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Insolvenz: Quelle sieht sich zwischen den Fronten

Das insolvente Versandhaus kämpft weiter für überlebensnotwendige Finanzhilfen. Heute will der Bund darüber entscheiden.

Berlin -  Die Rettung des insolventen Versandhändlers Quelle mit seinen rund 8000 Arbeitsplätzen hängt am seidenen Faden. CSU-Chef Horst Seehofer forderte die Bundesregierung am Sonntag eindringlich auf, sich an dem zum Überleben notwendigen Kredit in Höhe von 50 Millionen Euro zu beteiligen. „Man muss sich die Frage stellen: Wie sehr gefährdet die Politik durch ihr Verhalten Arbeitsplätze?“, sagte der bayerische Ministerpräsident in Berlin mit Blick auf das Zögern des Bundes.

Bislang fehlten der Regierung ausreichend Sicherheiten für eine Zusage. Der Bund will aber spätestens am heutigen Montag darüber entscheiden, ob die Staatshilfe gewährt wird. Für den späten Nachmittag hat der Bürgschaftsausschuss den Insolvenzverwalter von Quelle zu einem Treffen eingeladen.

Der Chef des insolventen Versandhändlers Quelle, Konrad Hilbers, warnte unterdessen vor Spekulationen über eine drohende Abwicklung des Unternehmens. „Dafür gibt es keinen Anlass“, sagte Hilbers am Sonntag. Durch derartige Aussagen spitze sich die Lage bei Quelle nur noch weiter zu. Aus Regierungskreisen war zuvor durchgedrungen, dass eine geordnete Abwicklung des Unternehmens für wahrscheinlich gehalten werde. „Wir haben das Gefühl, dass wir politisch ungewollt zwischen die Fronten geraten sind“, sagte Hilbers, der nach eigenen Angaben ebenfalls an dem heutigen Treffen in Berlin teilnehmen wird. Quelle verfüge über eine gute Substanz und habe eine Zukunft, wenn der Staat das Überleben des Unternehmens kurzfristig durch einen Kredit sichere.

Nach Angaben vom Wochenende muss Quelle allerdings bereits seit fast drei Wochen ohne eigene finanzielle Mittel auskommen, weil es sein letztes Geld wenige Stunden vor dem Insolvenzantrag Anfang Juni an den Mutterkonzern Arcandor überwiesen hat. Das sei in einem Insolvenzverfahren allerdings ein normaler Vorgang, wie der Insolvenzverwalter und auch Arcandor versicherten. Folge ist allerdings, dass Quelle seit dem 9. Juni kein Geld mehr hat und auf das Wohlwollen seiner Lieferanten angewiesen ist. Nicht einmal seine Strom- und Telefonrechnungen kann das Unternehmen bezahlen.

Die Nürnberger Druckerei des Quelle- Katalogs hat sich am Freitagabend trotz der Risiken entschlossen, vorläufig mit der Auslieferung des neuen Katalogs zu beginnen. Dies geschehe auch im Vertrauen auf den politischen Willen des Freistaats Bayern und der Bundesrepublik, begründete die Druckerei Prinovis.

Der sächsische Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) forderte Aufklärung über die Geldströme zwischen Quelle und Arcandor. Sachsen will sich mit vier Millionen Euro an dem Massekredit beteiligen, um Quelle-Jobs in Sachsen zu retten, Bayern mit weiteren 21 Millionen. 25 Millionen Euro müsste der Bund tragen. „Wenn der Staat unterstützen soll, muss auch Klarheit herrschen über den Geldfluss in den letzten Tagen vor der Insolvenz“, sagte Jurk. (dpa/pet/HB)

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