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Start-ups tragen viel zum Berliner Jobwachstum bei.

© dpa/Jens Kalaene

Jahresbericht der Unternehmensverbände: Zehntausende neue Jobs für Berlin

Die Unternehmen der Hauptstadtregion können blendende Zahlen vorweisen. Zugleich will ihr Spitzenverband den Druck auf die Politik aufrechterhalten.

Christian Amsinck steht vor einer Herausforderung: Einerseits will der Verbandsfunktionär die Politik antreiben, für bessere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu sorgen. Andererseits präsentiert der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) glänzende Zahlen, die dem zugleich verkündeten Veränderungsdruck gleich wieder etwas die Luft herausnehmen. Ob Beschäftigung, Wachstum oder Geschäftsaussichten – der Daumen geht hoch, speziell in Berlin, aber in Brandenburg ebenso. Doch wie kann der positive Trend angesichts von Fachkräfte- und Gewerbeflächenmangel anhalten? Das ist die Frage, die Amsinck umtreibt und die ihn dazu bringt, mahnende Worte zu wählen.

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD auf Bundesebene sieht Amsinck keinen Motor für die Wirtschaft, selbst wenn er natürlich froh ist, dass an diesem Mittwoch endlich eine neue Regierung vereidigt wird. Die große Koalition wolle vor allem viel Geld für sozialpolitische Vorhaben ausgeben und für weniger Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt sorgen, kritisierte der Funktionär. „Vieles setzt voraus, dass wir weiterhin eine so gute Konjunktur haben.“ Gut findet Amsinck allerdings, dass der Bund sich künftig mehr in der Bildung engagieren können soll. Das dürfte der Hauptstadtregion helfen. Das geplante Fachkräftezuwanderungsgesetz für einen legalen Zugang zum hiesigen Arbeitsmarkt sorgt ebenfalls für Zustimmung bei den Unternehmen, genau wie der Breitbandausbau.

Stellen bleiben monatelang unbesetzt

Anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts der Unternehmensverbände wies Amsinck am Montag darauf hin, dass es inzwischen sehr viel länger dauere, offene Stellen zu besetzen. 108 Tage und damit mehr als drei Monate sei der aktuelle durchschnittliche Wert für Berlin, in Brandenburg seien es sogar 116 Tage und damit schon fast vier Monate. Das sei jeweils deutlich mehr als vor vier Jahren. Der Fachkräftemangel sei das drängendste Thema, sagte Amsinck. Zuallererst sei natürlich die Wirtschaft selbst gefragt, für Nachwuchs zu sorgen, indem sie aus- und weiterbilde. Doch auch staatliche Hilfe werde benötigt, etwa bei dualer Ausbildung, dem dualem Studium oder der Qualität der Schulen generell.

Immerhin passt dazu, dass Erziehung und Unterricht zu den Arbeitsmarktbereichen mit dem vermutlich größten Jobwachstum in diesem Jahr in Berlin zählen. Laut UVB zählen sonst vor allem industrienahe Dienstleistungen und die Digitalisierung zu den Jobmotoren der Hauptstadt. Während die Zahl der reinen Industriearbeitsplätze stagniert, wachsen Forschung, Beratung sowie IT- und Finanzdienstleistungen rund um industrielle Unternehmen in Berlin überdurchschnittlich stark. Auf einen Beschäftigten in der Industrie kämen ein bis zwei im passenden Umfeld. Insgesamt rechnet Amsinck in diesem Jahr mit mehr als 52.000 zusätzlichen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Berlin. In Brandenburg könnten etwa 18.000 hinzu kommen. Das wären zusammen zwar etwas weniger als die rund 80.000 aus dem vergangenen Jahr, doch zuletzt habe die tatsächliche Entwicklung die Prognose stets noch übertroffen.

Zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg wünscht sich Amsinck eine stärkere Zusammenarbeit. So solle etwa die gemeinsame Landesplanungskonferenz aktiviert und um Bezirke und Landkreise erweitert werden, schlug er vor. Es brauche bei Themen wie Wohnungsbau oder öffentlichem Nahverkehr mehr Kooperation als nur eine gelegentliche gemeinsame Kabinettssitzung, wenn diese einmal – wie an diesem Dienstag – in den Kalender passe.

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