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Gute Chancen. Die Arbeitgeber sehen keinen Mangel an Ausbildungsplätzen. Die Gewerkschaft warnt: Hauptschüler haben oft keinen Zugang zu den Lehrstellen.

© Markus Brandt/dpa

Vor dem Start des Ausbildungsjahres: In Berlin sind noch 5500 Lehrstellen unbesetzt

Von 18 600 Bewerbern für einen Ausbildungsplatz in Berlin sind 8100 noch nicht versorgt. Vor allem bei kaufmännischen Berufen, Friseuren und Köchen gibt es freie Plätze.

Jennifer Fritz hat großes Glück gehabt. Sie hat nach dem Schulabschluss den Ausbildungsplatz gefunden, der ihr zusagt. Der Beruf der Kauffrau im Groß- und Außenhandel bei Zalando ist für sie genau das Richtige. „Ich durchlaufe das gesamte Unternehmen mit seinen unterschiedlichen Abteilungen, das ist sehr abwechslungsreich“, sagt sie. „Und auch die Betreuung der Azubis ist toll, denn in jeder Abteilung gibt es einen Angestellten, der sich speziell um uns kümmert.“ Es gebe Fortbildungen im firmeneigenen Ferienlager und andere attraktive Angebote.

Viele Jugendliche sind jetzt, wenige Wochen vor Beginn des Ausbildungsjahres, noch auf der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz. Bundesweit haben sich bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) rund 510 000 Bewerber für eine Lehrstelle gemeldet, nach Angaben der BA stehen dem rund 485 000 Ausbildungsstellen gegenüber.

Dennoch meint der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, dass die Lage auf dem Ausbildungsmarkt für die Jugendlichen sehr gut sei. „Von einem Mangel kann keine Rede sein.“ Die meisten freien Stellen gebe es in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik), beispielsweise für Fachinformatiker oder Industriemechaniker.

Vier Prozent mehr Lehrstellen in Berlin und Brandenburg

Die Unternehmensverbände Berlin- Brandenburg (UVB) weisen darauf hin, dass in der Region noch 11 000 Ausbildungsplätze unbesetzt seien. Insgesamt gebe es vier Prozent mehr Lehrstellen als im Vorjahr. Im Handwerk wurden bereits 27 Prozent mehr Ausbildungsverträge unterschrieben als im Juli 2014. Trotzdem sind noch viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz. Dass die Stellen frei sind, liegt auch an der Schwierigkeit, Angebot und Nachfrage zusammenzuführen. Die Wahl der Arbeitgeber fällt häufig auf junge Menschen mit einer guten Schulausbildung, während andere mitunter keinen Ausbildungsplatz bekommen, weil viele Lehrstellen für Wunschberufe vergeben sind.

„Die unbesetzten Plätze stehen längst nicht allen Jugendlichen offen“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack dem Tagesspiegel. „Fast zwei Drittel aller Ausbildungsplätze bleiben Jugendlichen mit einem Hauptschulabschluss von vornherein komplett verschlossen.“ Auch für diese Bewerber müssten Lehrstellen angeboten werden.

Deutsche Bahn ist größtes Ausbildungsunternehmen der Region

In Berlin sind für das neue Ausbildungsjahr laut BA 18 600 Bewerber gemeldet, darunter sind nach aktuellem Stand 8100 noch nicht mit einer Lehrstelle versorgt. Die Berufsausbildungsstätten bieten für die jungen Leute in diesem Jahr insgesamt 12 600 Plätze, 5500 sind davon noch nicht vergeben. Unter den Top zehn Berufen mit unbesetzten Ausbildungsstellen finden sich laut UVB in der Bundeshauptstadt die kaufmännischen Berufe mit rund 460 freien Stellen, Friseure mit 163 und Köche mit 151 nicht besetzten Lehrstellen. Die Deutsche Bahn ist Berlins größter Arbeitgeber und damit auch eines der größten Ausbildungsunternehmen in der Region. Von den rund 250 Lehrstellen im Schienenkonzern sind laut Bahn noch etwa 25 zu besetzen. Über das Online-Portal deutschebahn.com/karriere sind noch Last-Minute-Bewerbungen beispielsweise für die Berufe Elektroniker für Betriebstechnik, Fahrdienstleister oder Industrieelektriker möglich.

Die Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK), die Bundesagentur für Arbeit und die Handwerkskammer Berlin laden außerdem in diesem Jahr zu einer sogenannten Last-Minute-Börse ein. Für Unternehmen mit dringendem Fachkräftebedarf und Jugendliche, die noch keine Lehrstelle für das Ausbildungsjahr finden konnten, bietet die Berliner Lehrstellenbörse die letzte Gelegenheit, Ausbildungsverträge abzuschließen.

Lisa Splanemann

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