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Konjunktur: Exporte bleiben Wachstumsmotor

Die deutsche Konjunktur stößt nach wie vor auf Skepsis. Zwar stiegen die Exporte im Januar so rasch wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Der IWF will aber seine Wachstumsprognose leicht senken.

Hamburg - Der Internationale Währungsfonds (IWF) plant jedoch nach einem Bericht des "Handelsblatts" vom Freitag, seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 1,5 auf 1,4 Prozent senken. Und auch das Handwerk in Deutschland traut den positiven Konjunkturprognosen noch nicht. Der Stellenabbau werde sich mit dem Verlust von 60.000 bis 80.000 Arbeitsplätzen fortsetzen, erklärte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).

Für Unsicherheit sorgt laut IWF, Handwerksbetrieben und Forschungsinstituten zudem die geplante Mehrwertsteuererhöhung im kommenden Jahr. Risiken bergen auch die Energiepreise. Teures Benzin und Heizöl halten die Inflationsrate hoch. Im Februar lag die jährliche Teuerungsrate wie im Vormonat in Deutschland bei 2,1 Prozent und damit über der entscheidenden Zwei-Prozent-Marke, bei der die Europäische Zentralbank Preisstabilität definiert.

Wachstumsmotor für die deutsche Konjunktur bleiben die Exporte. Sie sind zu Jahresbeginn erneut rasant gestiegen. Im Januar exportierten deutsche Firmen Waren im Wert von 68,6 Milliarden Euro, das waren 13,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, berichtete das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden. Zuletzt war im Juni 2004 mit plus 15,5 Prozent ein noch höheres Wachstum verzeichnet worden. Deutschland hat nach Ansicht von Ökonomen gute Aussichten, 2006 zum vierten Mal in Folge Exportweltmeister zu werden.

"Die starke Nachfrage aus vielen Teilen der Welt und die gute Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands werden weiter für eine starke Dynamik bei den Exporten sorgen", schrieb die Commerzbank. Nach der Verschnaufpause zum Jahresende 2005 habe der Export wieder an Fahrt gewonnen. Allerdings legten die Importe im Januar stärker als die Exporte zu (plus 18,7 Prozent).

Grund dafür sind laut Volkswirte die gestiegenen Energie- und Rohölpreise, der Import von Vorgütern aber auch die anziehende inländische Nachfrage. Sie gilt als Vorbote einer konjunkturellen Belebung. "Mit einem deutlichen zweistelligen Zuwachs der Exporte und Importe stellt der Außenhandel seinen Ruf als Konjunkturmotor der deutschen Wirtschaft eindrucksvoll unter Beweis", sagte Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA).

Der Überschuss in der Außenhandelsbilanz - dem Saldo von Ausfuhren und Einfuhren - sank auf 12,5 Milliarden Euro gegenüber 13,3 Milliarden Euro im Januar 2005. Die Commerzbank geht davon aus, dass der Beitrag des Außenhandels zum Wirtschaftswachstum im ersten Quartal geringer als gedacht ausfallen wird. Nach gängiger Einschätzung soll die Wirtschaft im ersten Vierteljahr um 0,6 bis 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal zulegen.

Der IWF stellt dem "Handelsblatt" zufolge in dem Entwurf seines "World Economic Outlook"-Berichts fest, der Export in Deutschland sei zwar nach wie vor stark, allerdings bleibe die Inlandsnachfrage schwach. Die für 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung sei ein Unsicherheitsfaktor für die deutsche Konjunktur. Auch für das kommende Jahr sei nur ein Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent zu erwarten. Zu den jüngsten Außenhandelszahlen erklärte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK): "Das hohe Importwachstum ist zum Teil schon Folge der angekündigten Mehrwertsteuererhöhung und zeigt somit einen Einmaleffekt an, der schon im nächsten Jahr zu verpuffen droht."

Anders als der IWF hatte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Prognose für das erwartete Wachstum in diesem Jahr kräftig von 1,5 Prozent auf 2,1 Prozent nach oben geschraubt. Die Bundesregierung rechnet nach früheren Angaben mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent und hält bis zu zwei Prozent Wachstum für möglich. Die Bundesbank geht nach Angaben vom Februar von einem Wachstum von etwa 1,5 Prozent aus. Das Münchner ifo Institut hat ein Wachstum zwischen 1,5 und 2 Prozent prognostiziert, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) 1,7 Prozent.

"Die Stimmung im Handwerk ist besser als die tatsächliche Lage", gab Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), zu Bedenken. Die aktuelle Aufbruchsstimmung erkläre sich vorwiegend aus der anhaltend hohen Auslandsnachfrage, sagte er vor Beginn der Internationalen Handwerksmesse (I.H.M./16. bis 22. März) in München. Gute Signale kämen auch von den Tarifparteien. Allerdings wehrt sich das Handwerk weiter gegen die Mehrwertsteuererhöhung. "Wir warnen davor, wenn so Wachstum und Konsum abgewürgt werden", sagte Schleyer. Wenn die Preise steigen, würden die Schwarzarbeit gestärkt und Arbeitsplätze im Handwerk vernichtet. (tso/dpa)

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