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Wirtschaft: Karstadt will auch sonntags öffnen

Vorstand Peter Wolf ist für eine Freigabe der Verkaufszeiten – aber Spätzuschläge will er nicht mehr zahlen

Berlin - Karstadt-Warenhaus-Chef Peter Wolf hat sich für eine Freigabe der Ladenöffnungszeiten auch am Sonntag ausgesprochen und zugleich die Streichung tariflicher Spätzuschläge gefordert. Eine Öffnung sonntags „wäre schön“, sagte Wolf dem Tagesspiegel. Gerade für die Standorte in Metropolen wie Berlin sei dies wichtig, denn diese seien einem hartem Wettbewerb ausgesetzt. In Berlin ist die Karstadt Warenhaus GmbH unter anderem mit ihrem Flaggschiff K aDeWe vertreten. „Hier in der Champions League vergleicht man sich ja mit Paris oder Mailand“, sagte der Karstadt-Manager. In vielen europäischen Städten sei das Einkaufen am Sonntag anders als in Deutschland schon möglich.

Als erstes Bundesland hatte Berlin den Ladenschluss im November 2006 fast komplett freigegeben, die meisten anderen Bundesländer sind inzwischen nachgezogen. In Berlin dürfen die Geschäfte von Montag bis Samstag nun rund um die Uhr öffnen. An den Sonntagen bleibt die Ladenöffnung dagegen die Ausnahme: Außer an den Adventssonntagen, an denen die Geschäfte von 13 bis 20 Uhr verkaufen dürfen, sind sechs weitere Sonntage im Jahr für den Verkauf offen. Kirchen und Gewerkschaften lehnen die Sonntagsverkäufe allerdings ab.

Nach Ansicht des Warenhaus-Chefs werden die Händler von den neuen Freiheiten immer individueller Gebrauch machen. Eine komplette Freigabe der Öffnungszeiten bedeute nicht, dass die Geschäfte nun „stoisch 24 Stunden sieben Tage geöffnet“ haben müssten, sagte er. Trotzdem kristallisieren sich Schwerpunktzeiten heraus. „Längere Öffnungszeiten müssen situativ entschieden werden, also von Stadt zu Stadt unterschiedlich“, sagte Wolf. Allerdings geht er davon aus, „dass wir uns in Deutschland auf den Zeitraum Donnerstag bis Samstag konzentrieren werden“. Auf die Spätzuschläge, die die Branche ihren Verkäufern am Abend zahlen muss, würde Wolf aber gerne verzichten. Mit einer weiteren Freigabe der Ladenöffnungszeiten müssten daher auch die tariflichen Spätzuschläge abgeschafft werden, forderte Wolf. Die Tarifverhandlungen in der Branche laufen gerade. Die Spätzuschläge seien nicht mehr zeitgemäß, andere Branche seien hier schon viel weiter vorangeschritten. Dort funktioniere es auch ohne Zuschläge. Würden diese beibehalten, wären Schichtbetriebe aufgrund zu hoher Personalkosten nicht mehr möglich. Vor dem Hintergrund der Flexibilisierung sei dies den Beschäftigten auch zumutbar.

Bisher erhalten Verkäufer nach 18.30 Uhr einen Zuschlag von 20 Prozent und nach 20 Uhr von 50 Prozent. Das Thema ist bei der aktuellen Tarifrunde im Einzelhandel einer der Hauptstreitpunkte zwischen Arbeitgebern und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Wegen der Zuschläge hatten die Arbeitgeber den Manteltarifvertrag zum Jahresende 2006 gekündigt. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) will die Zuschläge komplett streichen, eine Kompensation dafür soll es nicht geben. Die Gewerkschaft lehnt dies jedoch strikt ab.

Die Tarife für den Einzelhandel werden von den regionalen Tarifkommissionen ausgehandelt. Den Auftakt machen Hessen, das Saarland und Baden-Württemberg, wo die Tarifverträge jeweils zum 31. März gekündigt worden sind. In Berlin und Brandenburg ist das erst drei Monate später der Fall. In Baden-Württemberg droht der Tarifkonflikt zu eskalieren: Am Freitag legten die Arbeitgeber auch in der dritten Verhandlungsrunde kein Angebot vor. Verdi kündigte daraufhin Streiks an. In Niedersachsen legten etwa 500 Beschäftigte von Kaufhäusern in Hannover am Freitagmorgen die Arbeit nieder. Falls sich die Arbeitgeber nicht bewegten, könne der Arbeitskampf in der kommenden Woche auf andere Städte ausgeweitet werden, hieß es. In Hessen wurden die Warnstreiks am Freitag fortgesetzt. Auch in Berlin hatte Verdi bereits zu ersten Streiks aufgerufen. Sie sollen im August fortgesetzt werden

Die Gefahr von flächendeckenden Warnstreiks sieht auch der Karstadt-Warenhaus-Chef. „Aber ich hoffe, dass beide Parteien sich hier vernünftig einigen“, sagte er. Denn der Wettbewerb sei jetzt schon extrem hart. „Durch Streiks würden wir Kunden verlieren.“

Juliane Schäuble

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