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Wirtschaft: Karstadt gibt Wom-Plattenläden auf

Zwei Filialen in Berlin werden geschlossen, alle weiteren überprüft / Marke soll erhalten bleiben

Berlin - Der Handelskonzern Karstadt- Quelle wird sich von weiteren Wom-Plattenläden trennen. „Jede Filiale, deren Mietvertrag ausläuft, steht auf dem Prüfstand“, sagte Karstadt-Sprecher Martin Schleinhege dem Tagesspiegel. „Wir fahren den stationären Handel von Wom zurück.“ Nach zwei Geschäftsaufgaben im Vorjahr folgen 2004 die Berliner Filialen in der Steglitzer Schloßstraße und am Kurfürstendamm, die Ende September und Ende Oktober schließen. Betroffen sind 25 Mitarbeiter. Die Marke Wom solle mit einem anderen Konzept erhalten bleiben, betonte der Sprecher.

Karstadt reagiert mit den Schließungen auf die Krise des Handels mit Tonträgern wie CDs. Allein im vergangenen Jahr ging der Umsatz in der Branche nach Angaben des Bundesverbandes der Phonografischen Wirtschaft um 20 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro zurück. „In diesem Jahr setzt sich der Trend fort“, sagt Verbandssprecher Hartmut Spiesecke. Neben der allgemeinen Konsumflaute leide die Branche unter der digitalen Verbreitung von Musik. Im vergangenen Jahr wurden nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung in Deutschland 325 Millionen CDs gebrannt und rund 600 Millionen Songs illegal aus dem Internet geladen.

Nach Angaben des Phonoverbandes wurden 2003 im Musikhandel 1600 Arbeitsplätze abgebaut. „Der Verkauf von CDs auf großen Flächen ist kaum noch rentabel“, sagt Karstadt-Sprecher Schleinhege. „Die Zeiten des CD-Booms sind leider vorbei.“ Daher werde jeder Wom-Standort überprüft. Neben der Schließung komme auch eine Reduzierung der Fläche in Frage, da der Großteil des Umsatzes mit nur einem Fünftel der Titel gemacht werde. „Wir konzentrieren uns auf die Renner.“ Nach diesem Muster ging Karstadt bereits in der Wom-Filiale in der Berliner Wilmersdorfer Straße vor. Neben Musik-CDs werden dort inzwischen Computerspiele und andere Multimediaprodukte verkauft, von denen sich der Konzern mehr Erfolg bei den Kunden verspricht.

Wom betreibt derzeit noch 13 von ehemals 18 Filialen. Weitere Schließungen sind nach Angaben von Karstadt zumindest in diesem Jahr nicht vorgesehen. Neben dem Trend zu digitaler Musik macht Wom der Preiskampf mit den großen Elektronikmärkten Media Markt, Saturn und Promarkt zu schaffen. Die Fachmärkte verkaufen neben Fernsehern, Hifi-Anlagen und Kühlschränken auch Millionen von CDs und DVDs. „Die großen Ketten vertreiben größere Stückzahlen und bekommen daher bessere Konditionen von der Musikindustrie“, sagt Spiesecke. Eine weitere Konsolidierung des Marktes sei zu erwarten. Im vergangenen Jahr wurden 37 Prozent aller CDs bei den großen Fachmärkten verkauft und 32 Prozent im Facheinzelhandel, dessen Marktanteil seit Jahren zurückgeht. Gegenüber Internethändlern wie Amazon haben beide Vertriebsformen verloren. Zwölf Prozent aller CDs werden inzwischen über das Netz verkauft. Eine Chance sieht Spiesecke noch für Spezialisten, die zum Beispiel nur Jazz oderKlassik und eine kompetente Beratung bieten.

Die Marke Wom wird mit dem Rückzug aus dem stationären Handel aber erhalten bleiben. Bereits im Februar präsentierte Karstadt ein neues Konzept, mit dem vor allem eine junge Zielgruppe angesprochen werden soll. „Wom bietet den Musikkonzernen die Möglichkeit, neue Künstler über unterschiedliche Medien bekannt zu machen“, sagt Schleinhege. Neben dem neu gestalteten, kostenlosen Wom Magazin mit einer Auflage von 250 000 Exemplaren gehört dazu eine eigene Shopping-Sendung auf den Musiksendern Viva und Viva Plus. Geplant sei auch ein Radio-Format. Daneben baut Wom sein Musik-Angebot im Internet aus. Das Unternehmen betreibt einen Online-Shop für CDs und Musik-DVDs. Seit Mai können auch einzelne Lieder auf den Computer heruntergeladen werden.

Maurice Shahd

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