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Immobilien: Klein im Format, aber groß in der Wirkung

Ein Alarmgerät mit präzisen Sensoren warnt vor Einbrechern, bevor sie in der Wohnung sind

Je komplizierter sie werden - die Welt, die Technik, die Alarmanlagen – desto sehnlicher wünscht man sich einfache Lösungen. Ein Kästchen von der Größe zweier Zigarrenkisten, das zuverlässig anschlägt, sobald ein Einbrecher auch nur den ersten Angriff wagt, das jedoch ruhig bleibt, so lange draußen nur ein Gewitter donnert oder der Haustiger auf nächtliche Wanderung geht. Solche Wünsche nach Vereinfachung des Lebens ruft Tüftler auf den Plan, in diesem Fall offenbar erfolgreich.

Die Wortwahl „offenbar“ zeigt schon, dass der Autor immer noch nach dem Haken sucht an einem Gerät, das seit rund 15 Jahren von Werner Bublitz aus dem westfälischen Oelde produziert und nun unter anderem von Thes Rahlf in Teltow bei Berlin vertrieben wird. Die Demonstration der Fähigkeiten dieses Kästchens in Rahlfs Haus jedenfalls lässt nur wenige Einwände übrig. Ein Gewitter war dabei zwar nicht zu simulieren, aber das Wummern mit der Faust gegen Türen und Fenster schon – all das ließ die Technik unbeeindruckt, denn es fehlte der entscheidende „Knacks“ – ein Impuls, wie er zum Beispiel vom Wegbrechen der ersten Zuhaltung eines Fensters oder dem Springen des Glases einer Balkontür verursacht wird – noch bevor der Täter eingedrungen ist.

Patentiert ist das Gerät nicht, sagt Rahlf. Denn dann müsste die Firma Bublitz das geheimnisvolle Innere in Gestalt von Zeichnungen und Schaltplänen offen legen, das wolle man nicht. So blieb zunächst nur die Vermutung, ein sehr kleines, aber ebenso schlafloses grünes Männchen sorge für die Sicherheit.

In Wirklichkeit sind es besonders präzise Sensoren, erklärt der Teltower Vertriebsmann. Die ersten zwei Minuten nach dem Einschalten verbringt das Kästchen nämlich mit Lauschen. Es überprüft die Luftsäule im ganzen Haus, die stets auf ihre besondere Art schwingt, und bucht das Ergebnis unter „normal“ ab. Kommt jetzt ein böswilliger Eindringling herbei, verändert er auf seinem brachialen Weg jene Luftsäule und ihre typischen Schwingungen, zudem übt er plötzliche, für das Gerät spürbare Impulse auf das Luftvolumen im Baukörper aus, selbst bei angekippten Fenstern. Beides muss geschehen, sonst bleibt das Kästchen, (genauer: die angeschlossene Sirene) stumm, dann wird alles unter „üblicher Krach“ vermerkt. Alles, also auch Sturm oder der Überschallknall eines Düsenjägers, hieß es.

Was aber, wenn Sohnemann sein Herz für Oldies entdeckt und über die Stereoanlage etwa die Beach Boys mit „Good Vibrations“ durchs Haus schallen lässt? Was, wenn der Kater sturmfreie Bude wähnt und versehentlich Türen zuschlägt? Zumindest Letzteres kann schon bewirken, dass die Alarmanlage anschlägt. Nur: Wer sich derart lautstark und lebendig in seinem eigenen Haus aufhält, schaltet jeden Einbruchwarner rechtzeitig ab, um Falschalarme zu vermeiden.

Eine technisch bedingte Einschränkung: Damit das kleine Gerät alle Winkel der Hausluft im Gehör behalten kann, müssen die Türen der Räume mindestens einen Finger breit geöffnet sein. Dann jedoch mag es im weit entfernten Keller stehen (so wie bei dem Versuch), es vernimmt dennoch, wenn ein Fenster oben mit einem Ruck geöffnet wird und schlägt Alarm.

Eine teurere, weiträumig verdrahtete Alarmanlage lässt sich erst dann „scharf“ schalten, wenn alle Öffnungen des Hauses ordnungsgemäß verriegelt sind. Das hat Vor- und Nachteile. Beim Fortgehen des Eigentümers stellt das eine wichtige Kontrollfunktion dar, die dem kleinen Gerät naturgemäß verwehrt bleibt.

Von der Schadenverhütung GmbH im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft gibt es auch deshalb keine Anerkennung für die Bublitz-Anlage. Andererseits kann es in einer heißen Sommernacht durchaus angenehm sein, mal das Schlafzimmerfenster im Obergeschoss angekippt zu lassen, ohne dass die Alarmanlage protestiert. Die Versicherer fordern überdies, dass eine Einbruchmeldeanlage nicht so einfach vom Täter aufgespürt und dann mit ein paar Handgriffen oder Fußtritten zum Schweigen gebracht werden kann. Eine abgenommene Anlage muss sabotagesicher sein.

Mit dem Kleingerät können ganz ohne Verbindungskabel oder sonstige Installationen bis zu 600 Quadratmeter Gebäudefläche über fünf Etagen hinweg abgesichert werden, erklärt der Vertriebsmann – ein Stromanschluss reicht, außerdem enthält das Kästchen einen Bleigelakku, der die Funktionen bei Stromausfall vier Tage lang aufrecht erhält. Auf Wunsch lasse sich die Anlage per Funk mit Rauchmeldern und anderem Zubehör koppeln, praktisch sei auch ein Telefon-Selbstwähler. 1500 Euro verlangen die Westfalen für ihr Wunderkästchen, von denen nach eigener Angabe schon mehr als 40 000 Stück verkauft sein sollen. Wer nur eine Wohnung, eine Yacht oder ein Wohnmobil absichern will, erhält für 800 Euro eine abgespeckte Version, deren Wachsamkeit auf etwa 80 Quadratmeter begrenzt ist.

Weitere Infos unter Telefon: 0800 801 8801 oder www.bublitz-alarm.de

Gideon heimann

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