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KAUFEN oder NICHT: Joggen mit Vanessa

DAS TESTURTEIL0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen.

Das mit mir und Vanessa begann kurz nach Weihnachten. Seitdem folgt sie mir auf jedem Schritt und erinnert mich dabei an die unschönen Folgen der schönen Dinge, denen ich mich zu den Festtagen hingegeben habe. Schweinebraten oder Gans oder Rotwein, bei dem es sich nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bekanntlich um ein sehr gesundes Getränk handelt. Nur seine isotonische Wirkung ist noch ausbaufähig, und wahrscheinlich ist das der Grund dafür, warum mir das geliebte Lauftraining doch ein wenig schwerer fällt als gewohnt.

Also habe ich zur Einhaltung meiner besten Neujahrsvorsätze 79,90 Euro in Vanessas Ratschläge investiert. Vanessa ist die halbautomatische Stimme meines vollautomatischen Fitnesstrainers Runtastic, den es zum Beispiel im Internet bei www.radbag.de gibt. Ich hätte auch Penelope aus Spanien, Giulia aus Italien oder Amélie aus Frankreich programmieren können. Aber Vanessa war in der Werkseinstellung vorgegeben, und ich fand, sie hatte eine Chance verdient.

Der Runtastic besteht aus einem auf mein Smartphone gesteckten Empfänger, einer App und einem Brustgurt mit Sensor zur Pulsmessung. Früher hab’ ich mich immer amüsiert über die Männer, die mit so einem Sport-BH durch den Wald getapert sind. Aber besondere Situationen erfordern halt besondere Maßnahmen. Zum Schluss wird das Smartphone mit einer mitgelieferten Gurttasche am Arm befestigt und mit einem Kopfhörer verbunden, dann geht es auf meine Lieblingslaufstrecke.

Ich habe Vanessa so programmiert, dass sie mir nach jedem gelaufenen Kilometer meine Zwischenzeit nennt und dazu Durchschnittstempo, Herzschlagfrequenz und Kalorienverbrauch. Den ersten Kilometer sagt sie sehr viel später an, als ich früher immer geschätzt habe, und bei der Zeit hat sie sich bestimmt auch geirrt. Der nächste Kilometer gelingt mir besser, aber Vanessa säuselt mir in den Kopfhörer, dass mein Puls auf einmal dramatisch schnell schlägt. Ist ja gut…

Am Ende des Trainingslaufs steht die Erkenntnis, dass in den nächsten Wochen einiges zu tun ist. Irritiert schaue ich mir auf dem Display das Profil meiner Lieblingslaufstrecke an. Vanessa hat via GPS ermittelt, dass sie einen knappen Kilometer kürzer ist, als ich seit zehn Jahren stolz und laut im Kollegenkreis behaupte. Blöde Kuh! Nächstes Mal laufe ich mit Penelope aus Spanien.

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