat Berlin schon das Adlon, das Hotel de Rome, das Kempinski und das Ritz Carlton. Promis, die zu Filmpremieren oder Festivals und Modeschauen anreisen, steigen hier gerne zu günstigen Preisen ab.

„Es gibt keine Stadt in Deutschland, die so zulegt wie Berlin“, betont Dehoga- Hauptgeschäftsführer Thomas Lengfelder. Mittlerweile sei die Bettenzahl auf rund 125 000 angewachsen. Selbst Manhattan in New York habe nur gut 70 000 Betten anzubieten. Grund für den anhaltenden Bauboom im Gastgewerbe sieht er in den im internationalen Vergleich immer noch niedrigen Immobilienpreisen. „Das lockt die Investoren aus dem In- und Ausland.“ Außerdem gelte die deutsche Hauptstadt weiter als „absolute Erfolgsgeschichte“.

Vor sinkenden Gewinnmargen in Berlin warnen indes Branchenkenner. Allein in den vergangenen zwölf Monaten fielen die Zimmerpreise im Schnitt um sieben Prozent von 82 auf 76 Euro, so errechnete das Internetportal Hotels.com im September dieses Jahres. Bundesweit sanken die Zimmerpreise allerdings nur um ein Prozent. Nach Angaben der Dehoga gingen die Preise im Fünf-Sterne-Segment nur marginal nach unten. Hier kostet derzeit ein Zimmer ohne Mehrwertsteuer und Frühstück im Schnitt knapp 144 Euro.

Bei den Vier- und Drei-Sterne-Häusern gingen die vergleichbaren Preise aber im Schnitt um einen Euro zurück. „Das tut dann schon weh, wenn man das auf die Zimmerzahl hochrechnet und dann noch steigende Energie- und Personalkosten im Blick hat“, betont Lengfelder.

(dpa)

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