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Wirtschaft: Italien will in der ersten Liga bleiben

Die Teilnahme an derWährungsunion ist nicht nur eine Frage der Ehre/Hoffen auf StabilitätVON ROMAN ARENS, ROMAls Mitbegründer der EWG wollen die Italiener auchdieses Mal von Anfang an dabeisein Es wird ernst auf dem Weg zurWährungsunion.Aber wie überzeugt sind unsere Nachbarn von der IdeeEuropa wirklich?

Die Teilnahme an derWährungsunion ist nicht nur eine Frage der Ehre/Hoffen auf StabilitätVON ROMAN ARENS, ROM

Als Mitbegründer der EWG wollen die Italiener auchdieses Mal von Anfang an dabeisein Es wird ernst auf dem Weg zurWährungsunion.Aber wie überzeugt sind unsere Nachbarn von der IdeeEuropa wirklich? Unsere Korrespondenten zeichnen ein Stimmungsbild.Italiens Eignung für die erste Euro-Liga ist ein Reizthema.Wenn nördlichder Alpen wie in diesen Tagen wieder darüber geredet wird, daß die vonallen unterschriebenen Maastricht-Kriterien eingehalten werden sollen,stellen sich südlich der Alpen reflexartig heftige Ängste vor dem Abstiegin die zweite Liga ein.Dies würde die empfindliche Seele desEWG-Mitbegründers - man denke an die "Römischen Verträge" - nichtertragen.Außerdem hat sich die Mitte-Links-Regierung zuaußerordentlichen Kraftakten aufgerafft, um bei der gemeinsamen Währungvon Anfang an dabei sein zu können. An dieses ambitionierte Ziel derErstklassigkeit hat Romano Prodi sein Amt als Regierungschef gebunden.Seine Landsleute sind mehrheitlich prinzipiell seit jeher Euro-Fans underhoffen sich von der Union Stabilität auch für ihr eigenes Land.DieseEinstellung leidet kaum unter konfliktreichen Problemen wie denen in derLandwirtschaft, die in anderen Ländern wie Frankreich oder Deutschland zuheftigen Anwürfen gegen die angeblich Schuldigen in Brüssel führen.Alsviele italienische Bauern kürzlich wegen ihrer Nöte mit derÜberproduktion von Milch und daraus resultierenden EU-Strafen auf dieStraße gingen, war ihr erster Adressat die heimische Regierung, nicht dieunerbittliche Kommission der Gemeinschaft.Bevor im vergangenen JahrFrankreichs Präsident Jacques Chirac zu Besuch nach Italien kam, hing derHaussegen zwischen den romanischen Vettern wegen Währungsfragen ziemlichschief.Als Chirac dann in Neapel war, konnte der Streit beigelegt werden.Heute fährt Italiens Prodi zu Helmut Kohl nach Bonn.Soll auch dieses Malwieder vorher öffentlich ausgetragen werden, was die bilateralenKonsultationen nicht belasten soll? Wenn jetzt Spannung erzeugt wird unddie Medien eine flatternde Aufregung widerspiegeln, könnte hinterher dasnormale entspannte Verhältnis als ein Erfolg gefeiert werden.Da nicht sofort, sondern erst im nächsten Jahr über den Euro-Beitrittentschieden wird, ist noch Zeit für ein Auf und Ab der Beziehungen.EineSituation, in der um Ausgangspositionen und Startchancen gerangelt wird.Selbst der feine ältere Herr, Doppel- und Sparminister Carlo AzeglioCiampi, kann bei diesem Vor-Wettbewerb schon mal etwas rüde werden - etwawenn er darauf hinweist, daß andere Länder bei ihren Staatshaushaltengemogelt hätten, Italien aber nicht.Prodi versuchte, schon vor seinerBonn-Reise ein entspanntes Klima zu schaffen.So begründete er diewidrigen Winde aus dem Norden mit dem deutschen innenpolitischen Klima.Also kein Grund zur Aufregung."Italien wird in Europa zusammen mit denLändern an der Spitze eintreten", sagt der Ministerpräsident, "daran gibtes nicht irgendeinen Zweifel." Auch von einer Verschiebung des Euro-Startshält er nichts. In deutschen Bankkreisen, bei denen trotz allerBewunderung für Italiens Bemühungen die Zweifel am rechtzeitigenZieleinlauf überwiegen, zeigt man sich vom starken Willen zurWährungsunion beeindruckt.Die Feststellung eines Beobachters: "NeunzigProzent sogar der italienischen Ökonomen sagen: Wir müssen dabei sein -aus politischen Gründen, damit wir nicht abgleiten." Gebe es einReferendum, würden, so eine vergleichende Untersuchung, 71 Prozent derItaliener für und nur 12 Prozent gegen eine Währungs-Union stimmen.Nachdieser Umfrage würden in Deutschland nur 43 Prozent pro und 44 contra Eurovotieren. Im Süden Europas zeigt man dagegen sogar Verständnis für harteEinschnitte, um den nötigen Stabilisierungskurs einschlagen zu können.Über die Hälfte der Italiener halten Einschnitte in die öffentlichenAusgaben und andere Opfer, um die Maastricht-Kriterien zu erfüllen, fürgerechtfertigt.Bei der Inflation hat man mit derzeit 2,6 Prozent dasEtappen-Ziel bereits erreicht.Nun richtet sich der Ehrgeiz darauf, dengeforderten Verschuldungskriterien nahezukommen.Um die Sanierung deröffentlichen Haushalte zu beschleunigen, hat Ciampi vorgeschlagen, dieBudgetberatungen für 1998 um Monate vorzuziehen.EU-Kommissar Mario Montihält dies für nicht ausreichend, sondern schlägt noch einen baldigenNachtragshaushalt für das laufende Jahr vor.Die Schwierigkeiten fürderlei Manöver werden schnell sichtbar."Keine Einschnitte" mahnen diemehrheitsbildenden Kommunisten.Aber wie es bei einer weiteren, von vielen,auch von der Regierung Prodi geforderten Rentenreform ohne Einschnitteabgehen kann, ist noch nicht erkennbar.DIE ENGELSBURG, eines derWahrzeichen Roms.Sinnbild für die Beharrlichkeit, mit der die Italienerdas Ziel verfolgen, beim EWU-Start dabei zu sein.

ROMAN ARENS[ROM]

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