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Wirtschaft: Internet-Apotheke kommt in Deutschland ins Geschäft

Barmer bestätigt Gespräche mit holländischem Apotheker Doc-Morris – große Kassen hoffen auf Kostenersparnis

Berlin (pet). Die holländische InternetApotheke Doc Morris ist zuversichtlich, bis zum Jahresende Verträge mit mehreren deutschen Krankenkassen abschließen zu können. „Ich gehe davon aus, dass wir auch mit großen deutschen Ersatzkassen noch in diesem Jahr abschließen werden“, sagte Ralf Däinghaus, der Geschäftsführer der Internetapotheke, dem Tagesspiegel. Däinghaus sagte, auch mit AOKen und „einigen Dutzend“ Betriebskrankenkassen würden Gespräche geführt. Die Barmer-Ersatzkasse bestätigte, dass Gespräche laufen. „Wir prüfen aber noch sehr genau“, sagte ein Sprecher.

Als erste größere Krankenkasse hatte die Gmünder Ersatzkasse (GEK) in der vergangenen Woche einen Vertrag mit der Internetapotheke unterzeichnet. Doc-Morris versendet von Holland aus Arzneimittel nach Deutschland und ist darum nicht an die deutschen Festpreise gebunden. Nach europäischem Recht ist es erlaubt, Medikamente in Holland zu kaufen und anschließend zu importieren. Bei Doc-Morris erfolgt der Versand per Kurier auf Firmenkosten. Damit hat der Verbraucher offiziell in Holland eingekauft. Ab dem kommenden Jahr ist der Versandhandel – trotz Widerstands der Apothekerverbände – auch in Deutschland erlaubt.

Wie viel Geld deutsche Kassen sparen, die Medikamente von Doc-Morris abrechnen, ist unklar. GEK-Chef Dieter Hebel sagte, seine Kasse erhalte Rabatte, ohne die Höhe zu nennen. Doc-Morris-Chef Däinghaus sprach von „etlichen Prozent“. Der Vertrag sehe vor, dass die GEK die Kosten der bei Doc-Morris gekauften Arzneien permanent erstatte, im Gegenzug garantiere Doc-Morris „eine positive Preisstruktur und Qualitätsstandards. „Wir haben die Möglichkeit, günstig einzukaufen und geben diesen Einkaufsvorteil weiter“, sagte Däinghaus. Außerdem will die Internet-Apotheke nur die Hälfte der Zuzahlungsgebühr von maximal zehn Euro verlangen, die ab 2004 in Deutschland beim Kauf von Arzneimitteln fällig wird.

Doc Morris spürt nach eigenen Angaben einen deutlichen Nachfrageschub, seit der Bundesrat Mitte Oktober mit der Gesundheitsreform auch der Liberalisierung des Versandhandels in Deutschland zugestimmt hat. Die Internet-Apotheke hat im Oktober 5,6 Millionen Euro umgesetzt und erstmals schwarze Zahlen erreicht. Für das Gesamtjahr ist Däinghaus zuversichtlich, die bisherige Prognose von 45 Millionen Euro übertreffen zu können. Ende September zählte die Apotheke 250 000 Kunden.

Viele Krankenkassen sehen im Versandhandel ein zusätzliches Serviceangebot für die Versicherten. „Auf der Suche nach attraktiven Angeboten für unsere Kunden müssen wir über alle Möglichkeiten nachdenken“, sagte ein Sprecher des AOK-Bundesverbandes. Ein Sprecher des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen nannte den Internet-Handel eine Möglichkeit für die Kassen, ihren Service auszuweiten. „Das kann dem Wettbewerb nur gut tun“, sagte er. Vor allem große Kassen hätten aufgrund ihrer Nachfragemacht die Chance, dabei Rabatte auszuhandeln. Die Internet-Apotheken könnten aber nur „eine Ergänzung“ zu den stationären Apotheken sein, sagte ein Sprecher des BKK-Bundesverbandes.

Deutsche Versandapotheken dürfen den Kassen Preisvorteile bei Impfstoffen und bei Arzneien ab 2004 nur im Rahmen der integrierten Versorgung (Disease Management) einräumen. GEK–Chef Hebel sagte, er verhandle auch mit deutschen Versandapotheken über Rabatte.

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