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Wirtschaft: Irak-Krieg könnte zwei Prozent Wachstum kosten Internationaler Währungsfonds warnt vor einer „Abwärtsspirale“ Die Anleger werden jeden Tag nervöser

Dax fällt um mehr als drei Prozent, 2000 Punkte in Sicht – und die Experten geben immer noch keine Entwarnung

Washington (bac/HB). Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vor „ernsten wirtschaftlichen Folgen“ gewarnt, sollte es zu einem IrakKrieg kommen. Für den Fall, dass der Krieg länger andauere, „stark zerstörerisch wirkt und auf andere Regionen übergreift“, rechnet der IWF mit einem bis zu zwei Prozentpunkte niedrigerem Wachstum der Weltwirtschaft. Das schreibt der Fonds in seinem „World Economic Outlook“, der Mitte April vorgestellt wird und dem Handelsblatt vorliegt.

Eine globale Abwärtsspirale könne entstehen, wenn die Ölpreise nach oben schießen, das Vertrauen bei Verbrauchern und Investoren sinke sowie die Unsicherheiten auf den Finanzmärkten zunähmen, warnt der IWF. Die USA und der Euroraum wären von dieser Entwicklung besonders stark betroffen. Deutschland sollte dann womöglich sogar die im Stabilitätspakt vorgesehene Verschuldungsobergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschreiten. „In einer Reihe von Ländern kämen die Finanzsysteme unter Druck, falls die Aktienkurse weiter einbrechen und notleidende Kredite zunehmen würden", heißt es in dem Bericht.

Dann entstünden erhebliche Unsicherheiten, wie sich die Krise in den Bilanzen von Banken und Versicherungen niederschlagen würden. Als Maßnahmen gegen die Krise empfiehlt der IWF rasche Zinssenkungen der Notenbanken. Der Finanzsektor solle zusätzliches Kapital erhalten, um stabil zu bleiben. Im Falle eines „schweren weltweiten Einbruchs" plädiert der Fonds dafür, Ländern, die in eine Finanzkrise geraten, kurzfristige Überbrückungs-Kredite zu geben.

Insgesamt kommt der IWF zu dem Schluss, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr auch ohne einen Krieg weniger stark wachsen wird, als noch im September 2002 erwartet. Der Aufschwung dürfte sich „seit dem letzten Quartal 2002 verlangsamt haben, vor allem in den Industrieländern“.

Dass mit einem Aufschwung vorerst nicht zu rechnen ist, signalisiert auch der Handelsblatt-Eurokonjunktur-Indikator, der im März den dritten Monat in Folge stagniert hat. „Es fehlt an jeder Dynamik“, sagt der Münsteraner Ökonomie-Professor Ulrich van Suntum, der das Barometer berechnet. „Man wird froh sein können, wenn die im ersten Halbjahr leicht ansteigende Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte nicht wieder kippt“, sagte er. .

Aus der Sicht der Charttechniker treten die Börsen zurzeit in die Schlussphase eines markanten Tiefs ein. Chartisten sind Experten bei Banken und Fonds, die ihre Erkenntnisse aus den Kursverläufen selbst und markttechnischen Indikatoren herleiten. Nach Erreichen des Bodens sei eine Kurs-Rallye wahrscheinlich, die den Dax um mehrere Hundert Punkte steigen lassen könnte – bevor der übergeordnete Abwärtstrend wieder aufgenommen wird und die Kurse bröckeln. Wann genau die Rallye allerdings beginnt, können auch die Chartisten nicht vorhersagen. Sie, die normalerweise börsenbeeinflussende Nachrichten bewusst ignorieren, räumen ein, dass der Irak-Konflikt charttechnische Rückschlüsse relativiere. „Sollte der Krieg schnell und ohne größere Komplikationen stattfinden, würden die institutionellen Anleger wieder einsteigen“, sagt Uwe Wagner, technischer Analyst der Deutschen Bank. Dass die Märkte sich in der letzten Phase eines Tiefs befinden, darauf lässt auch die relativ stabile US-Technologiebörse Nasdaq schließen. Sie könnte die erste Börse sein, die die Erholung einleitet.

Und der Dax? Fällt er unter die Marke von 2000 Punkten? „Aus charttechnischer Sicht gibt es nach unten keine Auffanglinie mehr“, befürchtet Wagner. Aus der Perspektive eines Rentenanalysten sieht das Szenario für den Dax zwar auch schlecht, aber nicht katastrophal aus. „Es müsste wirklich viel zusammenkommen, um den Dax unter 2000 zu drücken“, sagt Ralf Welge von der Commerzbank. „In einem Modell, das den Dax bei 2150 Punkten errechnet, müssten gleichzeitig die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe von 3,60 auf 3,30 Prozent abstürzen, die Zinsen um weitere 0,5 Prozentpunkte sinken und der V-Dax auf 50 steigen.“

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