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© Reuters

Nahrungsmittelkrise: IWF: „Ärmere Länder auf der Kippe“

Der internationale Währungsfond fürchtet die Preisexplosion bei Nahrungsmitteln und Energie könne vor allem ärmere Staaten unter Druck setzen und so die Stabilität gefährden.

Der rasante Preisanstieg bei Nahrungsmitteln und Energie setzt nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor allem ärmere Staaten zunehmend unter Druck. "Einige Länder stehen auf der Kippe", sagte IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn bei der Vorlage einer Studie über die Auswirkungen der Preisexplosion am Dienstag in Washington. Sollten Nahrungsmittel noch teurer werden und der Ölpreis gleich hoch bleiben, "werden einige Regierungen nicht mehr in der Lage sein, ihre Bevölkerung zu ernähren und zugleich die Stabilität ihrer Volkswirtschaft zu gewährleisten".

Mit einer baldigen Entspannung rechnet der Weltwährungsfonds nicht. "Öl- und Lebensmittelpreise werden voraussichtlich auf hohem Niveau bleiben", heißt es in dem Bericht, der laut IWF der bislang umfassendste zu den Folgen des Preisanstiegs ist und 150 Länder untersuchte. Die Angebotsseite habe nur langsam auf die steigende Nachfrage nach Rohstoffen reagiert, die zum großen Teil aus dem Wachstum von Schwellen- und Entwicklungsländern resultiere.

Handelsbarrieren exportieren den Hunger

Die Preise für Öl und Lebensmittel hätten sich in diesen Staaten seit 2006 verdoppelt, heißt es in der Untersuchung. Die höheren Kosten für Nahrung habe eine Gruppe von 33 armen Ländern, die Netto-Importeure sind, bislang 2,3 Milliarden Dollar (1,46 Milliarden Euro) gekostet, oder 0,5 Prozent ihres jährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Für eine andere Gruppe von 59 armen Netto-Ölimporteuren betrugen die Kosten 35,8 Milliarden Dollar (22,7 Milliarden Euro), was 2,2 Prozent ihrer gemeinsamen Wirtschaftsleistung entspricht.

Strauss-Kahn warnte betroffene Regierungen davor, als Reaktion auf die Preisexplosion Handelsbarrieren zu errichten oder großzügige Energie-Subventionsprogramme aufzulegen: "Ein Verbot von Nahrungsmittelausfuhren exportiert nur den Hunger in ein anderes Land."

Der Ölpreis steigt weiter

Unterdessen haben Spannungen zwischen Israel und Iran sowie eine erneute Schwäche des Dollar den Ölpreis am Dienstag weiter nach oben getrieben. Der Preis für ein Fass (159 Liter) kletterte im elektronischen Handel der New Yorker Handelsbörse um 2,45 Dollar auf 142,45 Dollar.

Daran wird sich wohl so bald nichts ändern. Die Internationale Energieagentur erklärte in ihrer Fünfjahresprognose, die Versorgungslage werde in den nächsten Jahren eng bleiben, obwohl die Rekordpreise den Verbrauch dämpften. "Wir sind ganz klar im dritten Ölpreisschock", sagte der Chef der Energieagentur, Nobuo Tanaka, beim Welt-Erdöl-Kongress in Madrid. Zwar sinke die Nachfrage aus den Industriestaaten, die Schwellenländer bräuchten aber mehr Rohöl, um ihren Boom zu stützen. dpa/ze

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