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Wirtschaft: Kassen zweifeln am pünktlichen Start der Gesundheitskarte

Einsparung von einer Milliarde

Berlin (msh). Die Krankenkassen zweifeln weiterhin am pünktlichen Start der Gesundheitskarte zum 1. Januar 2006. „Bei realistischer Planung kann frühestens im zweiten Halbjahr 2006 mit der Auslieferung der Karten an die Versicherten begonnen werden“, sagte Frank Hackenberg, TelematikExperte des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen (VDAK), dem Tagesspiegel. Bisher seien in der Projektplanung keinerlei zeitliche Puffer vorgesehen. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ist skeptisch, dass schon Anfang 2006 mit dem Roll-out der Karte begonnen werden kann. „Die Pilotphase musste um ein halbes Jahr auf Anfang 2005 verschoben werden. Der Zeitplan ist sehr eng“, sagte Carsten Rolle vom BDI.

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sagte dagegen am Montag auf der Computermesse Cebit in Hannover: „Die Einführung der elektronischen Patientenkarte ist voll im Zeitplan.“ Das Industriekonsortium „Bit4Health“ unter Führung des Computerkonzerns IBM hatte der Ministerin auf der Messe einen Entwurf für die technischen Spezifikationen der Karte überreicht. Die Gesundheitskarte soll den Datenaustausch zwischen Patienten, Ärzten, Apotheken und Krankenkassen erleichtern. Sie ermöglicht Funktionen wie das elektronische Rezept und die Speicherung von Patientendaten.

Mit der elektronischen Karte könnten im Gesundheitswesen im ersten Schritt Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro eingespart werden, sagte Schmidt. Dafür sorge allein das elektronische Rezept, weil es die Verschreibung und Abrechnung von Medikamenten erheblich vereinfache. Nach Schätzung des VDAK kostet die Einführung der Karte bis zu 1,4 Milliarden Euro, die von den Versicherten getragen werden müssen. Die Kosten würden sich aber innerhalb von zwei Jahren wieder amortisieren, sagte Schmidt.

Die Gesundheitskarte gilt als eines der derzeit größten IT-Projekte weltweit. Sämtliche rund 200 000 Arztpraxen, 21 000 Apotheken und 300 Krankenkassen in Deutschland müssen vernetzt und mit neuen Lesegeräten ausgestattet werden sowie die Karten – mit Lichtbild – an die rund 80 Millionen Versicherten ausgegeben werden. Die Beteiligten zweifeln daher, das System bis Januar 2006 auf die Beine stellen zu können. „Ich glaube nicht, dass zum ersten Januar 2006 sämtliche Ärzte und Apotheken mit der notwendigen Technik ausgestattet sind“, sagte Florian Lanz, Sprecher der Bundesverbands der Betriebskrankenkassen, dem Tagesspiegel. Auch Vertreter der Ärzte glauben nicht an eine flächendeckende Einführung zu diesem Termin.

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