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Wirtschaft: IWF empfiehlt Zinssenkung

Nach der Zinssenkung in den USA und der Bekanntgabe weiterer schlechter Konjunkturdaten wächst der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), in Europa ebenfalls die Zinsen zu senken. Die amerikanische Notenbank Fed hatte am Dienstag den Leitzins um 50 Basispunkte auf zwei Prozent gesenkt.

Nach der Zinssenkung in den USA und der Bekanntgabe weiterer schlechter Konjunkturdaten wächst der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), in Europa ebenfalls die Zinsen zu senken. Die amerikanische Notenbank Fed hatte am Dienstag den Leitzins um 50 Basispunkte auf zwei Prozent gesenkt. Der EZB-Rat unter Leitung von Präsident Wim Duisenberg entscheidet am Donnerstag über eine Leitzinssenkung im Euroraum.

Angesichts der flauen Konjunktur rechnen Wirtschaftsexperten mit einer Senkung des Leitzinses. Niedrige Zinsen verbilligen die Kredite der Banken. Das soll Unternehmen zu mehr Investitionen und Verbraucher zu höheren Ausgaben anregen. Konjunkturexperten und Politiker hatten zuletzt immer vehementer eine Leitzinssenkung von der EZB gefordert, um die Wirtschaft zu beleben. Die EZB hat sich davon bisher wenig beeindrucken lassen und pocht auf ihre Unabhängigkeit.

An den internationalen Aktienmärkten sorgte die Zinssenkung in den USA für positive Stimmung. In Frankfurt, London und Paris starteten die Börsen am Mittwoch mit Gewinnen in den Handel. Dann fielen die Indizes wieder leicht zurück. London und Paris schlossen dennoch mit einem leichten Plus. Der Deutsche Aktienindex (Dax) der 30 wichtigsten Börsenwerte legte dagegen kräftig um 3,25 Prozent auf 4860 Punkte zu. Der Nemax 50, der die Schwergewichte an der Technologiebörse Neuer Markt verzeichnet, legte ebenfalls zu. Der Index stieg um mehr als drei Prozent auf 1122 Zähler.

Für gedrückte Stimmung sorgten allerdings die gesunkenen Auftragseingänge der Industrie. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums sanken im September die Bestellungen der Produzenten im Vergleich zum Vormonat um 4,1 Prozent. Besonders stark verringerte sich mit fünf Prozent die Auslandsnachfrage. Das trifft die deutsche Wirtschaft besonders hart, da sie stark von den Ausfuhren abhängig ist.

Alle Hoffnungen ruhen jetzt auf der EZB, die mit einem deutlichen Zinssignal die Bedingungen für eine Erholung der Wirtschaft verbessern soll. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) sprach sich für eine Senkung der Leitzinsen aus. Der IWF hat seine Wachstumsprognosen für Deutschland am Mittwoch in Washington deutlich nach unten korrigiert. "Wir sagen keine Rezession voraus", sagte Susan Schadler, stellvertretende Leiterin der Westeuropa-Abteilung des IWF. "Aber wir rechnen ab dem zweiten Quartal dieses Jahres mit einer Periode von sehr geringem oder sogar keinem Wachstum." Für dieses Jahr erwartet der Fonds ein Wachstum von 0,7 Prozent, für 2002 rechnet er mit einem Prozent.

Im World Economic Outlook, den der IWF Ende September vorgestellt hatte, waren noch 0,8 Prozent für dieses und 1,8 Prozent für das kommende Jahr vorhergesagt worden. Mit einer wirklichen Erholung der deutschen Konjunktur rechnen die IWF-Ökonomen nicht vor Mitte 2002.

Der IWF weist ausdrücklich darauf hin, dass die Prognosen wegen der instabilen Lage der Weltwirtschaft sehr unsicher seien. Sollten Ende dieses Jahres die Anzeichen für eine Erholung der deutschen Konjunktur unklar sein, sollte Deutschland die nächste Stufe der Steuerreform von 2003 auf 2002 vorziehen. "Das wäre nicht sehr kostspielig und sollte ernsthaft erwogen werden", sagte sie. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erklärte in Düsseldorf, Deutschland leide vor allem an der US-Abschwächung, "die uns ungleich heftiger trifft als jemals zuvor". Schröder kündigte ein Festhalten an seiner Konsolidierungspolitik an, was auch die IWF-Experten gefordert hatten, lehnte allerdings ein Vorziehen der Steuerreform entgegen der Empfehlung der IWF-Experten ab.

msh, lou

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