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Immobilien: Kommunale Gesellschaften in Kauflaune Die städtischen Wohnungsbauunternehmen

feiern in Berlin ein Richtfest nach dem anderen.

Richtfeste waren zehn Jahre lang eine Rarität bei den städtischen Wohnungsbaugesellschaften Berlins. Die Zeit der Entsagungen ist nun vorbei. Der Wohnungsbau ist wieder in Fahrt. Der neue Boom erinnert in vielem an die Aufbruchjahre nach der Wende zu Beginn der 90er Jahre. Und die Städtischen sind mit vollem Einsatz bei Neubau und Zukauf dabei.

Das erste Richtfest nach der mehr als zehnjährigen kommunalen Neubaupause feierte man jüngst bei der Degewo, die sich als derzeit größtes Wohnungsunternehmen in Berlin anschickt, die Konjunktur wieder anzukurbeln. In der Nähe einer ihrer Großsiedlungen an der Waldsassener Straße in Marienfelde entstehen 52 Wohnungen im D-Zug-Tempo. Der Rohbau wurde früher fertig als geplant. Und einen Namen für das Quartier gibt es auch schon: Mariengrün. Das klingt nach schönem Wohnen im Grünen, Bezug ab Mai nächsten Jahres.

In Köpenick folgte nun gleich der nächste Streich: erster Spatenstich für 250 Neubauwohnungen in der Joachimstraße. Wieder ein Grund zum Feiern. Auf einer ehemaligen Brachfläche unweit der Alten Försterei an der Wuhlheide sind in den kommenden sechs Jahren vornehmlich kleinere Zwei-Zimmer-Wohnungen angedacht, besonders geeignet für Ältere, aber auch für Studenten.

Für die Degewo ist das nur ein Anfang. Allein in Treptow-Köpenick sollen bis zum Jahr 2020 rund 400 neue Wohnungen im preisgünstigen Segment errichtet werden. Für ganz Berlin hat sich das Unternehmen ehrgeizige Bauziele gesetzt. Rund 3500 Wohnungen befinden sich in der Pipeline. Vorerst geht es in kleineren Schritten weiter: Gerade übernahm die Degewo ein schlüsselfertiges Bauprojekt mit 109 energieeffizienten Wohnungen am Rande des Rudower Südparks. Im kommenden Frühjahr sind zwei Projekte in Friedrichshagen und Altglienicke geplant. Doch man hat auch Größeres im Visier. Am Rande des Tempelhofer Feldes möchte sich die Degewo im Einklang mit der Senatspolitik mit 800 Neubauwohnungen kräftig ins Zeug legen.

Mit im Boot sind dabei die landeseigene Gesellschaft Stadt und Land und die Wohnungsbaugenossenschaft Ideal. Am ehemaligen Flughafengelände sieht Stadtentwicklungssenator Michael Müller Raum für bis zu 5000 Wohneinheiten. Zahlen in dieser Größenordnung haben inzwischen einen soliden Nährboden. Immer mehr Neuberliner suchen ein Dach über dem Kopf. Wurden vor wenigen Jahren per anno immer um die 20 000 Neuankömmlinge gemeldet, so explodierte die Zuwanderung 2012 förmlich. Der Zuwachs erreichte fast die Marke von 50 000. Es wird langsam eng in Berlin.

Die kommunalen Gesellschaften dürfen sich nun wieder als „Baugesellschaften“ fühlen. Die Stadt und Land beginnt in der Nähe vom S-Bahnhof Oberspree erstmalig seit 15 Jahren mit einem Neubau. 130 Wohnungen in attraktiver Lage sind geplant. In der Nähe des Schönefelder Flughafens steht eine Anlage mit Mehrfamilienhäusern und Stadtvillen inklusive eines öffentlichen Spielplatzes auf der Agenda. Rund 1000 Wohnungen will die Gesellschaft in den nächsten zehn Jahren in Neukölln und Treptow-Köpenick bauen und Objekte zukaufen.

Auch die städtische Gewobag war in den letzten 18 Monaten fleißig als Aufkäuferin unterwegs. Um annähernd 6500 Wohnungen konnte sie ihren Bestand erweitern. In der Kaufmasse sind viele Gründerzeitbauten, verstreut in den westlichen Innenstadtbezirken und in Spandau. Von jetzt rund 57 000 Wohnungen möchte die Gewobag mittelfristig auf bis zu 65 000 Wohnungen wachsen. Mit diesem Kurs liegt sie ganz auf der Linie des Berliner Senats. Um die Versorgung „breiter Schichten“ der Bevölkerung sicherzustellen, will die Landesregierung die Zahl der kommunalen Wohnungen von 270 000 auf 300 000 anheben. Und so startete auch die Howoge mit Sitz in Hohenschönhausen ihre „Neubauoffensive“ im September 2013 mit einem Projekt an der Treskowallee im Ortsteil Karlshorst. Bis 2018 möchte die Gesellschaft rund 1500 Wohneinheiten, hauptsächlich im Bezirk Lichtenberg, neu bauen und 4500 zukaufen. Schon im Sommer erwarb das Unternehmen fast 1000 Wohnungen im Kiez rund um den Prerower Platz in Hohenschönhausen.

Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) ist im Zentrum um den Alexanderplatz und in Friedrichshain aktiv. Am Bersarinplatz kaufte das Unternehmen 363 Wohnungen zehn Jahre nach dem Verkauf wieder zurück. 550 Wohneinheiten sollen durch Neubau entstehen. Da darf die Gesobau nicht fehlen. Sie will in Pankow ein größeres Projekt umsetzen. Rund 1000 neue Wohnungen sind auf den Weg gebracht. Für 2000 weitere werden derzeit Grundstücke „geprüft“. Und gekauft hat die Gesellschaft gemeinsam mit der Degewo auch schon ein größeres Wohnungspaket, Bestände, die einst im Besitz der Berliner Verkehrsbetriebe waren.

Die sechs landeseigenen Gesellschaften sind auf einem sehr lebhaften Immobilienmarkt weiter in Kauflaune. Seit eineinhalb Jahr haben sie schon 16 000 Wohnungen erworben. Da jetzt auch der Neubau anspringt, ist der angemahnte Zuwachs von 30 000 kommunalen Wohneinheiten ein nicht zu hoch gestecktes Ziel.

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