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Wirtschaft: Italenergia: Vorerst kontrollierte Beteiligung

Italiens bitterstem Übernahmekampf bereitete Brüssel vergangenen Dienstag ein Ende - kein jähes Ende, eher eines, dem ein tiefer Seufzer nachklang. Nach kurzer Prüfung entschloss sich EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti, den Weg für Italenergia - ein Konsortium gegründet von dem Autohersteller Fiat und dem Energiekonzern Electricité de France (EdF) - zu ebnen, das nun die Kontrolle über Italiens größtes privates Energieunternehmen übernimmt: Montedison.

Italiens bitterstem Übernahmekampf bereitete Brüssel vergangenen Dienstag ein Ende - kein jähes Ende, eher eines, dem ein tiefer Seufzer nachklang. Nach kurzer Prüfung entschloss sich EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti, den Weg für Italenergia - ein Konsortium gegründet von dem Autohersteller Fiat und dem Energiekonzern Electricité de France (EdF) - zu ebnen, das nun die Kontrolle über Italiens größtes privates Energieunternehmen übernimmt: Montedison.

Kommissar Monti wich allerdings einer schwerwiegenden Frage aus: Darf ein staatlich geführtes Monopolunternehmen, dessen bloße Existenz schon gegen die Liberalisierungsauflagen des EU-Energiemarktes verstößt, private Unternehmen auf offeneren Märkten aufkaufen? Sollte dem so sein, könnte EdF einst privatisierte Unternehmen de facto wieder verstaatlichen und würde damit eine hart erkämpfte Errungenschaften der EU zunichte machen.

Montis Entscheidung fußt auf einer Struktur des Eigentumsrechts, die sich bald ändern könnte. Ein Grund mehr für ihn, wachsam zu bleiben. Genau genommen besitzt EdF - ein staatliches Unternehmen ohne echte Konkurrenz - lediglich zwei Prozent der Stimmrechte bei dem Konsortium, das nun Montedison kontrollieren wird. Eine Sprecherin des Wettbewerbshüters Monti teilte der Presse mit: "EdF übt keinerlei Kontrolle oder Einfluss auf Italenergia aus" - oder auf Montedison. Kontrolle oder Einflussnahme haben jedoch bekanntlich ein breites Wirkungsspektrum auch jenseits der offiziellen Stimmrechte. EdF hält einen von sieben Sitzen im Vorstand. Ein Repräsentant wird also bei allen wichtigen Entscheidungen zugegen sein. EdF bringt weiterhin etliche strategische Mittel ein, einschließlich seiner energieerzeugenden Anlagen in Frankreich und der Schweiz nahe der italienischen Grenze.

Ereignisse aus jüngster Zeit signalisieren, dass EdF die Kontrolle über Montedison plant. Im Frühjahr gab der Konzern ein direktes Gebot ab. Gestoppt wurde er durch eine Verfügung der italienischen Regierung, die die Stimmrechte für alle ausländischen Monopole auf zwei Prozent beschränkt. Sehr aufschlußreich hieß es in einem Artikel der französischen La Tribune, dass diese Beschränkung nur einstweilig sei. Wenn die italienische Verfügung gegen bestehendes EU-Recht verstoßen sollte - immerhin im Bereich des Möglichen - könnten EdFs Stimmrechte im Verhältnis zu den 18 Prozent der Unternehmensanteile aufgestockt werden. Die Entscheidung der EU wird im September fallen.

Letztendlich übersieht Monti, dass 43 Prozent des Konsortiums, das Montedison kontrolliert, schon bald den Besitzer wechseln könnten. Der Investmentbanker Romain Zaleski, dem die Partnerschaft zwischen EdF und Fiat zu verdanken ist, besitzt 20 Prozent des Gesamtkapitals des Konsortiums. Drei italienische Banken besitzen weitere 23 Prozent. Man munkelt, dass diese Parteien innerhalb der nächsten drei Jahre Gewinn aus dem Verkauf ihrer Anteile schlagen werden. Sollte EdF jene Anteile übernehmen, hielte der Konzern eindrucksvolle 61 Prozent des Konsortiums.

Kurz gesagt scheint EdF die Ereignisse um Montedison bereits jetzt beeinflussen zu können und ist gewillt, sie bald ganz offiziell zu kontrollieren. EdF mag seinen Einfluss sehr wohl für Preissenkungen auf dem italienischen Strommarkt einsetzen. Aber die Schachzüge des französischen Monopolisten könnten ebenso einen drosselnden Effekt auf Europas Bemühungen haben, seine Energiemärkte zu liberalisieren.

Übersetzt, gekürzt von Birte Heitmann

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