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Wirtschaft: Internationale Finanzmärkte werden unsicher

Die Unruhe haltensich jedoch in Grenzen / Clintons Affären belasten den Dollar und die Börsen FRANKFURT (MAIN) (oe).Die Spekulationen über einen möglichen Rücktritt des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton haben die Finanzmärkte in USA und Europa in Unruhe versetzt.

Die Unruhe haltensich jedoch in Grenzen / Clintons Affären belasten den Dollar und die Börsen

FRANKFURT (MAIN) (oe).Die Spekulationen über einen möglichen Rücktritt des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton haben die Finanzmärkte in USA und Europa in Unruhe versetzt.Besonders der Kurs des US-Dollars hat seit Bekanntwerden der Gerüchte über die jüngste Sexaffäre Mitte vergangener Woche kräftig an Wert verloren.Börsenexperten in Frankfurt (Main) schließen nicht aus, daß es bei einer weiteren Zuspitzung der Lage in Washington in den nächsten Tagen auch an den Börsen zu einem deutlichen Kursrutsch kommen könnte. Schon in der Vergangenheit haben Regierungskrisen in Amerika die Finanzmärkte heftig durcheinandergewirbelt.Am vergangenen Freitag hatten die Börsianer an der New Yorker Wall Street die Ausmaße des Skandals um Clintons angebliche Affäre mit der Praktikantin Monika Lewinsky erstmals richtig zur Kenntnis genommen.Bis zum Wochenschluß war der Dow-Jones-Index um gut 50 Punkte auf gerade noch 7700,74 Zähler gefallen.Am Rentenmarkt, an dem die Renditen für amerikanische Staatsanleihen gerade auf ein Rekordtief von 5,7 Prozent gefallen waren, setzte gar eine Trendwende ein, die Zinsen zogen sofort an.Nachdem die Börsenhändler in den letzten Wochen ohnehin schon durch die unsicheren Auswirkungen der Asien-Krise beunruhigt waren, tauchten nun Erinnerungen an frühere Regierungkrisen in Washington auf.So verlor der Dow-Jones-Index nach der Ermordung des damaligen Präsidenten John F.Kennedy am 22.November 1963 innerhalb einer Stunde fast 3 Prozent seines Wertes.Dann wurden die Märkte vorzeitig geschlossen.Auch beim Rücktritt von Präsident Richard Nixon infolge der Watergate-Affäre sackten die Kurse rasant in den Keller. Börsenexperten haben für die aufgetauchte Schwäche eine einfache Erklärung: die Psyochologie.Denn obwohl die fundamentalen Daten in Amerika nach wie vor für einen anhaltenden Aufschwung sprechen, könnten internationale Anleger das Vertrauen in die amerikanische Regierung und damit in die Wirtschaftsentwicklung verlieren.Deutlich wird diese Reaktion vor allem bei den Devisenhändlern.Sie haben mit den Milliardensummen, die sie täglich bewegen, den Kurs der amerikanischen Währung seit Mitte vergangener Woche schon von über 1,84 DM auf nur noch knapp 1,77 DM gedrückt.Analysten halten jetzt sogar einen weiteren Rückgang des Dollarkurses für möglich.Das wiederum beeinflußt auch die Kursentwicklung deutscher Aktien, besonders bei den Unternehmen, die stark im Export engagiert sind. Von der Unsicherheit beim Dollar profitiert auf der anderen Seite der Goldpreis.Während das Edelmetall in den vergangenen Monaten aufgrund eines hohen Angebots und einer eher schwachen Nachfrage stetig an Wert verloren hat, ist es jetzt als "Krisenwährung" für viele Investoren wieder eine attraktivere Anlage geworden.Der Goldpreis kletterte entsprechend auf über 300 Dollar je Feinunze, während er Anfang Januar noch bei 279 Dollar gelegen hatte. Dennoch hält sich die Unruhe an den Märkten derzeit noch in Grenzen.Dies liegt vor allem daran, daß die amerikanische Wirtschaft sich auch im sechsten Aufschwungjahr immer noch in guter Verfassung befindet.Clinton wird am heutigen Dienstag in seiner Rede zur Lage der Nation für das Fiskaljahr 1999 zudem einen ausgeglichenen Haushalt ankündigen können, drei Jahre früher als erwartet.Bei den deutschen Börsianern richtete sich daher zum Wochenauftakt auch der Blick eher auf die Entwicklung der jeweiligen Unternehmen, auch wenn der etwas schwächere Dollar wiederum auf die Stimmung drückte.Über die weitere Entwicklung in den nächsten Tagen gingen die Meinungen auf dem Frankfurter Parkett weit auseinander.Während einige Experten darauf setzen, daß Clinton die Affäre unbeschadet überstehen kann, sahen andere eine längere Phase der Unsicherheit voraus. In Amerika war man eher pessimistisch - vor allem wegen des sogenannten Football-Indikators.Da nämlich mit den Denver Broncos ein Team aus der American Football Liga das traditionelle Super-Bowl-Spiel gewonnen hat, sind die Hoffnungen auf ein positives Börsenjahr kleiner geworden.Der seit 1967 bestehende Football-Indikator sagt nämlich nur bei einem Sieg einer Mannschaft aus der National Football Liga steigende Kurse vorher, bei einem Sieg des AFL-Teams jedoch eher sinkende Kurse.

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