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Wirtschaft: IWF räumt Rußland neuen Milliardenkredit ein

MOSKAU (mzi).Der Internationale Währungsfonds (IWF) will Rußland auch weiterhin mit Krediten unterstützen.

MOSKAU (mzi).Der Internationale Währungsfonds (IWF) will Rußland auch weiterhin mit Krediten unterstützen.Nach mehrmonatigem Kreditstopp habe IWF-Chef Michel Camdessus Moskau neue Finanzhilfen zugesagt, erklärte der russische Ministerpräsident Jewgenij Primakow am Montag in Moskau.Details blieben zunächst offen und auch eine Bestätigung von Camdessus fehlte zunächst, doch hatte er sich zuvor äußerst optimistisch über den Verlauf der Gespräche geeinigt.

Moskau ist auf die Gelder des IWF dringend angewiesen, da in diesem Jahr alleine gegenüber dem IWF selbst Rückzahlungen von 4, 6 Mrd.Dollar fällig werden.Insgesamt belaufen sich die Zins- und Tilgungsverpflichtungen Rußlands 1999 auf rund 17,5 Mrd.Dollar.Die jetzt im Grundsatz beschlossene Vereinbarung mit dem IWF öffnet dem Land aber vor allem die Tür zu einer neuen Umschuldung.Ohne eine Einigung mit dem Fonds sind weder mit dem Pariser Club der Regierungsgläubiger noch mit dem Londoner Club der Geschäftsbanken Regelungen denkbar.Camdessus war am Sonnabend in Moskau zu dreitägigen Gesprächen eingetroffen, nachdem der russische Ministerpräsident Jewgenij Primakow seine Reise in die USA abgesagt hatte.

Alleine gegenüber Deutschland hat Moskau seit dem Beginn der Finanzkrise im August 1998 bereits zwei Zinstermine verstreichen lassen.In diesem und im nächsten Jahr werden gegenüber Bonn etwa 6,5 Mrd.DM fällig, zu denen sich noch 700 Mill.DM addieren, die Moskau schon in 1998 zu bedienen versäumt hatte.Bei diesen insgesamt 7,2 Mrd.DM handelt es sich um reine Zinszahlungen, Tilgungen auf die Hauptschuld waren in dem Umschuldungsabkommen von 1996 ohnehin vertagt worden.

Mit der sich nun abzeichnenden IWF-Vereinbarung in der Hand besteht für Moskau die Chance, diese fälligen Zinsleistungen kapitalisieren zu lassen und damit der Hauptschuld zuzuschlagen.Eine Einigung mit dem IWF wäre für Moskaus Staatsfinanzen elementar, da das Land selbst nach Auffassungen in der russischen Regierung bis mindestens Ende 2000 noch vom Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten abgeschnitten bleiben wird.

Zwar bedient Rußland - im Unterschied zu den sowjetischen Altschulden - auch weiterhin seine Eurobonds (Fälligkeiten 1999: rund 1,6 Mrd.Dollar), doch die Ausgabe weiterer Euro-Anleihen gilt bis auf weiteres als illusorisch.Insgesamt belasten Moskau Auslandsschulden in Höhe von mindestens rund 150 Mrd.Dollar.

Der IWF hatte im Juli 1998 mit Moskau ein Kreditprogramm über 22,6 Mrd.Dollar vereinbart, das nach der Rubel-Abwertung und dem einseitigen Moratorium auf inländische Staatsanleihen im August jedoch ausgesetzt wurde.Seither waren die russische Regierung und die Finanzorganisation zwar weiterhin im Kontakt, doch konnte bisher keine Übereinkunft erzielt werden, wie die Reformen weitergeführt werden.

Die Regierung Primakow hatte es bisher auch vermieden, ihre Wirtschaftspolitik zu konkretisieren.Eine Einigung mit dem IWF kann aber nicht nur die bislang auf Eis liegenden Umschuldungsverhandlungen mit dem Pariser Club wieder in Gang setzen.Auch die Auszahlung zugesagter Kredite Japans und der Weltbank werden dann frei.

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