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Vier im Recht: Wenn der Lack ab ist

Welche Stoffe können „Biofarben“ enthalten und wie sind „Naturfarben“ zu definieren? Stephen-M. Dworok, Bausachverständiger, antwortet.

Über Haus und Wohnung wird oft gestritten. Unsere Experten klären jede Woche eine Frage.

Im Wechsel antworten Katrin Dittert (Fachanwältin), Stephen-M. Dworok (Bausachverständiger), Ernst-Michael Ehrenkönig (Notar) und Norbert Eisenschmid (Dt. Mieterbund e. V.).

WAS STEHT INS HAUS?

Bei der Ausstattung unserer neuen Wohnung wollen wir natürliche Baustoffe und Produkte verwenden. Für die Fußböden sind Korkbeläge und Holzdielen vorgesehen. Die Wände und Decken sowie die Türen sollen mit Biofarben gestrichen werden. In den Medien wird berichtet, dass Biofarben nicht immer nur aus Naturstoffen bestünden. Häufig seien sie auch komplizierter zu verarbeiten. Sie sollen auch teurer sein als herkömmliche Farbsysteme. Was ist bei der Auswahl und der Verarbeitung von geeigneten Biofarben zu beachten und welche Vor- und Nachteile bieten sie?

WAS STEHT IM GESETZ?

Da der Begriff „Biofarbe“ gesetzlich nicht geschützt ist, versteht auch jeder Hersteller etwas anderes darunter. Werden nur einzelne synthetische Inhaltsstoffe im Gegensatz zu einer üblichen Dispersionsfarbe ersetzt, hat man noch keine „echte Naturfarbe“. Naturfarben enthalten keine chemischen Lösemittel. Einige natürliche Inhaltsstoffe haben zwar naturgemäß einen charakteristischen Geruch, stellen jedoch keine gesundheitliche Beeinträchtigung dar. Ob es sich um eine „echte Naturfarbe“ handelt, geht nur aus der stofflichen Inhaltsangabe auf dem Farbgebinde hervor.

Besonders für Allergiker ist es wichtig zu wissen, welche Inhaltsstoffe in den Farben enthalten sind. Mit hochwertigen Naturfarben können viele unterschiedliche Untergründe bestrichen werden. Die Verarbeitung ist ähnlich einfach wie bei einer Dispersionsfarbe. Stark saugende Untergründe sollten mit einem natürlichen Tiefengrund vorbehandelt werden, bevor der zweifache Anstrich erfolgt. Nicht alle Untergründe lassen sich lösungsmittelfrei beschichten. Werden z. B. Holztüren erstmalig gestrichen, kann der Voranstrich mit einer Naturfarbe ausgeführt werden. Der Zwischenanstrich muss mit lösemittelhaltiger Farbe ausgeführt werden, um spätere Verfärbungen an Holzästen zu vermeiden. Wird der Deckanstrich dann wieder als Naturfarbe verarbeitet, wäre auch der Zwischenanstrich mit lösemittelhaltigen Bestandteilen wieder abgedeckt.

UND WIE STEHEN SIE DAZU?

Wer bewusst die Menge an chemischen Emissionsstoffen in seiner Wohnung reduzieren will, sollte unbedingt auf Naturfarben zurückgreifen. Zu den Naturfarben zählen vor allem Krasein-, Leim- und Silikatfarben. Sie bieten hinsichtlich der Verarbeitbarkeit und Dauerhaftigkeit eine gute Alternative zu Dispersionsfarben. Kostenunterschiede zwischen Dispersions- und Naturfarben sind bei gleicher Qualität der sonstigen Inhaltsstoffe im Wesentlichen nicht zu erwarten. Da auch die Verarbeitung beider Farbarten in etwa gleiche solide handwerkliche Fähigkeiten erfordert, ergeben sich hieraus auch keine wesentlich höheren Arbeitsaufwendungen. Ob sich in der Verpackung nur Naturstoffe befinden, muss auf der Verpackung stehen. Vor dem Kauf rate ich Ihnen, die Packungsbeschreibung zu lesen, selbst wenn sie klein gedruckt sein sollte.

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