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Klimaschutz in Australien: Der Birnenbann ist ein Feigenblatt

Das Verbot herkömmlicher Glühbirnen ab 2010 hat Australiens Regierung weltweit Applaus eingebracht. Doch die wahren Klimasünder sind die Rohstoffproduzenten, die Industrie und die Landwirtschaft.

Singapur - "Ich sehe keinen politischen Willen, sich die wirklich großen Verschmutzer vorzunehmen", sagt Monica Richter von der Umweltgruppe "Australian Conservation Foundation". Denn die 135 Millionen in Australien eingeschraubten klassischen Glühbirnen auszutauschen, sei zwar prima, doch senke das den Treibhausgasausstoß um weniger als ein Prozent.

Der Umweltsprecher der australischen Opposition Peter Garrett meint denn auch süffisant: "Ich freue mich auf den Tag, wenn wir die Industrie-Lobby herausfordern, indem wir elektrische Wasserheizer verbieten, indem wir Häuser verbieten, die ohne Energiesparauflagen gebaut sind und indem wir Regelwerke kippen, die Kohle-Generatoren fördern."

Ein großer Verschmutzer ist zugegebenermaßen schwer an die Kandare zu bekommen: Schafe und Rinder sind nach einer Studie der Umweltgruppe WWF für 67 Millionen Tonnen Emissionen im Jahr oder zwölf Prozent des Gesamtausstoßes verantwortlich: durch Methan- Ausdünstungen, Stallmist und Bodenerosion. Insgesamt verursachen die 140.000 Bauernhöfe und Forstbetriebe 160 Millionen Tonnen oder 30 Prozent der Gesamtmenge Australiens.

Kohle stellt 80 Prozent der Energiegewinnung

Rohstoff- und andere Industrien machen 40 Prozent aus, 185 Millionen Tonnen. Aluminium und Stahlwerke gehören zu den größten Verschmutzern. 80 Prozent der Energiegewinnung stammt in Australien aus der Emissionsschleuder Kohle, weil das am billigsten ist.

Die Regierung hat mit der Industrie zusammen ein paar freiwillige Programme aufgelegt. So können Firmen, die ihre Emissionen etwa durch Bäumepflanzen neutralisieren, ein schickes Logo bekommen. Ein Forschungsfonds für weniger emissionsintensive Industrieprozesse wird finanziert. Markante Emissionsreduzierungen hat es durch freiwillige Maßnahmen aber nicht gegeben.

Warum, machte zum Beispiel der Chef des Rohstoff- Industrieverbandes "Minerals Council", Mitchell Hooke, im Oktober klar: "Klimafragen sind eine globale Angelegenheit, die globale Lösungen braucht", meinte er als Reaktion auf den alarmierenden britischen Klimabericht von Nicholas Stern. "Unilaterale Maßnahmen untergraben höchstens das Wirtschaftswachstum oder treiben Industrien in andere Länder, die nicht so strenge Auflagen haben."

Auch das Kyoto-Protokoll hat Australien nicht ratifiziert

Die bislang einzige globale Anstrengung zur Lösung des Problems, das Kyoto-Protokoll zur international verbindlichen Eindämmung der Treibhausgase, haben die Australier aber nicht ratifiziert. Die konservative Regierung von John Howard hält das Vertragswerk wie die USA für ungerecht, weil es vor allem die Industrieländer fordert.

Um wirklich etwas zu erreichen, fordern Umweltschützer eine Kohlesteuer. Und verbindliche Emissionsgrenzen. "Wir verlangen eine Reduktion um 30 Prozent bis 2020, gemessen am Basisjahr 1990", sagte Mark Wakeham von Greenpeace. Und ehrgeizige Vorgaben zur Förderung erneuerbarer Energien, die trotz bester Voraussetzungen mit viel Sonne, Wind und Biomasse nur acht Prozent ausmachen.

Dennoch loben auch sie den Glühbirnen-Vorstoß einhellig. Die Haushalte schlagen immerhin mit 20 Prozent der Gesamtemissionen zu Buche. "Der Appetit auf Maßnahmen gegen den Klimawandel ist riesig", sagt Wakeham. Wenn die Leute einmal mit dem Energiesparen anfingen, dürfte auch der Druck auf die Politiker wachsen, bei der Industrie härter durchzugreifen, hoffen sie. (Von Christiane Oelrich, dpa)

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