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Uni-Absolventen

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Bachelor, Master oder Doktor?: Auf dem Weg zum vollen Bankkonto

Der Abschluss bestimmt über die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und das Einstiegsgehalt. Doch nach dem Einstieg gelten andere Regeln.

Nach sieben Jahren Studium hatte Andreas Rapp genug. „Ich wollte raus aus dem Uni-Alltag, zurück ins richtige Leben“, sagt der 44-jährige Betriebswirt. Die sieben Jahre aber hat er gut genutzt: Bereits nach acht Semestern hatte er sein Diplom in der Tasche. Er verbrachte ein Jahr an der Universität Toronto und promovierte in Mannheim am Lehrstuhl für Finanzierungs- und Bankbetriebslehre zum Doctor Oeconomiae, dem Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Und das hat sich gelohnt: Auch der Titel trug dazu bei, dass er die Bewerbungsrunde bei einem Privatbankier bestand und eine Assistentenstelle in der Geschäftsführung bekam, sagt Rapp. Ab einer gewissen Position sei der Doktor Anfang der neunziger Jahre erwünscht gewesen.

Und heute? „Inzwischen ist die Promotion für den Einstieg in hochqualifizierte Jobs nicht unbedingt ausschlaggebend“, sagt Dieter Dohmen, Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie Berlin (FiBS). „Mit fachbezogenen Praktika, Fremdsprachenkenntnissen und Auslandssemestern während des Studiums hat zum Beispiel ein Diplom-Kaufmann einen Vorsprung gegenüber dem Promovierten ohne Arbeitserfahrung.“ Doch nicht alle berufsqualifizierenden Hochschulabschlüsse sind gleich: „Bachelor-Absolventen, die in den kommenden Jahren auf den Arbeitsmarkt drängen, werden massive Probleme haben, da sie mit einer beträchtlichen Zahl der anerkannteren Diplomer und Magister konkurrieren“, sagt Dohmen.

Das Manko des Bachelorabschlusses: In der dreijährigen Uni-Ausbildung würden wichtige Schlüsselkompetenzen wie Präsentation und Organisation nicht ausreichend vermittelt, sagt der Experte. Hinzu kommt, dass nach Berechnungen des FiBS in den nächsten zehn Jahren der Bedarf an Akademikern mit Magister-, Diplom- und den neuen Master-Absolventen gedeckt ist.

Die Chancen und Risiken des Bachelor sind jedoch noch nicht ausreichend bewertet – gerade einmal vier Jahre nach Einführung des Mini-Abschlusses mangelt es noch an Erfahrungen. Bei dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG hingegen steht man dem Kurz-Studium grundsätzlich positiv gegenüber: „Die meisten unserer derzeit rekrutierten Hochschulabsolventen haben zwar noch Diplom-Abschlüsse – doch der Anteil an Mitarbeitern mit Bachelor-Abschluss steigt“, sagt Ulf Hellert, Leiter der Personalabteilung in Berlin. Um die Jung-Betriebswirte einzuarbeiten und Wissenslücken zu schließen, entwickelt der Konzern derzeit sechswöchige Kompaktkurse für Bachelor-Absolventen. „So schulen wir im Prüfungsbereich, neben einem spezifischen Fachtraining in Buchführung und Bilanzierung, auch die Soft Skills, wie zum Beispiel Präsentationen“, sagt Hellert. Nach den Einführungswochen dürfen die Berufseinsteiger in allen Bereichen mitarbeiten. Doch gleichwertige Berufschancen bedeutet nicht gleiche Bezahlung: Während Diplom-Kaufleute bei KPMG ein Einstiegsgehalt von monatlich 3600 bis 4200 Euro bekommen, erhalten Bachelor-Betriebswirte nur 3000 Euro.

„In punkto Bezahlung gibt es unter akademischen Abschlüssen weiterhin eine klare Hierarchie“, sagt Sörge Drosten von der Personal- und Unternehmensberatung Kienbaum Executive Consultants aus Gummersbach. „In Deutschland wird eben stärker auf formale Abschlüsse geachtet als zum Beispiel in den USA.“ Unterschieden wird nicht nur zwischen Bachelor und Master, sondern auch zwischen den verschiedenen Hochschul-Typen. Laut der jährlich von Kienbaum herausgegebenen High-Potential-Studie zu Führungskräften in deutschen Unternehmen erhalten Diplom- oder Master-Absolventen der praxisorientierten Fachhochschulen ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von 3000 Euro – ihre Kollegen von den Universitäten bekommen knapp 300 Euro mehr. Uni-Absolventen mit einem Master of Business Administration (MBA), also einem betriebswirtschaftlichen Aufbaustudium, steigen im Schnitt mit 3800 Euro ein. So genannte High Potentials, Uni-Absolventen, die zu den besten zehn Prozent ihres Jahrgangs gehören und schon vor Studienabschluss elementare Aufgaben in Unternehmen inne haben, können sogar mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von 3750 Euro rechnen. Haben sie dazu auch noch den Doktortitel in der Tasche, starten sie mit knapp 4300 Euro.

Doch nicht nur der Titel zählt, sondern vielmehr in welcher Fachrichtung man ihn erwirbt. Danach aufgeschlüsselt verschiebt sich nämlich das Bild: Ein Betriebswirt von der Fachhochschule erhält im Durchschnitt das gleiche Einstiegsgehalt wie ein Uni-Psychologe. Informatiker und Ingenieure mit FH-Abschluss verdienen sogar knapp 100 Euro mehr. Steigende Nachfrage an Fachkräften sorgt eben für steigende Honorare: „In der Informatikbranche gab es vor etwa zehn Jahren einen enormen Fachkräftemangel – viele Studenten bekamen noch vor ihrem Abschluss einen Job zum Diplom-Tarif“, sagt Dohmen vom Forschungsinstitut FiBS. „In einigen Jahren könnte es in den Ingenieurswissenschaften ähnlich laufen.“ Die geringeren Einstiegsgehälter der Fachhochschulabsolventen hält der Wissenschaftler für hinnehmbar: „Schließlich sind die FH-Studenten im Schnitt früher fertig und steigen eher ins Berufsleben ein“, sagt er. Außerdem seien Fachhochschüler wegen ihrer praxisnahen Ausbildung bei einigen Unternehmen begehrter. Viele Universitäten würden lediglich Theoretiker ohne Bezug zur Arbeitswelt ausbilden.

Beim Einstieg in den Job spielt es zwar noch eine große Rolle, ob man das Studium mit einem Diplom oder einem Bachelor an einer Fachhochschule oder einer Universität abgeschlossen hat . Doch: „Nach dem Einstieg gelten aus meiner Erfahrung andere Regeln“, sagt Andreas Rapp. Der Betriebswirt wohnt inzwischen in Berlin und arbeitet als Manager beim Düsseldorfer Finanz- und Mediendienstleister Active International. Langfristig komme es auf fachliches Wissen, Organisationstalent und Eigenständigkeit an – und nicht auf das Zeugnis.

Philipp Eins

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