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Wirtschaft: Innovationen aus der Pleitestadt

Was Wirtschaftsforscher dem Senat vorschlagen

Berlin - Armes Berlin: Mit Sanierungshilfen kann die Hauptstadt seit Donnerstag nicht mehr rechnen. Das Land befindet sich nicht in einer Haushaltsnotlage, urteilte das Bundesverfassungsgericht, sondern muss nur besser mit seinem Geld umgehen. Kreative Ideen sind gefragt. Da passt es gut, wenn Wissenschaftler Modelle entwickeln, wie mit den geringen Mitteln effizienter umgegangen werden kann. Die Veranstaltung „Impulse für die Region“ an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (FHTW) präsentierte am Freitag Projekte für die Zusammenarbeit zwischen praxisnaher Wissenschaft, Politik und regionaler Wirtschaft. „Durch die Karlsruher Entscheidung ist das Thema unserer Veranstaltung natürlich aktueller denn je“, sagte FHTW-Präsident Michael Heine bei der Eröffnung.

FHTW-Forscher Klaus Semlinger will, dass die Stadt durch intelligente Auftragsvergabe innovative Unternehmen fördert. „Es ist ja nicht so, das Berlin überhaupt kein Geld hat“, sagte Semlinger. Jährlich vergebe Berlin Aufträge in Höhe von rund 3,5 Milliarden Euro. Hinzu kämen Ausgaben von Unternehmen der öffentlichen Hand, etwa der Wohnungsbaugesellschaften, in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro. Zumindest ein kleiner Teil dieser fünf Milliarden Euro könne für innovative Beschaffungsstrategien eingesetzt werden, regte Semlinger an. „Setzt man dafür nur ein Prozent an, hat man immerhin 50 Millionen Euro zur Verfügung. Das wäre etwa doppelt so viel, wie die Stadt jährlich für angebotsorientierte Innovationsförderung ausgibt.“

Statt Aufträge an den billigsten Anbieter zu vergeben, sollte Berlin auch Geld für innovative Problemlösungen bereitstellen. „Bewährt sich das innovative Produkt, kann es für einen größeren – auch überregionalen oder gar internationalen – Abnehmerkreis attraktiv werden.“ Erst wenn es gelinge, das innovative Nachfragepotenzial zu mobilisieren, könne Berlin als Wissenschaftsmetropole mehr Wachstumserfolge erzielen.

Semlingers FHTW-Kollege Peter Kayser will die Wirtschaftsförderung der Bezirke verbessern. „Ein effektives Controlling, die Prüfung, ob die eingesetzten Förderinstrumente auch erfolgreich waren, findet oft nicht statt, da dies politisch nicht gewollt ist.“ Auch gebe es zu wenig Abstimmung zwischen den Förderinstrumenten des Senats und der Bezirke. Dennoch will er sich nicht der IHK-Forderung anschließen, die die Verwaltungsebene der Bezirke am liebsten abschaffen möchte. Die Bezirke müssten jedoch künftig als Dienstleister für Unternehmen auftreten. „Der Schwerpunkt muss auf der Bestandssicherung der ansässigen Firmen liegen, da hier in der Regel eher Arbeitsplätze entstehen als durch Neugründungen oder Ansiedlungen.“

Die Zukunft Berlins, glauben die Wissenschaftler, liege in Adlershof und anderen Zentren, in denen Wissenschaftler, Unternehmer und die öffentliche Hand eng zusammenarbeiten. „Immerhin 400 technologieorientierte Unternehmen haben sich dort bereits angesiedelt“, sagte Hardy Schmitz, Geschäftsführer des Technologieparks Adlershof. „Und die Beschäftigung ist in den vergangenen beiden Jahren um jeweils elf Prozent angestiegen.“

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