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Intel Manager Gregory Bryant bei der Technologiemesse CES 2019 in Las Vegas.

© David Becker/Getty Images/AFP

Technologiemesse CES in Las Vegas: Intel verspricht den 5G-Chip

Der zuletzt wegen Sicherheitslücken und Managerquerelen gebeutelte Computerchiphersteller hat in Las Vegas einen Blick in die Zukunft gewährt.

Las Vegas ist laut, bunt, schnell und hat den Groove. Deshalb sind auf der weltgrößten Schaulaufen der Hightech-Firmen CES Pressekonferenzen zur Vorstellung von Neuerungen Shows: Chipgigant Intel zum Beispiel lud die Musikerin Kawehi (hier bei Spotify) an die Mischpulte. Während Intel nach der Freistellung seines Chefs immer noch ohne Spitzenmann steuert, ist Kawehi Chefin einer Band aus nur einem Mitglied: Sie singt, sampelt und mischt ihren Groove allein und live auf der Bühne – natürlich mit Rechnern und Mischpulten, in denen Intel-Chips und Technologien stecken.

Intel hat einen Lauf mit einem Rekordumsatz von umgerechnet 16 Milliarden Euro in dem bisher letzten veröffentlichten Quartal, dem ersten aus 2018. Dabei ging in diesem Jahr so viel daneben wie lange nicht mehr: Sicherheitslücken in Chips, der Chef unrühmlich abgegangen, angeblich wegen einer Affäre mit einem oder einer Kollegin, die neue Chip-Generation mit noch kleineren Strukturen (zehn Nanometer) immer noch nicht in Serie gegangen. Und trotzdem: „Wir sind auf Kurs“, sagte Vize-Präsident Gregory Bryant, der durch den Abend führte. Er gab Einblicke auf eine schöne neue Welt, die uns einen neuen kraftvolleren mobilen Funkstandard (5G), Künstliche Intelligenz und neue Rechnerarchitekturen beschert – so richtig aber wohl erst zum Jahreswechsel 2020.

Neueres Geschäftsfeld: Chips für Autos

Chips für Notebooks, Server sowie Rechenzentren und Spezialanwendungen der Medizin sind längst nicht mehr das einzige Geschäftsfeld von Intel. Auf der Show öffnete sich plötzlich der Vorhang und ein wuchtiger schwarzer BMW- SUV fuhr vor. Die CES macht zunehmend den traditionellen Automessen Konkurrenz, jedenfalls wenn Vernetzung und Digitales die Fahrzeugklasse bestimmen. Intel mischt kräftig mit auf dem waschenden Markt, schluckte dazu die israelischen Mobilitätsfirma MobilEye und schmiedet Allianzen mit Fahrzeugherstellern, um beispielsweise das autonome Fahren voranzutreiben. Aus Deutschland zählt BMW dazu und auch VW. Noch in diesem Jahr sollen an die 60 autonom steuernde VWs in Tel Aviv in Betrieb gehen.

Sängerin Kawehi und Musikproduzent Kevin Doucette unterstützen die Intel-Präsentation musikalisch.
Sängerin Kawehi und Musikproduzent Kevin Doucette unterstützen die Intel-Präsentation musikalisch.

© David Becker/Getty Images/AFP

Für den MobilEye Vizechef Erez Dagan sind die Risiken durch das Regelwerk in der Software so begrenzt, dass er Unfälle mit Personenschaden schlichtweg ausschließt. Noch steuern die Fahrzeuge aber immer ausschließlich mit einem menschlichen Aufpasser durch die Straßen – mehr erlaubt bisher kein Staat. Die schier unfassbare Menge der Daten zu verarbeiten, das ist Intels Geschäft und Bryan sieht darin auch einen guten Teil des insgesamt „300 Milliarden Euro großen Geschäfts-Potenzials“ von Intel.

Dell-Chef orakelt von "nächster Ära"

Der neue Automarkt richtet es nicht allein. Es sind natürlich auch alle anderen Einsatzfelder für Prozessoren: Im Sport zum Beispiel ergänzt Künstliche Intelligenz die Prozessoren um Bewegungsabläufe zu analysieren. Sensoren in Kleidung braucht es dazu nicht, die mit Algorithmen gefütterten Rechner werten Videoaufnahmen des Athleten aus verschiedenen Perspektiven aus. Physiologen können aus diesen Erkenntnissen Empfehlungen zur Optimierung der Bewegungen ableiten. „Nervana“ heißt der neue Chip, den Intel in diesem Jahr für diesen Einsatz von KI herausbringt.

Traditionell treibt der Konzern auch die Herstellung neuer Geräteklassen voran. Das hatte er etwa mit den sehr kompakten „Ultrabooks“, indem es Standards für deren vorgab. Mit dem „Projekt Athena“ folgt der nächste Streich. Davon ist jedenfalls der Chef der Kunden-Sparte von US-Marktführer Dell überzeugt, den Intel auf die Bühne holte. In der Hand hielt der Mann einen hefterschmalen silberglänzenden Prototypen eines „XPS-Gerätes“. Dells XP sind die Oberklasse ultrakompakter Notebooks und 2-in-1-Geräten aus Tablets mit abnehmbarer Tastatur. Befeuert werde der Prototyp von der neusten Generation der auf zehn Nanometer geschrumpften Intel Prozessoren, Codename „Icelake“. In diesen erkennt der Dell-Chef sogar die „nächsten Ära“ der Geräteklasse - mit erheblich mehr Leistung bei geringerem Strombedarf.

Kleinere und schnellere Geräte werden möglich

Öffnen und im Betrieb vorstellen, mochte der Dell-Manager das Zaubergerät nicht. Dafür Intel. Ein Gerät mit der neuen Technik zauberte die Simulation eines rennenden Geparden auf den Bildschirm, dem erst das Fell digital abgezogen wurde, dann Sehnen, Muskeln und Gefäße bis nur noch das Gerippe durch die Tundra galoppierte. Eine gewaltige Rechenaufgabe in hochauflösender Darstellung.

Die neue dann wohl zehnte Core-Prozessoren-Generation (sowie Server und andere „Client“-CPUs) von Intel verspricht tatsächlich eine kleine Revolution und nicht bloß einen weiteren Trippelschritt in der eher stagnierenden Optimierung des bestehenden Prozessoren-Typus. Dieser ist seit rund vier Jahren auf dem Markt. Den Sprung zum kleineren Chipformat wird Intel durch die Zusammenführung der Recheneinheit mit einem 5G-Chip, einem W-Lan-Sender und dem neuen USB-Standard (2.1). Die Einheiten werden übereinander gestapelt und bilden eine Art Chip-„Hybrid“. Verbraucher können sich freuen: Noch kleinere, leistungsfähigere Geräte werden möglich, die länger ohne Steckdose auskommen auch bei aufwendigen hochauflösenden (4k) Video-Darstellungen.

Die Reise zur Messe wurde in Teilen durch die Firma Intel finanziert.

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