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Wirtschaft: Investmentbranche: Anleger wollen Fondskauf mit Rabatt - Ermäßigte Ausgabeaufschläge sind bei Direktbanken eher zu bekommen als bei Fondsanbietern

Die Investmentbranche kann über mangelndes Kundeninteresse nicht klagen: Allein im ersten Quartal dieses Jahres verbuchten die in Deutschland zugelassenen Aktienfonds Mittelzuflüsse in Höhe von mehr als 21 Milliarden Euro, das Gesamtvolumen aller Investmentfonds wuchs auf 933 Milliarden Euro. Von der Begeisterung der Sparer fürs Fondsinvestment profitieren Anbieter und Vermittler gleichermaßen: Während die Fondsgesellschaften hauptsächlich von den jährlichen Verwaltungsgebühren leben, klingelt bei den Vermittlern nach jedem erfolgreichen Abschluss die Kasse.

Die Investmentbranche kann über mangelndes Kundeninteresse nicht klagen: Allein im ersten Quartal dieses Jahres verbuchten die in Deutschland zugelassenen Aktienfonds Mittelzuflüsse in Höhe von mehr als 21 Milliarden Euro, das Gesamtvolumen aller Investmentfonds wuchs auf 933 Milliarden Euro. Von der Begeisterung der Sparer fürs Fondsinvestment profitieren Anbieter und Vermittler gleichermaßen: Während die Fondsgesellschaften hauptsächlich von den jährlichen Verwaltungsgebühren leben, klingelt bei den Vermittlern nach jedem erfolgreichen Abschluss die Kasse.

"Etwa 90 Prozent des Ausgabeaufschlags wandern als Provision in die Taschen der Banken und Finanzberater", sagt ein Insider der Fondsbranche. Zahlmeister ist indes der Anleger, denn die abgezweigten Gebühren (Ausgabeaufschlag und Management- beziehungsweise Verwaltungsgebühr)müssen vom Fondsmanagement zuerst einmal durch eine überdurchschnittliche Wertentwicklung hereingeholt werden. Das Problem: Nur die wenigsten Fondsmanager schaffen es, über mehrere Jahre hinweg den Vergleichsindex zu schlagen. Dazu kommt, dass der Obulus für Vermittler und Fondsverwalter nicht gerade bescheiden ausfällt. Insbesondere US-amerikanische Fondsgesellschaften bedienen sich äußerst großzügig - Ausgabeaufschläge von sechs Prozent und mehr sowie jährliche Verwaltungsgebühren von bis zu zwei Prozent sind keine Seltenheit.

Teilweise hohe Gebühren

Die deutsche Konkurrenz hatte ihre Lektion rasch gelernt und versucht, die Preisschraube nach oben zu drehen. So führte vor gut zwei Jahren die Union Investment bei einigen Fonds Erfolgsbeteiligungen für das Management ein - liegt die Fondsperformance über dem Vergleichsindex, wird ein Teil davon einkassiert. Konkurrent Deka führte zum Januar 2000 Gebühren für die Depotverwaltung ein. Für Depots im Rahmen der vermögenswirksamen Leistungen (vL) werden seitdem 9,78 DM pro Jahr verlangt, ansonsten kostet die Verwahrung nun jährlich 19,56 DM. Zuvor war die Depotführung kostenlos.

Welche Gebühren durchsetzbar sind, hängt aber auch von der Entwicklung der Aktienmärkte und vom Verhalten der Kunden ab. Die Zeit der Traumrenditen am Aktienmarkt scheint vorüber zu sein - und bei niedrigeren Kurssteigerungen machen sich bei der Fondsrendite die Nebenkosten stärker bemerkbar. Eine wachsende Zahl von Anlegern verzichtet inzwischen lieber auf das Verkaufsgespräch und verlangt dafür einen Rabatt auf den Ausgabeaufschlag. Bei der Dresdner-Bank-Tochter DIT hat man auf diesen Bedarf reagiert und den Direktvertrieb von Investmentfonds eingeführt. Wer seine Fondsanteile direkt via Internet beim DIT ordert, bekommt 25 Prozent Nachlass auf den Ausgabeaufschlag. Auch Adig, die Investmentgesellschaft der Commerzbank, bietet Rabatt beim Direktkauf. Wer dort sein Depot über das Internet führt und auf Beratung verzichtet, muss nur die Hälfte des Ausgabeaufschlags bezahlen. Bei vielen anderen Fondsanbietern wie Allianz, Fidelity oder Fleming gibt es hingegen noch keinen Rabatt, wenn der Kunde direkt bei der Fondsgesellschaft ordert.

Echte Schnäppchen lassen sich eher bei den Direktbanken machen, die eine Vielzahl unterschiedlicher Fonds mit reduziertem Ausgabeaufschlag anbieten. Wer etwa einen Fleming-Fonds kaufen will, fährt beim Onlinebroker Consors günstiger als beim Direktkauf - denn dort muss er nur 50 Prozent des Ausgabeaufschlags bezahlen. Doch längst nicht jeder Fondsanbieter ermöglicht es seinen Kunden, kostengünstig über die Direktbank zu ordern. Beispiel Union Investment: Die Investmentgesellschaft der genossenschaftlichen Banken bietet ihre Fonds weder im Direktvertrieb noch über Direktbanken an. "Die Genossenschaftsbanken sind unsere exklusiven Vertriebspartner", sagt Union-Sprecher Rolf Drees. Dabei soll es auch auf absehbare Zeit bleiben, so Drees. "Die Einführung des Direktverkaufs ist derzeit nicht geplant." Auch bei der Fondsgesellschaft Invesco wird kein aktives Direktgeschäft betrieben. Immerhin können die Anleger hier auf Rabatt beim Discountbroker hoffen. "Unsere Vertriebspartner sind berechtigt, auf den Ausgabeaufschlag bis zu 50 Prozent Nachlass zu gewähren", sagt Michael Klimek, Geschäftsführer des Invesco-Fondsservice. Wer hingegen direkt bei Invesco zeichnet, bekommt keinen Rabatt.

Fondsexperten gehen allerdings davon aus, dass sich die Anbieter dem rabattierten Direktvertrieb nicht mehr allzu lange verweigern können. Zwar ist bislang noch die Angst groß, dass die Einführung des Direktverkaufs zu Ärger mit den Vertriebstruppen führt und kurzfristig mit dem Verlust von Marktanteilen verbunden ist. Aber die Zahl der preissensiblen Kunden wächst, und der Druck der Direktbanken nimmt zu. So verwaltet allein die Advance-Bank in ihren Kundendepots Fondsanteile im Wert von weit mehr als einer Milliarde Mark. Auch gegen den Widerstand von Filialbanken und Finanzvertrieben werde sich der kostengünstige Direktverkauf wohl schon bald als zusätzlicher Vertriebsweg etablieren, mutmaßt ein leitender Mitarbeiter einer Fondsgesellschaft, für die Nachlässe auf den Ausgabeaufschlag bislang tabu sind. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich der rabattierte Fondsvertrieb ab Werk am Markt durchsetzt."

Tom Schönenberger

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