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Wirtschaft: Internet-Umfrage: Und sie bewegen sich doch

Die Deutschen sind motiviert, leistungsbereit und wollen mehr Verantwortung. Jeder neunte Bundesbürger hält es für denkbar, sich selbstständig zu machen.

Die Deutschen sind motiviert, leistungsbereit und wollen mehr Verantwortung. Jeder neunte Bundesbürger hält es für denkbar, sich selbstständig zu machen. Schon die Ergebnisse der am Dienstag in Berlin vorgestellten repräsentativen Online-Umfrage unter dem Titel "Perspektive Deutschland" sind überraschend.

Richtig spektakulär aber ist der Weg, auf dem die Unternehmensberatung McKinsey, T-Online und stern.de die Umfrage durchführten. Sie stellten den Fragebogen einfach ins Internet, suchten ein paar prominente Politiker als Paten für das Projekt und warteten ab. Mit Erfolg: Zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres nahmen 170 000 Bundesbürger an der Online-Umfrage teil. Viele reichten den aufwändigen Fragebogen an Verwandte und Bekannte weiter. Die Aktion wurde so die bisher größte Internet-Umfrage in Europa.

Für die Meinungsforscher war das eine ziemliche Überraschung. Denn normalerweise sind Umfragen, die repräsentativen Charakter bekommen sollen, ziemlich teuer. Professionelle Befrager müssen angeheuert werden, die meisten Menschen, die auf der Straße angesprochen werden, wollen nicht teilnehmen. Anders die Online-Umfrage: Die meisten, die den Fragebogen anklickten, füllten ihn auch aus. Die Kosten der Massenbefragung betrugen nur einen Bruchteil einer üblichen Umfrage.

Und weil so viele Menschen daran teilgenommen haben wie normalerweise nur bei Volkszählungen oder anderen groß angelegten Studien, können die Ergebnisse jetzt regionalisiert werden. Jeder Landkreis und jede größere Kommune könnte durch diese Umfrage herausfinden, wie ihre Bürger über sie denken und wie lebenswert die Einwohner ihre eigene Umgebung finden. "Wir wollten wissen, wie die Menschen in Deutschland über Verantwortung denken", sagte Jürgen Kluge, Deutschland-Chef von McKinsey. Die Ergebnisse sollen jetzt mit Entscheidungsträgern diskutiert werden.

Berlin könnte besonders viel lernen. Denn Berlin gehört nach Ansicht seiner Bewohner zu den weniger lebenswerten Städten - es rangiert deutlich hinter München, Köln und Hamburg. Und beim Schulsystem ist die Stadt sogar auf dem letzten Platz der Bundesländer gelandet. Nur zwölf Prozent der Befragten sind mit dem Schulsystem in Berlin zufrieden. Spitzenreiter Bayern kommt immerhin auf eine Zustimmung von 29 Prozent.

Philipp Scheffbuch

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