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Wirtschaft: Indexzertifikate bieten ähnliche Vorteile wie Aktienfonds - zu geringeren Kosten für den Käufer

Ohne großes Aufsehen haben sie sich die Gunst der Kleinanleger erworben: die Indexzertifikate. Als vor rund zehn Jahren die ersten dieser Papiere auf den Markt kamen, wurden sie zunächst skeptisch beäugt.

Ohne großes Aufsehen haben sie sich die Gunst der Kleinanleger erworben: die Indexzertifikate. Als vor rund zehn Jahren die ersten dieser Papiere auf den Markt kamen, wurden sie zunächst skeptisch beäugt. Schließlich setzt, wer Index-Papiere kauft, nicht auf ein oder mehrere Unternehmen, sondern auf ein Kunstgebilde: nämlich die an den internationalen Börsen gebildeten Kursindizes. Doch mit dem zunehmenden Interesse an der Aktienanlage stieg auch die Nachfrage nach den Index-Papieren. Über 400 werden zurzeit in Deutschland gehandelt - und fast täglich kommen neue hinzu.

Vor allem für kleine Anleger sind die Papiere attraktiv: Da ihr Kurs von mehreren Unternehmen abhängig ist, bieten sie, ähnlich wie die Aktienfonds, eine breite Streuung des Risikos - ein Vorteil vor allem für Anleger, die nicht genug Geld haben, Aktien verschiedener Unternehmen zu kaufen. "Index-Papiere gehören mittlerweile zum festen Bestandteil der meisten Depots", sagt Andrea Bauer, Produktmanagerin bei der Bankgesellschaft Berlin.

Anders als bei Aktienfonds, die auch mit dem Argument der Risikominimierung werben, spart man bei Index-Papieren die Kosten für den Fondsmanager - schließlich wird die Zusammensetzung der Indizes von den Börsen überwacht und gegebenenfalls neu angepasst. Wer sich für Index-Zertifikate entscheidet, überlässt de facto dem Aktienmarkt das Management seiner Papiere. Die Angst, viele Anleger aus dem Fonds-Bereich zu verlieren, ist wohl auch einer der Gründe dafür, dass die Banken mit der Werbung für die Papiere eher zurückhaltend sind.

In der Regel macht bei Zertifikaten auf den europäischen Aktienindex Euro-Stoxx der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis, der sogenannte Spread, nicht mehr als ein Prozent aus. Wer dagegen einen europäischen Aktienfonds kauft, muss mit einem Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent und einer jährlichen Verwaltungsgebühr rechnen. Es ist aber nicht nur der Preis, der die Papiere attraktiv macht: Anleger schätzen auch die Transparenz der Zertifikate. Schließlich weiss man - anders als beim Fonds - immer genau, welche Unternehmen den Kurs des Papiers bestimmen. Beim gemanagten Fonds dagegen ändert sich die Zusammensetzung häufiger, es ist umständlicher, den Überblick zu behalten.

Steuerlich werden Index-Zertifikate wie Aktien behandelt und sind damit, wenn die Spekulationsfrist von einem Jahr berücksichtigt wird, steuerfrei. Besonders interessant sind dabei Papiere auf die so genannten Performance-Indizes. Ein Performance-Index unterscheidet sich vom reinen Kurs-oder Preis-Index dadurch, dass nicht nur die Kurse, sondern auch die Dividenden der einzelnen Aktien in seine Berechnung einfließen. Für den Anleger bleibt die Dividendenzahlung damit steuerfrei, obwohl er über sein Zertifikat von ihr profitiert. Das gilt vor allem für alle Papiere, die sich auf den Dax beziehen, der ein Performance-Index ist.

Auch wenn das Risiko gestreut ist - bei der Auswahl gelten ähnliche Kriterien wie bei der Aktienanlage: Mutige werden auf die Neuen Märkte setzen, also Papiere kaufen, die den Nemax oder den Nasdaq als "Bezugsobjekt" haben. Wer es ruhiger liebt, wird sich eher an den klassischen Werten orientieren, zum Beispiel mit einem Dax-Zertifikat. Nemax-, Nasdaq- und Dax-Zertifikate gehören mittlerweile zu den Standardprodukten, die von allen größeren Banken angeboten werden. Das gleiche gilt für Papiere, die sich auf den europäischen Euro-Stoxx oder den japanischen Nikkei-Index beziehen.

Exotischer ist dagegen ein Angebot der Commerzbank: Sie bietet Zertifikate auf den russischen Aktienindex RTX an. "Der ist allerdings nur etwas für Leute mit guten Nerven", erklärt Oliver Wunde, Produktmanager bei der Commerzbank, "immerhin schwankte der RTX in den letzten Jahren zwischen 1012 und 47 Punkten". Zurzeit liegt der Index bei 533 Punkten. An Osteuropa-Liebhaber richtet sich auch das auf den CECE-Index basierende Zertifikat der Dresdner Bank. Der Index, der an der österreichischen Börse festgestellt wird, beinhaltet die vier großen Indizes aus Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Die Liebe zu den Exoten hat allerdings ihren Preis: Der Spread, also der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufskurs, ist bei RTX- oder CECE-Zertifikaten um ein Vielfaches höher als bei den gängigen Dax- oder Stoxx-Papieren.

Wer sich für ein Index-Zertifikat entscheidet, sollte neben dem Spread noch zwei andere Faktoren im Auge behalten: Die Laufzeit und ein eventuelles Währungsrisiko. Anders als Aktien oder Aktienfonds werden die Zertifikate immer zu einem bestimmten Stichtag von der Bank zurückgenommen. Grund dafür ist das rechtliche Konstrukt, auf dem die Ausgabe der Zertifikate beruht: Eigentlich kauft der Kunde mit einem Zertifikat nämlich keinen Anteil, sondern wird zum Gläubiger der Bank, die mit dem Zertifikat eine Schuldverschreibung ausgibt. Der Kunde sollte sich darum immer erkundigen, ob die Bank nach Ablauf der Fälligkeit ein ähnliches Papier wiederauflegen wird. Tut sie das nicht, steht er dann vor der Frage der Wiederanlage - unter Umständen zu einem für ihn ungünstigen Zeitpunkt.

Vor dem Kauf sollten sich Anleger über mögliche Währungsrisiken, die mit dem Kauf von Index-Zertifikaten verbunden sind, informieren. "Anleger, die auf einen nicht in Euro notierten Index setzen, laufen Gefahr, dass Währungsschwankungen ihre Gewinne wieder auffressen oder zumindest reduzieren", erläutert Torsten Schrader, der bei der Deutschen Bank AG in Frankfurt die verbrieften Produkte betreut. Wer sich davor schützen will, sollte ein sogenanntes "Quanto-Zertifikat" wählen. Bei diesen Papieren übernimmt die Bank das Währungsrisiko. "Quanto-Zertifikate" werden auf folgende Indizes angeboten: Den Schweizer SMI, den FTSE (Großbritannien), den US-amerikanischen S & P 500 und den japanischen Nikkei 225.

Katharina Voss

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