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Wirtschaft: Japan holt auf

Kurz vor der Wahl in Japan sieht die Wirtschaftslage rosig aus. Produktion und Gewinne steigen, die Arbeitslosigkeit sinkt und die Industrie kündigt steigende Investitionen an.

Kurz vor der Wahl in Japan sieht die Wirtschaftslage rosig aus. Produktion und Gewinne steigen, die Arbeitslosigkeit sinkt und die Industrie kündigt steigende Investitionen an. Premier Koizumi könnte stolz auf sein Reformprogramm sein. Leider sind die japanischen Wähler und Investoren nur sehr misstrauisch, was gute Nachrichten angeht. Denn das wichtigste Problem, die Deflation, bleibt ungelöst. Teilweise ist der Aufschwung ein Effekt der weltweiten Konjunktur, den die USA anführen, und keine Leistung des Steuervorteilprogrammes. Die Bankenreform wurde gestoppt.

Viele sehen Japans Geldpolitik, die die Bank von Japan seit dem Antritt des neuen Chefs Fukui betreibt, als Auslöser des Wachstums. Die Finanzmärkte befürchten, dass diese Politik die Deflation stoppen könnte. Andererseits hat sich die Geldpolitik nicht so stark verändert wie es erwartet worden war. Das einzig Neue in Japan ist, dass Reservenankauf und Niedrigverzinsung über die Preisstabilisierung hinausgehen sollen. Erst wenn sicher ist, dass die Finanzmärkte nicht in Aufruhr gestürzt werden, soll diese Politik beendet werden. Auch die lockere Geldpolitik soll fortgesetzt werden, um eine Stärkung des Yen zu verhindern.

Die Reformen kommen jetzt der Wirtschaft zu Gute. Aber Japan hat die Reformen zu früh gestoppt, als dass sie dauerhaft wirken könnten. Als der Staat der ResonaBank im Mai unter die Arme griff, zeigte das, dass öffentliche Gelder zur Rekapitalisierung der Banken bereitstehen. Bankmanager mussten Auskunft über ungedeckte Kredite geben. Andererseits zeigte das, dass die Anteilseigner geschützt waren. Deswegen stiegen Bankanteile und andere Anlagen, bis sie ungefähr auf demselben Level waren wie im September 2002. Damals wurde die Verstaatlichung insolventer Banken angekündigt.

Nach der Wahl muss die Regierung ihre Bankenpolitik überdenken. Verfährt sie mit anderen Banken wie mit Resona, würden kreative Zerstörungsprozesse aufgehalten. Kurzfristig könnte das Japans Aufschwung zwar beschleunigen. Aber es würde die moralischen Fehltritte wieder heraufbeschwören, von denen sich Japan gerade zu lösen versucht. Japan muss die Bedingungen für einen anhaltenden, wirtschaftsgeleiteten Aufschwung noch schaffen.

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