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Fotovoltaikanlagen werden immer preiswerter. So sanken die Preise für schlüsselfertige Solarstromanlagen innerhalb der vergangenen zwölf Monate nach Berechnungen des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) um durchschnittlich 13 Prozent. Foto: dpa

© dpa-tmn

Investition: Eine Solaranlage läuft auch ohne "warmen Geldregen"

Die Fördermittel für Fotovoltaik- und Solarthermie-Anlagen wurden gekürzt, doch Investionen können sich dennoch rechnen.

Bevor Solarkollektoren aufs Dach geschraubt werden, ist eine gründliche Kalkulation angebracht: Rechnet sich die Investition? Wie groß muss die Kollektorfläche sein? Und welche Auswirkungen hat die Kürzung der staatlichen Solarförderung?    Zunächst muss aber folgende Entscheidung getroffen werden: Soll die Solaranlage Strom oder Wärme liefern? Bei Fotovoltaikanlagen wird Sonnenenergie in den Solarmodulen in Strom umgewandelt, bei Solarthermie-Anlagen erwärmt sich eine Trägerflüssigkeit im Kollektor, die über einen Wärmetauscher das Heizungs- oder Trinkwarmwasser erhitzt. Sind beide Nutzungsarten gewünscht, müssten sich Hausbesitzer zwei Solaranlagen aufs Dach setzen, sagt Christian Hallerberg vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) in Berlin.

Beliebt sind beide Systeme. Einen Installationsschub verzeichnete der BSW bereits im Sommer 2010, was er mit „Vorzieheffekten“ aufgrund der damals bevorstehenden Kürzung der Solarstromförderung erklärt. Denn rückwirkend zum 1. Juli hat die Bundesregierung im Zuge ihrer Reform des Erneuerbare- Energien-Gesetzes (EEG) die Unterstützung von Solaranlagen zur Stromerzeugung auf dem Hausdach um 13 Prozent zurückgefahren. Im Oktober wird sie um weitere drei Prozent gekürzt.

Die Förderung zahlen alle Verbraucher als Umlage über den Strompreis. Auch Solarthermie-Anlagen werden geringer bezuschusst. Anlagen in Bestandsimmobilien, die Trinkwasser erwärmen und die Heizung unterstützen, fördert der Staat laut der Deutschen Energie Agentur (dena) in Berlin noch mit 90 Euro je Quadratmeter – vorausgesetzt, die Anlage ist mindestens neun Quadratmeter groß. Das sind bei neun Quadratmetern Flachkollektor immerhin 810 Euro. Solaranlagen zur reinen Warmwasserbereitung unterstützt der Staat nur noch dann, wenn es sich um innovative Anlagen mit einer großen Kollektorfläche handelt.

Die gekürzten Fördermittel sollten Interessenten bei ihrer Kalkulation berücksichtigen. Solarthermie-Anlagen bieten sich Hallerberg zufolge vor allem in Mehrpersonenhaushalten an, in denen viel Warmwasser verbraucht wird. Weil zur Warmwasserbereitung die Heizkosten größtenteils entfallen, rechnen sich die Investitionen eher als bei Single-Haushalten, die weniger Warmwasser benötigen. Ob und wann sich die Solarthermie lohnt, hängt auch davon ab, wie effizient ihre erzeugte Energie genutzt wird. „Das Haus ist ein System“, erläutert dena-Energieexperte Christian Stolte. So mache es wenig Sinn, sich eine Solaranlage aufs Dach zu setzen, wenn die Wärme durch ungedämmte Wände oder zugige Fenster gleich wieder entweicht. Auch das Zusammenspiel mit der Heizung ist von Belang: Am meisten lässt sich sparen, wenn so lange wie möglich nur Sonnenenergie genutzt und der Heizkessel nur im Winter zugeschaltet wird. Zu bedenken ist, dass eine Solarthermie-Anlage laut dena nur etwa 20 Prozent der Heizenergie einsparen kann. Es wird also immer ein weiteres Heizsystem benötigt. Die Installation einer Solaranlage mit Heizungsunterstützung bietet sich Stolte zufolge dann an, wenn eine alte Heizung ersetzt werden soll oder weitere energetische Sanierungsmaßnahmen geplant sind. Wird etwa das Dach gedämmt und neu gedeckt, können die Kollektoren mit montiert werden. Erster Schritt sollte sein, einen Energieberater hinzuzuziehen.

Laut dena benötigt man zur Erzeugung von Warmwasser für einen Vier-Personen-Haushalt eine Kollektorfläche von mindestens vier bis sechs Quadratmetern. Soll die Solaranlage auch noch die Heizung unterstützen, muss man 10 bis 18 Quadratmeter einplanen. Die dena hat berechnet, dass Interessenten für eine thermische Solaranlage für Trinkwarmwasser mindestens 4000 Euro einplanen müssen. Anlagen zur Heizungsunterstützung kosteten 8000 bis 12 000 Euro. Wollen Anlagenbesitzer Strom erzeugen, müssen sie anders kalkulieren. „Man bekommt Rendite für eingesetztes Kapital“, so Stolte. Verbraucher müssten rund 15 000 Euro für eine etwa 40-Quadratmeter-Anlage investieren. Vom Netzbetreiber erhalten sie eine Vergütung für den ins Netz eingespeisten Strom. Je nach Sonnenjahr und Eigenkapitalanteil seien Renditen von 6 bis 8 Prozent drin.

Interessant ist auch die Variante, den erzeugten Strom selbst zu nutzen. Statt 34,05 Cent pro abgegebener Kilowattstunde (kWh) bei der vollen Einspeisung erhielten Verbraucher dann nur noch 17,67 Cent pro kWh für die ersten 30 Prozent der abgegebenen Strommenge. Hier kommt es laut Stolte nun auf die Differenz an, welche Kosten sich Verbraucher für den entfallenen Strombezug vom Energieversorger sparen. „Jeder Hausbesitzer, der sich mit dem Thema Fotovoltaik beschäftigt, muss zuerst eine Wirtschaftlichkeitsrechnung machen.“ Bei beiden Nutzungsarten dauert es eine ganze Weile, bis sich die Solaranlage amortisiert hat.   

Wohnungseigentümergemeinschaften können die Installation von Fotovoltaikanlagen und Sonnenkollektoren als Modernisierung mit der sogenannten doppelt qualifizierten Mehrheit beschließen. Das bedeutet: 3/4 der stimmberechtigten Wohnungseigentümer und mehr als die Hälfte aller Miteigentumsanteile müssen zustimmen.

Aber Achtung: Im Falle der Einspeisung in das allgemeine Stromnetz wird die Wohnungseigentümergemeinschaft durch den Verkauf des Stroms unternehmerisch tätig – dies bedarf der Zustimmung aller Eigentümer. Tipp: Da die Gemeinschaft durch die Energieabgabe umsatz- und einkommensteuerpflichtig werden kann, sollte in jedem Fall der Rat eines Anwalt und/oder eines Steuerberaters eingeholt werden. dpa/Tsp

Felix Rehwald

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