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Wirtschaft: Inflation sinkt auf niedrigsten Stand seit Oktober 1999

Berlin / Frankfurt (Main) (brö/ro). Die Inflation in Deutschland ist weiter auf dem Rückzug.

Berlin / Frankfurt (Main) (brö/ro). Die Inflation in Deutschland ist weiter auf dem Rückzug. Im Juni stiegen die Verbraucherpreise nur noch um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mit. Damit ist der Geldwert so stabil wie seit Oktober 1999 nicht mehr. Die Europäische Zentralbank (EZB) fürchtet aber schon bald ein Anziehen der Preisentwicklung. In den kommenden Monaten könne die Rate wieder auf zwei Prozent ansteigen, erklärt die Notenbank in ihrem Monatsbericht für Juli.

Das Statistische Bundesamt korrigierte damit seine ursprüngliche Schätzung von 0,9 auf 0,8 Prozent. Im Mai hatte die Inflationsrate noch bei 1,1 Prozent gelegen, im Januar sogar noch über zwei Prozent. Verantwortlich für den deutlichen Rückgang waren vor allem die Preise für Heizöl und Lebensmittel. Sie waren Anfang 2001 sehr stark gestiegen und hatten die Inflation auf mehr als drei Prozent getrieben. Nun sind die Preise auf Normalmaß zurückgekehrt – so wurde Heizöl um 17,6 Prozent billiger, Kraftstoffe um 2,5 Prozent. Auch Nahrungsmittel wurden billiger, Gemüse sogar um 12,6 Prozent. Mehr Geld verlangten dagegen die Anbieter von Dienstleistungen. Schuhreparaturen verteuerten sich um 5,1 Prozent, Kino-Tickets um 4,9 und Restaurantbesuche um 4,1 Prozent.

Nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank dürfte sich dieser Trend zur Verteuerung von Dienstleistungen fortsetzen. Nach der Euro-Einführung seien die Preise in diesem Sektor immer weiter gestiegen, diese Entwicklung habe bereits vor drei Jahren begonnen. Dies habe auch die anhaltende Teuro-Debatte in Deutschland ausgelöst. Hinzu kämen die hohen Lohnsteigerungen, die in den vergangenen Monaten ausgehandelt worden seien. „Insgesamt deuten die Geldmengen- und die Lohnentwicklung nicht auf ein Nachlassen des längerfristigen Inflationsdruck hin“, schreibt die EZB. Vorsicht sei angebracht, dass nicht im gesamten Euro-Raum hohe Lohnsteigerungen vereinbart würden, denn diese schmälere die Wettbewerbsfähigkeit.

Rechne man die Preise für Energie und Lebensmittel heraus, verharre die Geldentwertung bereits seit längerer Zeit auf einem hohen Niveau. Die Geldpolitik müsse deshalb wachsam bleiben. Für die nächsten Monate erwartet die EZB eine Inflationsrate, die um die Marke von zwei Prozent schwankt. Allerdings gebe es auch Kräfte, die stabilisierend wirkten. Der zuletzt stark gestiegene Kurs des Euro gegenüber dem amerikanischen Dollar werde die allgemeine Preisentwicklung dämpfen. „Allerdings ist es schwierig, die Größenordnung und den Zeitpunkt dieses Effektes zu bestimmen“, schreiben die Experten der Zentralbank.

Für die weitere Entwicklung der Wirtschaft verbreitete die EZB Hoffnung. Bis zum Jahresende werde das Wachstum in den Teilnehmerländern der Währungsunion auf bis zu zwei Prozent steigen. Ein weiteres Anziehen sowohl der Inlands- als auch der Auslandsnachfrage sei nach wie vor das wahrscheinlichste Szenario, heißt es im Monatsbericht Juli. Allerdings habe auch die Unsicherheit über die Stärke des Konjunkturaufschwungs innerhalb und außerhalb der Eurozone nicht abgenommen. Die EZB verweist dabei auch auf die Lage an den Börsen und auf die jüngsten Bilanzierungsskandale.

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