zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Junge Leute straucheln zu oft im Kompetenzwirrwar - Jagoda will Koordination verbessern

Kommunen und Arbeitsämter wollen durch verstärkte Zusammenarbeit die Chancen für Problem-Jugendliche auf Ausbildung und Arbeit verbessern. Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) und die kommunalen Spitzenverbände stellten am Dienstag in Berlin einen Katalog von Empfehlungen vor, an dem sich die Ämter orientieren können.

Von Robert Birnbaum

Kommunen und Arbeitsämter wollen durch verstärkte Zusammenarbeit die Chancen für Problem-Jugendliche auf Ausbildung und Arbeit verbessern. Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) und die kommunalen Spitzenverbände stellten am Dienstag in Berlin einen Katalog von Empfehlungen vor, an dem sich die Ämter orientieren können. Durch die engere Zusammenarbeit soll einerseits verhindert werden, dass Problemfälle zwischen den verschiedenen Verwaltungen einfach nur hin- und hergeschoben werden. Andererseits versprechen sich die Initiatoren von der Kooperation mehr Effizienz und damit letztlich auch geringere Kosten.

Bernhard Jagoda, Präsident der Bundesanstalt, sagte, der Sozialstaat dürfe kein "Verschiebebahnhof" sein, in dem die Menschen von einem Amt zum nächsten geschickt würden. Zugleich führe die Vielfalt von nicht aufeinander abgestimmten Programmen und Hilfsangeboten zu einer regelrechten "Wanderung von Jugendlichen von einem zum anderen Programm". Uwe Lübking vom Deutschen Städte- und Gemeindebund betonte, gerade bei jungen Menschen sei es aber wichtig, sie nicht an ein Leben von staatlichen Geldern ohne eigene Leistung zu gewöhnen.

Der Empfehlungskatalog zielt vor allem auf Problemgruppen wie allein erziehende Frauen, junge Ausländer und Aussiedler, Süchtige oder Jugendliche aus schwierigen sozialen und familiären Verhältnissen. In vielen dieser Fälle könne nur das Zusammenwirken von kommunalen Stellen wie etwa der Drogen- oder Jugendhilfe mit den Arbeitsämtern dazu führen, auch solchen Menschen die Chance auf einen Schulabschluss, eine Ausbildung oder eine Arbeit zu geben. Jagoda nannte als Beispiel Umschulungsprogramme der Bundesanstalt, die für allein erziehende Mütter ideal seien, aber von seiner Behörde mangels Zuständigkeit nicht bezahlt werden könnten. In solchen Fällen könnten die Kommunen mit ihren Hilfstöpfen einspringen. In der Praxis sieht die Zusammenarbeit zum Beispiel so aus, dass Mitarbeiter des Arbeitsamts einen Schreibtisch im Sozialamt haben und umgekehrt Kommunalbeamte als Ansprechpartner im Arbeitsamt tätig sind. Lübking sagte, man könne den Zuständigkeitswirrwar nicht rasch abschaffen, wohl aber seine negativen Folgen vermeiden.

Jagoda wies darauf hin, dass das Hauptproblem für arbeitslose Jugendliche eine mangelnde Ausbildung sei. So liege der Anteil der jungen Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung an den Arbeitslosen deutlich über der allgemeinen Erwerbslosenquote. In Ostdeutschland sei mehr als die Hälfte der arbeitslosen Jugendlichen ohne Schulabschluss, in Westdeutschland ein gutes Viertel. Scharfen Widerspruch meldeten die kommunalen Spitzenverbände gegen Forderungen an, künftig Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zu einer Leistung zusammen zu legen und den Kommunen zu übertragen. Lübking und der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Stephan Articus, warnten, die Städte und Gemeinden könnten die zusätzlichen Kosten nicht tragen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false