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Unter dem HAMMER: Fundament der Preußen-Residenz

Hans Peter Plettner hat schon vieles versteigert – Kunstwerke, Häuser, Grundstücke. Doch die am Sonntag anlaufende Versteigerung ist für ihn eine „Jahrhundertauktion“, wie der öffentlich bestellte und vereidigte Auktionator sagt.

Hans Peter Plettner hat schon vieles versteigert – Kunstwerke, Häuser, Grundstücke. Doch die am Sonntag anlaufende Versteigerung ist für ihn eine „Jahrhundertauktion“, wie der öffentlich bestellte und vereidigte Auktionator sagt. Vom 21. bis 23. April bringt er rund 2000 Holzpfähle aus dem früheren Fundament des Berliner Schlosses unter den Hammer.

„Das ist ein ganz besonderes Stück deutsche Geschichte“, sagte der 73-Jährige. „Außerdem hat es noch nie eine Versteigerung von Antikholz in dieser Größenordnung gegeben.“ Mindestens 800 000 Euro sollen die Eichen- und Kiefernpfähle nach dem offiziellen Schätzwert einbringen. Doch Plettner hofft auf noch mehr. Bisher lägen ihm schon über 2000 Anfragen vor, sagte er.

Das 300 bis 400 Jahre alte Holz bildete einst das Fundament der Preußenresidenz im Herzen der Stadt. Der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I., Vater Friedrichs des Großen, ließ sie in den berüchtigten sumpfigen Berliner Boden rammen, um dem Prachtbau von Hofarchitekt Andreas Schlüter die notwendige Stabilität zu verschaffen. Für den jetzt geplanten Wiederaufbau des zu DDR-Zeiten gesprengten Stadtschlosses taugte das Holz nach Ansicht von Experten nicht mehr.

„Wir wussten seit 300 Jahren, dass der Baugrund schwierig ist“, sagt Manfred Rettig von der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, der Bauherrin des geplanten Kunst- und Kulturzentrums. „Wir mussten die Holzpfähle ziehen, um den Baugrund ausreichend tragfähig zu machen.“ Weil unklar war, ob die Pfähle etwa durch Teer belastet sind, ließ die Stiftung sie Ende 2012 nach einer Ausschreibung von der Berliner Recyclingfirma RWG 1 bergen und entsorgen. Statt Geld zu bekommen, fielen Kosten von rund 150 000 Euro an. „Dabei stand es der Anbieterin frei, mögliche Erlöse durch die Verwertung des Holzes einzupreisen“, sagt Rettig. Und so hofft das Entsorgungsunternehmen nun mit dem von ihm beauftragten Plettner auf einen möglichst großen Erfolg der Auktion.

Der Förderverein Berliner Schloss, der seit Jahren Spenden für das Mammutprojekt sammelt, ist über die Entwicklung nicht glücklich. „Wir wollten uns eigentlich einen Teil des Holzes sichern“, verrät Vereinschef Wilhelm von Boddien. „Aber der Auktionator hat uns mit seinen Wolkenträumen die Preise kaputtgemacht.“ Kleiner Trost: Plettner hat in Aussicht gestellt, etwas von seinem Verdienst zu spenden. dpa

Öffentliche Versteigerung am 21., 22. und 23. April jeweils ab 11 Uhr im Hotel abba, Lietzenburger Straße 89, Berlin

OBJEKTE

Gründungspfähle

VERKEHRSWERT

Ab 250 Euro

LÄNGEN

2 bis 8 m

HOLZARTEN

Kiefer und Eiche

VERWENDUNG

Möbelbau, Deko

ALTER

300 bis 400 Jahre

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