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Kaffeeröster: Tchibo kommt nicht aus der Krise

Der Kaffeekonzern investiert noch einmal 50 Millionen Euro in den Umbau seiner Filialen.

Hamburg - Der Kaffeeröster Tchibo will im laufenden Jahr noch einmal 50 Millionen Euro in den Umbau seiner Filialen investieren. Durch größere Läden mit Umkleidekabinen und Sitzecken und höherwertige Waren wollen die Hamburger, die unter der aggressiven Konkurrenz von Discountern wie Aldi und Plus leiden, das Billig-Image abstreifen und für Kunden wieder attraktiver werden. Das vergangene Geschäftsjahr stand allerdings noch im Zeichen der Krise. Umsatz und Ergebnis gingen deutlich zurück. „Unsere Erwartungen für 2007 haben sich bei Tchibo nicht erfüllt, wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden“, sagte Arno Mahlert, Vorstandschef des Mutterkonzerns Maxingvest, zu dem auch Nivea-Hersteller Beiersdorf gehört, bei der Bilanzvorlage am Mittwoch in Hamburg. Auch für das laufende Jahr erwartet Mahlert einen weiteren Rückgang.

Tchibo steckt mitten im Umbau. Das Konzept des Unternehmens, im Wochenrhythmus wechselnde Gebrauchsartikel wie Waffeleisen, Radiowecker oder Sportsocken zu verkaufen, war von vielen Konkurrenten kopiert worden. Darauf haben die Hamburger, die 2006 erstmals Probleme eingeräumt hatten, zu spät reagiert. Die Marke Tchibo gilt als wenig innovativ, das Durchschnittsalter der Kunden liegt bei 49 Jahren. Mit einem Sanierungsprogramm und neuem Management versucht das Unternehmen nun, wieder mehr Kunden zu gewinnen. Rund 80 Prozent der 1200 Tchibo-Filialen in Deutschland sollen bis 2010 auf durchschnittlich 120 Quadratmeter vergrößert und umgebaut werden. 100 Filialen, die zu klein sind, will das Unternehmen verkaufen, die Hälfte davon übernimmt der Mobilfunkanbieter E-Plus, wie Anfang April bekannt geworden war.

Bei den übrigen 50 Filialen sei Tchibo noch in „intensiven Verhandlungen“, sagte Unternehmenschef Mahlert am Mittwoch. Nur für zehn davon sei bislang noch kein Nachmieter gefunden worden. Entlassungen bei den betroffenen Mitarbeitern soll es dem Unternehmen zufolge aber nicht geben. Man sei zuversichtlich, den Abbau wie bisher über die „natürliche Fluktuation“ von fünf bis sieben Prozent pro Jahr hinzubekommen, sagte Tchibo-Vorstand Yves Müller. Im vergangenen Jahr waren 300 der 7000 Arbeitsplätze auf diesem Wege bereits weggefallen. Auch seine Verkaufsdepots in Supermärkten will der Kaffeeröster ausdünnen. 1000 der insgesamt 12 500 Depots sollen bis 2010 geschlossen werden. Wachsen will Tchibo dagegen in Osteuropa. Dort sollen in den nächsten fünf Jahren 400 Filialen eröffnet werden.

Der Tchibo-Umsatz sank im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern und ohne Sondereffekte brach um 38 Prozent auf 110 Millionen Euro ein. Mit Sondereffekten (wie dem Verkauf der Anteile am Zigarettenkonzern Davidoff) ging das Ergebnis sogar um 84 Prozent auf 23 Millionen Euro zurück.

Die Zahlen des Mutterkonzerns Maxingvest blieben wegen der Rekordzahlen von Beiersdorf dagegen stabil. Der Umsatz der Holding stieg im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent auf gut neun Milliarden Euro. Das Ergebnis ohne Sondereffekte legte um zwei Prozent auf 755 Millionen Euro zu. Maxingvest hält 100 Prozent an der Tchibo GmbH und 50,46 Prozent an der Beiersdorf AG.

Um das Tchibo-Geschäft wieder in Schwung zu bringen, bastelt das Management auch am Konzept. Das Geschäft mit Gebrauchsgütern soll durch Designartikel wie Conran-Küchenartikel oder Kleidung von Michael Michalsky zwar aufgewertet, insgesamt aber zurückgefahren werden. Dafür soll der Kaffeeausschank wieder wichtiger werden. „Wir wollen massiv in den Espresso- und Café-Crema- Markt einsteigen und den Wettbewerbern Marktanteile abluchsen“, kündigte Tchibo-Vorstand Müller an. Die nach eigenen Angaben in Deutschland derzeitige Nummer Zwei in diesem Marktsegment will damit an Marktführer Nestlé vorbeiziehen. Eine Prognose zur künftigen Preisentwicklung wollte Müller angesichts steigender Rohkaffeepreise nicht abgeben.

Maren Peters

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