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VIER IM RECHT: Kaum verputzt, schon beschmutzt

Über Haus und Wohnung wird oft gestritten. Unsere Expertenklären jede Woche eine Frage. Diesmal: Sind schwarz-grüne Verfärbungen auf der Hausfassade ein Mangel – und was kann man dagegen tun? Stephen-M. Dworok, Bausachverständiger, antwortet.

WAS STEHT INS HAUS?

Mieter fragen in unserer Hausverwaltung nach, ob die moosartigen Ablagerungen auf dem Außenputz durch Mängel der Wärmedämmung entstanden sind. Häufig gibt es diese Erscheinungen nur an einer Gebäudeseite. Wenn diese Fassade gereinigt und gestrichen wurde, entstand die Bewitterung bald wieder. Selbst wenn wir in der Folge die Fassaden haben reinigen und anschließend streichen lassen, sind nach einigen Jahren wieder solche Bewitterungen entstanden. Handelt es sich dabei um Mängel oder Schönheitsreparaturen? Und was kann man dauerhaft dagegen tun?

WAS STEHT IM GESETZ?

Vorwiegend schwarze und grünflächige Verfärbungen stellen sich häufig bereits nach wenigen Jahren auf sanierten Putzoberflächen ein, die mit einem Wärmedämmverbundsystem bekleidet wurden. Meist sind Fassadenbereiche betroffen, die nach Nordwesten bis Nordosten orientiert sind, weitestgehend windgeschützt liegen und von idyllischem Stadtgrün umgeben sind. Staubsedimente der Luft lagern sich mit Schimmelpilzsporen und Pflanzensamen humusartig in den rillenartigen Vertiefungen der Putzoberfläche ab. Durch die hohe Wärmedämmung und die exponierte Lage entsteht ein besonderes Klima auf einzelnen Putzflächen. Ablaufendes Niederschlagswasser und Tau aus den frühen Morgenstunden führen zu oberflächigen Wasserablagerungen in den Putzrillen, in denen bereits humusartige Ablagerungen entstanden sind. Ist diese Fassadenfläche nur für eine geringe Zeitdauer der Sonne ausgesetzt und fehlt noch dazu ausreichende Luftumspülung, beginnen die biologischen Ablagerungen zu keimen. Es entsteht ein sichtbarer Biofilm. Dies ist aber kein Mangel. Da der Biofilm nicht schädlich ist, gibt es auch keine technische Regel, die vorschreibt, zwingend dagegen vorzugehen. Warum auch? Es handelt sich letztlich nur um die sichtbare Integration unserer Gebäude in die natürliche Umwelt. Sind die Ablagerungen kreisflächig unterbrochen, kann es sich um eine Wärmebrücke am Fassadendübel handeln, die die Biofilmbildung aber nicht vermeiden kann.

UND WIE STEHEN SIE DAZU?

Ohne Zweifel ist eine Fassade mit ausgeprägtem Biofilm unschön und beeinträchtigt den Gesamteindruck des Gebäudes ästhetisch. Nach dem Stand der Technik werden fungizide Mittel dem Fassadendeckputz oder dem Anstrichschutz beigefügt. Die Wirkung dieser Fungizide lässt allerdings je nach Bewitterungsintensität nach. So kann es bereits etwa nach drei bis fünf Jahren wieder zu einer rasanten Biofilmbildung kommen. Wählt man einen wenig strukturierten Putz oder wird der Putz vorwiegend vertikal ausgerieben, bildet sich weniger Biofilm. Möchten Sie nicht zu oft mit diesem Problem konfrontiert werden, dürfte nur die „chemische Keule“ als Gegenmittel übrig bleiben – auch wenn Schutzimprägnierungen umweltverträglich sein sollen. Ihre Fassaden waren es bisher bestimmt, sonst hätten sich nicht Mikroorganismen auf ihnen bilden können.

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