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Wirtschaft: Keine Experimente

Von Kurt Sagatz Berlin. BMW-Fahrer müssen sich umgewöhnen: Im Armaturenbrett ist eine neue Digitaleinheit hinzugekommen.

Von Kurt Sagatz

Berlin. BMW-Fahrer müssen sich umgewöhnen: Im Armaturenbrett ist eine neue Digitaleinheit hinzugekommen. Ein Farbdisplay, so groß wie zwei quer liegende Zigarettenschachteln, unter einer zweiten Sichtblende in der Konsolenmitte, verlangt nach Aufmerksamkeit. Zumindest in der 7er-Reihe, denn dort wird der neue Digitalzusatz mit integriertem BMW-Online-Dienst – Nachrichten, Wetter, Staumeldungen und mehr – sowie dem digitalen Fern-Assistenten seit kurzem serienmäßig eingebaut. Auf der Internet World Germany (bis Donnerstag) in den Berliner Messehallen wurde zum Probesitzen aufgefordert.

Gezeigt wird der BMW-Connected-Drive auf dem neu hinzugekommenen Messeteil „Mobile World“. Im nächsten Jahr soll UMTS starten, das breitbandige Mobilfunknetz der dritten Generation. Während die restliche Internet-Branche noch die Folgen der Konsolidierungsphase spürt, befindet sich die mobile Welt noch in ihrer Gründerzeit. Man befindet sich sozusagen in der Explorationsphase: Keiner weiß so richtig, wohin die Reise geht, sagt dazu der Marktforscher Stefan Niebrügge.

Sein Unternehmen, die Düsseldorfer Innofact AG, wird derzeit häufig zu Rate gezogen, wenn die großen Mobilfunkkonzerne herauszufinden versuchen, welche Anwendungen der UMTS-Kunde der Zukunft brauchen könnte oder was auf den Displays der neuen UMTS-Endgeräte zu sehen sein soll und vor allem, wie man eine möglichst einfache Navigation durch die neue Funktionsvielfalt der mobilen Highspeed-Geräte erreichen kann. Zu welchen Ergebnissen Innofact bei ihren Erhebungen kommt, will Niebrügge jedoch nicht verraten. Diese Informationen stufen die Auftraggeber als streng geheim ein.

Auf der Internet World und der begleitenden Mobile World sind Exponate wie der Connected BMW daher die Ausnahme. Vieles von dem, was sonst noch zu sehen ist, kann – wie das automatisierte Vorlesen von E-Mails – höchstens als Weiterentwicklung bezeichnet werden. Überhaupt herrscht auf der Internet–Messe die neue Nüchternheit. Zwei Nobel-Autos, ein Truck und ein kleiner Roboter, mehr optische Highlights bringt der Messerundgang nicht. Im Blickfeld liegen vielmehr konkrete Lösungen für ebenso konkrete Probleme. Anbindung der Warenwirtschaft an E-Procurement-Systeme, die Sicherung des eigenen Intranets gegen Hacker und Viren, das einfache Aktualisieren der Firmen-Site durch Content Management Systeme, hierüber wird auf der Internet World informiert. Gesucht wird der kurzfristige Return on Invest. Langfristige Investments sind dagegen genauso wenig gefragt wie neue Online-Experimente.

Auch der BMW stellt die Verbindungen zwischen den Limousinen und dem hauseigenen Online-Dienst derzeit noch über das ganz normale GSM-Netz her. Multimedia über das Internet läuft damit nicht, dafür aber andere sinnvolle Hilfen. So kann die eigene Adressdatei vom PC zum Online-Dienst gesendet werden. Aus dem Fahrzeug heraus kann dann die Adresse eines Kunden gezielt herausgesucht und per Tastendruck an den Routenplaner weitergegeben werden.

Gedanken über die Zukunft der vernetzten Welt macht sich auch der BMW-Konkurrent Daimler-Chrysler. Am Donnerstag wird der Konzern in Berlin sein erstes UMTS-Fahrzeug vorstellen, ein Mercedes der S-Klasse. Nach Angaben des Konzerns ist es das weltweit erste mit UMTS-Diensten ausgestattete Fahrzeug überhaupt. Daran getüftelt haben neben Daimler-Chrysler auch noch Siemens mobile, Sun Microsystems, T-Mobile, Jentro und MBDS. Man darf gespannt sein, welche Fortschritte die Stuttgarter im letzten halben Jahr gemacht haben, seit sie im Rahmen der 3. WDR-Computernacht Anfang November 2001 das Projekt Comcar (Communication and Mobility by Cellular Advanced Radio) als Teilprojekt von UMTSplus vorgestellt haben.

Mehr zum Thema im Internet:

www.internetworld-messe.de

www.bmwgroup.com

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