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Volotärprogramme: In die weite Welt

Im nächsten Jahr starten neue Freiwilligendienste: Es gibt jetzt auch technische Jobs und Projekte in Entwicklungsländern

Nach dem Schulabschluss Arbeitspraxis oder Auslandserfahrung zu sammeln, ohne dafür gleich eine Lehre beginnen oder mit dem Studium starten zu müssen – das ermöglicht seit Jahren eine Reihe von Freiwilligendiensten. Im kommenden Jahr wird diese Reihe ergänzt: Das Freiwillige Technische Jahr gibt dann Einblick in technische Jobs. Der Dienst Weltwärts vermittelt einen Eindruck von der Berufswelt der Entwicklungszusammenarbeit – und vom Leben in Entwicklungs- und Schwellenländern. „Der Schwerpunkt liegt auf Afrika“, sagt Holger Illi, Sprecher im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin, bei dem Weltwärts angesiedelt ist.

So kann etwa in Tansania bei der Verbreitung von Solar- und Biogasanlagen mitgewirkt werden: „Die jungen Leute helfen beim Vorbereiten, bei Präsentationen in Dorfversammlungen, beim Installieren und Reparieren der Anlagen.“ Es gibt aber etwa auch ein Projekt in Südindien, bei dem Schulen renoviert oder gebaut werden. „Das ist handfeste Arbeit.“ Bewerben können sich 18- bis 28-Jährige, die Aufenthalte können zwischen sechs Monaten und zwei Jahren dauern.

Mindestvoraussetzung sind ein Hauptschulabschluss plus eine abgeschlossene Berufsausbildung – oder eine erkennbare Eignung für das jeweilige Projekt. „Wichtig sind auch gewisse Sprachkenntnisse“, sagt Holger Illi. „Man muss für die Arbeit in Indien zwar kein Tamil oder Hindi können, aber Englisch.“ Für die Teilnehmer oder ihre Eltern sollen nach Illis Worten keine Kosten entstehen – abgesehen von Spenden in Höhe von maximal 150 Euro pro Monat, die aber nicht verpflichtend sind. Jeder Teilnehmer erhält im Monat ein Taschengeld von 100 Euro sowie „fachliche und persönliche Betreuung“.

Bezahlung wie Betreuung leistet die „Entsendeorganisation“, mit der der Teilnehmer unterwegs ist – und bei der er sich zuvor beworben hat. Eine Liste von Organisationen, die laut Illi nach und nach erweitert wird, finden Interessierte auf der Weltwärts-Webseite. Die ersten Teilnehmer sollen bereits Anfang 2008 loslegen können. „Wir haben Rückmeldungen von den Organisationen, dass sie für das Jahr 2008 Mittel und Bedarf für insgesamt 3000 Stellen haben.“ Diese Zahl soll sich auf bis zu 10 000 pro Jahr erhöhen.

Deutlich weniger Plätze wird es beim Freiwilligen Technischen Jahr geben: „Wir sprechen von 500 bis 1000“, sagt Katrin Hagedorn vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin, das die Federführung hat. Die Teilnehmer sollen hier die Möglichkeit bekommen, erste Erfahrungen bei Wissenschafts-Organisationen wie der Fraunhofer- oder der Max-Planck-Gesellschaft oder in Unternehmen zu sammeln, die sich in Forschung engagieren.

Das können nach Katrin Hagedorns Worten Automobilhersteller ebenso sein wie Pharmabetriebe oder Energieunternehmen. „Es ist angedacht, dass die jungen Leute für etwa sechs Monate in diesen Unternehmen mitlaufen.“ Verlängerungen sollen möglich sein. Bewerber sollten das Abitur in der Tasche haben und etwa 18 bis 22 Jahre alt sein. „Wir wollen gerade Mädchen anspornen, mal hinter die Kulissen solcher Unternehmen zu schauen“, sagt Katrin Hagedorn.

Jungs dürfen sich aber ebenso bewerben. Wo das möglich ist, stand bis zuletzt jedoch noch nicht fest. Auch eine Koordinierungsstelle fehlte noch. Weitere Informationen wird das BMBF auf seiner Webseite bekanntgeben. Sicher ist nach Katrin Hagedorns Worten bereits, dass es eine Aufwandsentschädigung geben wird: „Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung oder auch Fahrkosten werden gestellt.“ Die ersten Teilnehmer sollen im Sommer 2008 ihr Freiwilliges Technisches Jahr beginnen können.

Wem das noch zu vage ist und wer auch nicht ins Ausland möchte, kann sich an einen der etablierten Dienste halten: an das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) etwa oder an das im Vergleich dazu nach wie vor weniger bekannte Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ). „Das FÖJ wird immer als der kleinere Bruder bezeichnet“, sagt Arne Mensching von der Stiftung Naturschutz Berlin. Sie ist Mitglied des FÖJ-Bundesarbeitskreises – und einer von gut 50 Trägern in Deutschland, bei denen junge Leute das Öko-Jahr absolvieren können. Etwa 2000 Plätze gibt es – beim FSJ sind es mehr als zehn Mal so viele.

Die Anforderungen an die Bewerber können sich von Träger zu Träger leicht unterscheiden: „Bei uns kann sich jeder zwischen 16 und 26 Jahren bewerben“, so Mensching. „Voraussetzung ist ein Schulabschluss – welcher das ist, ist egal.“ Bei der Stiftung Naturschutz arbeiten die „FÖJler“ etwa auf dem Kinderbauernhof oder im „Freilandlabor“. „Da werden zum Beispiel Gewässeranalysen gemacht.“

Anderswo wird unter anderem in Nationalparks gearbeitet – etwa im Wattenmeer. „Nationalpark-Ranger, das ist ein klassischer FÖJ-Job“, sagt Arne Mensching. Auch die Bezahlung ist nicht bei allen Trägern gleich: „Bei uns gibt es 355 Euro, und wir übernehmen sämtliche Versicherungen.“ Überall gilt jedoch: Das FÖJ wird als Alternative zum Zivildienst anerkannt. Florian Oertel (dpa)

www.weltwaerts.de

www.bmbf.de

www.foej.de

www.pro-fsj.de

Florian Oertel[dpa]

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