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Stephan Rabe (51), steht seit heute dem Zentralen Immobilien Ausschuss vor.

© Peter Schmalfeldt

Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA): „Mit einer Stimme sprechen“

Die neue Spitze der Lobby-Organisation ZIA will das Image der Immobilienbranche verbessern.

Menschen, die mit Immobilien ihr Geld verdienen, sind nicht unbedingt zu beneiden. Oft werden sie als Spekulanten wahrgenommen, als gierige Makler, im schlimmsten Fall gar als Anlagebetrüger. Zugleich werden Vertreter der Immobilienwirtschaft nicht müde, die gesamtwirtschaftliche Bedeutung ihres Geschäftszweiges zu betonen: Laut einer 2013 vorgelegten Untersuchung erwirtschaftet die Immobilienbranche (ohne Bauwirtschaft) eine jährliche Bruttowertschöpfung von 264 Milliarden Euro und damit gut dreimal so viel wie der Fahrzeugbau.

Der Immobilienwirtschaft in Deutschland die „gebührende Beachtung“ zu verschaffen, ist eine der Aufgaben von Stephan Rabe, der heute sein Amt als neuer Geschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) antritt. Gemeinsam mit seinem Geschäftsführerkollegen Klaus-Peter Hesse vertritt er von Berlin aus die Interessen der Branche. Der 2006 gegründete Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) zählt rund 200 Verbände und Unternehmen zu seinen Mitgliedern – von Fondsgesellschaften über börsennotierte Wohnungskonzerne bis hin zu spezialisierten Anwaltskanzleien. Über die 24 Mitgliedsverbände vertritt er nach eigenen Angaben insgesamt 37 000 Immobilienunternehmen. Präsidiert wird der ZIA von Andreas Mattner, der als Mitglied der Geschäftsführung des Shopping-Center- Riesen ECE sein Geld verdient.

Dass der Ruf der Immobilienbranche nicht der beste ist, ist dem neuen ZIA-Geschäftsführer Rabe bewusst: „Wie in jeder Branche gibt es auch in der Immobilienbranche schwarze Schafe, die für Schlagzeilen und eine negative öffentliche Wahrnehmung sorgen“, sagt der 51-jährige Berliner. Persönlich hat Rabe – wen mag es wundern – „bisher ein sehr positives Bild der Immobilienbranche“ gewonnen. Insbesondere der ZIA setze sich dafür ein, „die Transparenz zu erhöhen und die Bedeutung einer guten Ausbildung zu unterstreichen“.

„Immobilienwirtschaft muss sich gegen Überregulierung wehren“

Obwohl Rabe sein Amt noch kaum angetreten hat, sind seine Formulierungen bereits professionell ausgewogen. Lange arbeitete der promovierte Volljurist beim Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, zuletzt als stellvertretender Hauptgeschäftsführer. Dabei habe es „zahlreiche Schnittstellen mit der Immobilienwirtschaft“ gegeben, sagt Rabe. „So sind etwa alle Immobilientöchter der Landesbanken ZIA-Mitglieder, und auch viele Förderbanken, allen voran die KfW, haben einen Immobilienschwerpunkt.“ Zudem gelte es sowohl im Bankenwesen als auch in der Immobilienwirtschaft, „sich gegen Überregulierung zu wehren“.

Angesprochen auf seine Schwerpunkte im neuen Amt, hält sich der verheiratete Vater dreier Kinder erwartungsgemäß noch zurück. Immerhin so viel verrät er: „Ich stelle fest, dass die EU bei der Regulierung eine immer größere Bedeutung bekommt. Beim ZIA werden wir uns deshalb überlegen müssen, wie wir in Brüssel noch präsenter werden können.“

Auch auf Bundesebene gehört der Versuch politischer Einflussnahme zu den Kernaufgaben eines Lobbyverbandes. Hier sei die Immobilienwirtschaft schon weit gekommen, findet Rabe: „Die Branche ist politisch sehr präsent. Kein Entscheidungsträger kommt an ihr vorbei.“ Tatsächlich ist beim jährlichen „Tag der Immobilienwirtschaft“, den der ZIA jeweils gegen Jahresmitte in Berlin ausrichtet, seit einigen Jahren eine bemerkenswert hohe Präsenz von Bundesministern festzustellen.

Transparenz und Bürgerbeteiligung bei großen Bauvorhaben

Wie kommt es dann, dass es die Interessenvertreter dennoch nicht geschafft haben, die Einführung der bei den Wohnungseigentümern äußerst unpopulären Mietpreisbremse abzuwenden? „Immerhin ist es den Verbänden gelungen, wichtige Verbesserungen zu erzielen“, gibt Rabe zu bedenken. „So ist jetzt zum Glück der Neubau von der Mietpreisbremse ausgenommen.“ Dabei hält Rabe an der grundsätzlichen Kritik an der Deckelung der Neuvertragsmieten fest. „Aus Sicht der Immobilienwirtschaft besteht die Gefahr, dass die Mietpreisbremse eine investitionshemmende Wirkung haben und so die angestrebte Wirkung konterkarieren könnte“, argumentiert er. „Damit wäre letztlich niemandem gedient.“

Offen zeigt sich Rabe für die Forderung, die Menschen bei großen Bauvorhaben stärker einzubeziehen. „Wer Transparenz fordert, muss Bürgerbeteiligung ernst nehmen“, erklärt er. Allerdings zeige die Erfahrung, „dass nicht selten die Bürger die vorhandenen Beteiligungsinstrumente nicht nutzen und dann nach dem ersten Spatenstich den Klageweg beschreiten. Bei der Partizipation sind also beide Seiten gefordert.“

Der einzige Spitzenverband der Branche ist der ZIA allerdings bei Weitem nicht: Es gibt, um nur einige der wichtigeren zu nennen, auch den BFW (der die privaten Bauträger vertritt), den GdW (dem vor allem Wohnungsbaugenossenschaften und kommunale Wohnungsbaugesellschaften angehören) und den Maklerverband IVD – und dann auch noch die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) als Dachorganisation dieser und weiterer Verbände.

Brancheninterne Kritiker fordern deshalb seit langem eine schlagkräftige Spitzenorganisation. Dem stimmt Rabe grundsätzlich zu. Wichtiger als die Schaffung eines einheitlichen Verbandes sei jedoch „eine vernünftige Zusammenarbeit zwischen den Verbänden, die es ermöglicht, bei wichtigen Themen – gerade auch in Brüssel – mit einer Stimme zu sprechen“.

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