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Wirtschaft: Kabel Deutschland schluckt die Konkurrenz

Netzbetreiber kauft drei Firmen für 2,7 Milliarden Euro

Düsseldorf/Frankfurt(Main) (slo/mm/HB). Der größte deutsche Betreiber von Fernsehkabelnetzen, die Kabel Deutschland GmbH (KDG), übernimmt seine drei kleineren Wettbewerber für insgesamt 2,7 Milliarden Euro. Darauf habe sich das Unternehmen mit Ish in NordrheinWestfalen, Iesy in Hessen und Kabel Baden-Württemberg geeinigt. Das teilten die KDG-Eigner – die Finanzinvestoren Goldman Sachs, Apax und Providence Equity – am Sonntag mit. Wenn das Kartellamt dem Zusammenschluss zustimmt, würde erneut ein Unternehmen den Kabelmarkt beherrschen.

Ursprünglich waren die vier Gesellschaften unter dem Dach der Deutschen Telekom vereint. Die EU hatte einen Verkauf der Netze gefordert, um den Wettbewerb zu stärken: Die Telekom sollte nicht über ein flächendeckendes Telefonnetz und gleichzeitig über ein bundesweites TV-Kabelnetz verfügen, das für Telefondienste und schnelle Internetanschlüsse aufgerüstet werden kann.

In Kreisen der beteiligten Unternehmen gibt man sich zuversichtlich, dass das Kartellamt der Fusion zustimmt. Die KDG habe ein anderes Geschäftsmodell als der US-Konzern Liberty Media, der vor etwa zwei Jahren beim versuchten Kauf der Netze am Veto der Wettbewerbsbehörde scheiterte. Der Hauptgrund: Liberty wollte nicht nur das TV-Kabel betreiben, sondern auch eigene Inhalte darüber anbieten. Das Kartellamt fürchtete, dass andere Inhalte-Anbieter keinen freien Zugang zu den von Liberty kontrollierten Kabelnetzen bekommen könnten. Die KDG wird dagegen ein reiner Netzbetreiber bleiben.

Keine Entlassungen geplant

Derzeit sind an das KDG-Netz zehn Millionen Haushalte angeschlossen. Etwa eine Milliarde Euro setzt das Unternehmen im Jahr um. Durch die Übernahme wird die Kundenzahl auf mehr als 17 Millionen steigen. Dadurch erhofft sich das Unternehmen Größenvorteile – unter anderem beim Einkauf von Inhalten fürs digitale Fernsehen. Solche Angebote sollen künftig das Wachstum der Kabelbetreiber ankurbeln. Einsparungen durch die Fusion wird es nach Angaben von KDG-Chef Roland Steindorf dagegen nur in geringem Maße geben. Entlassungen seien nicht geplant. „Das Kabelgeschäft ist ein regionales Geschäft, wir brauchen Mitarbeiter vor Ort, es wird allenfalls zu einer Verschiebung von Beschäftigten kommen“, sagte Steindorf dem Handelsblatt.

Nach Informationen aus Finanzkreisen liegt das Gesamtfinanzierungsvolumen der Transaktion bei knapp vier Milliarden Euro. Neben dem Kaufpreis – der knapp dem Achtfachen des operativen Ergebnisses der Zukäufe entspricht – kommen Bankschulden und eine für Ende April geplante Hochzinsanleihe in Höhe von einer Milliarde Euro hinzu.

Die Landesmedienanstalt in NRW fürchtet durch die Übernahme eine Einschränkung der Medienvielfalt. „Wir würden zurückfallen auf eine Monopolsituation, wie wir sie schon einmal gehabt haben, als das Kabel noch im Besitz der Telekom war“, sagte LfM-Direktor Norbert Schneider. „Einen Fortschritt kann man das nicht nennen.“

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