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KAUFEN oder NICHT: Siegerlächeln garantiert

Moritz Gathmann testet ein Babytragetuch

Ein Baby will getragen sein. Das ist die Überzeugung von Eltern, die ihre Kinder nicht im Kinderwagen, sondern im Tuch mit sich herumtragen. Säuglinge, sagen sie, sind auch „Traglinge“, so wie Affenkinder, die sich festklammern. Die Liebe zu meiner Tochter nennen böse Zungen Affenliebe. Ich akzeptiere das. Also los.

Bei Tragetüchern ist die Vielfalt groß: Dutzende Firmen bieten sie in allen Farben, Größen und Preisklassen an. Ich entscheide mich für ein Hoppediz-Tragetuch für 53 Euro. Eine Anleitung ist dabei. Für jeden Wickelschritt ein Bild. Nach kurzer Zeit hängt die kleine Renata vor meiner Brust: eng am Körper, warm, immer in Bewegung. Das ist fast wie die Fortsetzung der Schwangerschaft. Die kann ich jetzt quasi auch als Vater erfahren. Das Kind grunzt zufrieden im Tuch, während ich telefoniere. Dann geht es raus zum S-Bahnhof: Neben mir hieven Eltern die schwankenden Kinderwagen in die Höhe. Ich setze ein Siegerlächeln auf, fliege förmlich die Treppen hinauf und sitze in der Bahn. Das Tuch ist unschlagbar.

Dann aber der Rückschlag. Im Supermarkt stehe ich gerade an der Theke, als Renata zu schreien anfängt. Also ist nicht nur mir zu heiß. Schnell zur Kasse, mitleidige Blicke, eine Frau bietet an: „Ich könnte sie ja stillen.“ Nein danke.

Die goldene Regel heißt: Das Tuch ersetzt ein Kleidungsstück. Werd ich mir merken.

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