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Wirtschaft: In Kairo wird wieder gehandelt Börse mit Verlusten nach sieben Wochen Pause

Kairo - Am Ende jubelte das Parkett, die große Katastrophe war ausgeblieben. Drei Stunden dauerte die Zitterpartie bei dieser besonderen postrevolutionären Premiere.

Kairo - Am Ende jubelte das Parkett, die große Katastrophe war ausgeblieben. Drei Stunden dauerte die Zitterpartie bei dieser besonderen postrevolutionären Premiere. Erstmals seit sieben Wochen hatte die Börse in Kairo am Mittwoch wieder geöffnet, nachdem der Aktienindex kurz nach Beginn der Unruhen Ende Januar an zwei Tagen um gut 20 Prozent abgerutscht war. Auch am Mittwoch setzte sich die Talfahrt zunächst fort, der EGX 30 stürzte schon in den ersten Minuten um 9,93 Prozent auf 5085 Punkte ab. Dann erholt sich der Index leicht auf 5143 Punkte, was aber immer noch ein Minus von 8,9 Prozent bedeutete.

„Unsere Vertrauenskampagne hat sich ausgezahlt“, freute sich der Chef der Kairoer Börse, Mohamed Abdel Salam, und erklärte, sein Haus werde auch die nächsten Tage geöffnet bleiben. „Behaltet eure Nerven, verkauft nicht in Panik“, hatte noch kurz vor Handelsbeginn der neue Finanzminister Samir Radwan die Anleger über das Fernsehen beschworen.

Fünf Mal hatten die Finanzgewaltigen am Nil die Wiedereröffnung der Börse verschoben, bis sie sich am Mittwoch schließlich ein Herz fassten. Regierungseinrichtungen wurden angewiesen, einen Teil ihrer Budgetmittel in Aktien zu investieren, um die Kurse zu stabilisieren. „Rette dein Land, investiere 100 ägyptische Pfund an der Börse, um die Wirtschaft zu retten“, verbreiteten Aktivisten im Vorfeld per Twitter und Facebook – das sind umgerechnet zwölf Euro.

Zahlreiche Standardwerte wie Orascom Construction, Telecom Egypt oder Commercial International Bank (CIB) fielen um zehn Prozent und erreichten damit das erlaubte Maximum für eine Tagesveränderung. Von vorneherein vom Handel ausgesetzt war der Stahlkonzern Ezz Steel, gegen dessen Besitzer, den Mubarak-Vertrauten Ahmed Ezz, wegen Korruption ermittelt wird. Gut fünf Prozent Kursgewinn konnte dagegen die Orascom-Telekom verbuchen, die dem koptischen Milliardär Naguib Sawiris gehört. Ihm werden keine korrupten Geschäfte mit dem Mubarak-Regime nachgesagt. Martin Gehlen

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