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© ddp

Klaus Töpfer: "Afrika leidet an den Folgen unseres Wachstums"

Klaus Töpfer, früher Umweltminister und Leiter des UN-Umweltprogramms, spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über Chancen und Risiken.

Professor Töpfer, ist Wüstenstrom unsere Rettung?

Er ist sicher nicht die Rettung. Aber das Konzept kann einen wertvollen Beitrag leisten, um unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu mindern und die Klimaerwärmung zu begrenzen.

Welche weiteren Schritte sind Ihrer Meinung nach noch nötig?

Immer wichtiger wird das Energiesparen. Bisher haben wir die Energiefrage fast nur im Zusammenhang mit dem Stromangebot diskutiert. Das geht nicht mehr. Die Nachfrage muss sinken. Gleichzeitig müssen die erneuerbaren Energien bei uns beschleunigt und dezentral ausgebaut werden.

Wie groß ist die Gefahr, dass die Energieversorger am Tisch ihre Teilnahme nur als ökologisches Feigenblatt nutzen?

Ich gehöre nicht zu denen, die allen böse Absichten unterstellen. Aber es ist wichtig, dass alle Beteiligten die Debatte möglichst transparent führen. Jeder soll nachvollziehen können, wer da welche Position vertritt. Da die interessierte Öffentlichkeit das Thema derzeit besonders genau beobachtet, ist mir nicht bange, dass das gelingt.

Nach Jahren der Kolonialisierung soll Afrika jetzt auch noch Europas Energieproblem lösen. Wie denkt man dort darüber?

Dieser geschundene Kontinent leidet noch heute unter den Folgen unseres Wachstums und ist jetzt auch noch besonders hart von den Folgen der Wirtschaftskrise und des Klimawandels betroffen, den nicht die Afrikaner verursacht haben, sondern die Industriestaaten. Vor dem Hintergrund muss das Projekt diesen Staaten, auch denen im Nahen Osten, einen Mehrwert bringen. Der Punkt muss mit nach oben auf die Tagesordnung. Sollte da der Eindruck entstehen, dass es um eine neue Form der Ausbeutung geht, wird das Projekt scheitern.

Ein Hauptkritikpunkt an Desertec ist, dass man sich abhängig machen könnte von instabilen Staaten. Wie sehen Sie das? Stimmt das?

Wettbewerbsfähigkeit, Umweltverträglichkeit und Versorgungssicherheit sind das magische Dreieck der Energieversorgung. Man darf sich nie von nur einer Energiequelle und einem Anbieter abhängig machen. Allerdings hat der Streit um das russische Gas im Frühjahr gezeigt, dass die Energieversorgung bereits heute gefährdet sein kann.

Klaus Töpfer

war von 1987 bis 1994 Bundesumweltminister. Er leitet künftig das Institut IASS für Nachhaltigkeit in Potsdam. Das Interview führte Kevin P. Hoffmann

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