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Wirtschaft: In Wolfsburg geht eine Ära zu Ende

VW-Aufsichtsratsspitze nimmt Rücktritt von Personalvorstand Hartz an/Betriebsrat gibt Reisen mit Ehefrauen zu

Berlin Der Abschied von VW-Personalvorstand Peter Hartz ist so gut wie beschlossen. Das vierköpfige Präsidium des VW-Aufsichtsrates empfahl am Mittwoch einstimmig, das Rücktrittsangebot von Hartz vom vergangenen Freitag anzunehmen und eine entsprechende Empfehlung an den Aufsichtsrat zu richten, der schlussendlich entscheidet. Anders als von manchen erwartet, einigte die Aufsichtsratsspitze sich nicht auf einen Nachfolger für Hartz. Bis ein Nachfolger gefunden ist, werde VW-Chef Bernd Pischetsrieder das Amt des Personalvorstands übernehmen. Zum Präsidium des Aufsichtsrats gehören der Aufsichtsratsvorsitzende und frühere Konzernchef Ferdinand Piëch, sein Stellvertreter, der erste Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, der neue VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh sowie der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff als Vertreter des größten VW-Aktionärs. Im Anschluss an das Treffen sagte Wulff, Hartz werde keine Millionen-Abfindung bekommen.

„Herr Hartz hat einen Arbeitsvertrag, der Regeln auch für sein Ausscheiden hat“, sagte IG Metall-Chef Peters nach der Sitzung. Es werde eine „ordnungsgemäße Abwicklung“ geben. Zur Frage der Hartz-Nachfolge sagte Peters, es werde jetzt zunächst Gespräche im kleinen Kreis geben – unter anderem zwischen ihm und Wulff. Als mögliche Kandidaten für die Nachfolge wurden bisher Audi- Personalvorstand Horst Neumann, der Vorstandssprecher der halb öffentlichen Wolfsburg AG, Klaus Dierkes, und der Leiter des VW-Personalwesens, Josef-Fidelis Senn genannt. Es gibt aber Forderungen, dass der Nachfolger von außerhalb des Konzerns kommen soll. Der zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, sagte dem Tagesspiegel, der Rücktritt Hartz’ wirke „befreiend“. Bis heute habe die Affäre „zu einem Ansehens- und Imageverlust für die Marke VW und ihre Produkte geführt“. Es sei nun an der Zeit, „dass Volkswagen aus den Schlagzeilen kommt“, sagte Huber. Mit dem Abgang von Hartz endet eine Ära bei VW. Das IG Metall- Mitglied war seit 1993 Personalvorstand. Hartz galt als Erfinder tarifpolitischer Innovationen wie etwa der Einführung der Vier-Tage-Woche und des Arbeitsmodells 5000 mal 5000.

Der neue VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh räumte unterdessen ein, dass es vom Vorstand organisierte Reisen für leitende Betriebsräte mit ihren Ehefrauen gegeben hat. Die Reisen „waren als Pendant zu den regelmäßigen Treffen der rund 200 Topmanager unter Einbeziehung der Partner gedacht“. In der neuesten Ausgabe der VW-Betriebsratszeitschrift „BR-kontakt“ sagte Osterloh, er habe sich aber nach seiner Wahl zum stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden 2004 mit „Kollegen abgestimmt, dass es diese Reisen nicht mehr geben wird, weil sie nicht mehr zeitgemäß sind“.

Zu Berichten, wonach es für die mitreisenden Ehefrauen der Betriebsratsvorsitzenden ein Taschengeld von bis zu 2000 Euro gegeben habe, sagte Osterloh: „Meine amtierenden Kollegen haben mir versichert, dass da nichts dran ist.“ Weiter sagte der neue Betriebsratschef, er wisse auch jetzt noch nicht, welches Gehalt sein zurückgetretener Vorgänger Klaus Volkert bekommen habe. Er selbst erhalte ein monatliches Bruttogehalt von 6500 Euro, „das entspricht in etwa der untersten Stufe eines Abteilungsleitergehaltes“. Nach verschiedenen Medienberichten soll Volkert mehr als 300 000 Euro im Jahr bekommen haben. Zum Rücktritt Volkerts sagte Osterloh, er und der Geschäftsführer des Betriebsrates hätten zusammen mit Volkert ein Gespräch geführt „mit dem Ziel seines Rücktritts“. alf/dpa

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