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Wirtschaft: Industrie und Opposition wollen mehr Kernenergie Auch unabhängige Experten für längere Laufzeiten

Berlin - Oppositionspolitiker und unabhängige Experten haben die Bundesregierung aufgefordert, den Atomausstieg rückgängig zu machen. „Die Klimaschutzziele sind nicht zu erreichen, wenn es beim Atomausstieg bleibt“, sagte die energiepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Gudrun Kopp, dem Tagesspiegel.

Berlin - Oppositionspolitiker und unabhängige Experten haben die Bundesregierung aufgefordert, den Atomausstieg rückgängig zu machen. „Die Klimaschutzziele sind nicht zu erreichen, wenn es beim Atomausstieg bleibt“, sagte die energiepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Gudrun Kopp, dem Tagesspiegel. Ohne die weitere Nutzung der Kernenergie sei eine Reduktion der CO2-Emissionen um 20 Prozent nicht zu schaffen. Kopp kündigte an, dass eine Regierung unter Beteiligung der FDP den Atomausstieg kippen werde. „Das wird mit Sicherheit rückgängig gemacht“, sagte sie.

Dem stimmt auch Peter Paziorek, Vorsitzender des Arbeitskreises Umwelt der CDU/CSU-Fraktion zu: Käme die Union an die Regierung, „werden wir das Atomausstiegsgesetz wieder ändern“. So soll die durchschnittliche Laufzeit der deutschen Kernkraftwerke von derzeit 32 auf 40 Jahre verlängert werden. Teilweise gebe es in der Union Stimmen, die sogar für eine Verlängerung auf 50 Jahre seien, sagte Paziorek.

Auch die Umweltexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, plädierte für eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken. Die Zeit könnte genutzt werden, um alternative Energien weiter zu fördern, sagte sie dem Magazin „Focus-Money“. Den Bau neuer Kernkraftwerke lehnte sie aber ebenso wie Kopp und Paziorek ab.

Auch auf Seiten der Industrie hält man eine Verlängerung der Restlaufzeiten durchaus für möglich. „Unter Versorgungs- und Klimaschutzgesichtspunkten muss man das unbedingt diskutieren“, sagte Niels Lau, Leiter der Energieabteilung beim Bundesverband der deutschen Industrie (BDI).

Bei den großen Energieversorgern trifft der Vorstoß allerdings auf keine Gegenliebe – zumindest nicht offiziell. „Die Frage der Laufzeiten stellt sich nicht“, sagte Dirk Ommeln, Sprecher der EnBW. „Wir haben eine Vereinbarung, und die ist bindend.“ Ähnlich sieht man das bei RWE: „Der Ausstieg ist beschlossene Sache; wir Betreiber stehen dazu“, sagte Manfred Lang von RWE Power.

Ob die Regierung ihre Klimaschutzziele allerdings erreichen wird, bezweifelt auch Lang. Vor allem die durch Effizienzsteigerungen bei Kohle- und Gaskraftwerken erhoffte CO2-Reduktion sei unrealistisch. „Wir haben die Wirkungsgrade in den vergangenen Jahren bereits deutlich erhöht“, sagte Lang. „Inwieweit noch weitere Steigerungen möglich sind, ist heute kaum zu sagen.“ Auch die Vorgabe der Regierung, dass innerhalb von zehn bis zwanzig Jahren eine weitgehend CO2-freie Stromerzeugung aus Kohle möglich sein soll, stößt auf Unverständnis. „Das ist noch Laborstadium“, sagte Lang. Ein Einsatz in der Großtechnik sei nicht abzusehen.

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