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Wirtschaft: Konjunktur in Deutschland bleibt weiter gespalten

BERLIN (Tsp). Die Konjunktur in West- und Ostdeutschland entwickelt sich weiterhin unterschiedlich.

BERLIN (Tsp). Die Konjunktur in West- und Ostdeutschland entwickelt sich weiterhin unterschiedlich. Während sich die Unternehmen in den alten Bundesländern nach dem neuesten Ifo-Konjunkturtest wieder etwas optimistischer zeigt, geben sich Firmen in den neuen Ländern nach wie vor zurückhaltend. Deutschlandweit sieht die Industrie ihre Exportchancen steigen, im Westen allerdings deutlicher als im Osten. Viele Unternehmen erwarteten aber einen langsameren Personalabbau.Die westdeutsche Industrie verzeichnete zum ersten Mal seit acht Monaten mehrheitlich wieder mehr Auftragseingänge als im Vormonat. Die Lager seien aber gut gefüllt, und der Orderbestand gelte weiter als unbefriedigend, ermittelte das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung (München). Für das zweite Halbjahr sei der Pessimismus gewichen. In Ostdeutschland aber blieb das verarbeitende Gewerbe eher skeptisch. Die Zahl der Beschäftigten dürfte in den nächsten Monaten um rund ein Prozent sinken.Am Bau schätzen die Betriebe im Westen wie Osten laut Ifo-Institut ihre Perspektiven besser ein. Die Auftragsbestände sind über alle Sparten leicht gestiegen und reichten 3,1 Monate (West) und 2,5 Monate (Ost) - je etwa zwei Wochen weiter als im Vorjahr. Der Stellenabbau werde sich verlangsamen. In den alten Ländern wollten 22 Prozent der Baufirmen ihr Personal reduzieren, in den neuen Ländern 16 Prozent.Der westdeutsche Großhandel beurteile seine Lage pessimistischer als zuletzt im Mai. Die Unternehmen sähen deutlich seltener Chancen zu Preiserhöhungen, ergab die Ifo-Umfrage. Im Osten äußerte sich der Großhandel dagegen hinsichtlich der nächsten sechs Monate kaum skeptisch. Im Einzelhandel sei das Klima in den alten Bundesländern deutlich weniger negativ, die Umsätze blieben stabil. In den neuen Ländern berichteten Einzelhändler von zunehmend ungünstigen Aussichten, die Erlöse der Vorjahresmonate wurden erneut verfehlt. Ebenso wie in Deutschland könnte auch die Konjunktur im Euro-Raum im zweiten Halbjahr an Fahrt gewinnen. Nach Ansicht der privaten Banken ließen inzwischen alle konjunkturellen Frühindikatoren eine Wende zum Besseren erkennen. Einzige Ausnahme sei das Konsumklima, heißt es in dem am Montag in Berlin veröffentlichten Juli-Konjunkturbericht des Bundesverbandes deutscher Banken.Insgesamt dürfte die Wachstumsprognose in den elf an der Europäischen Währungsunion teilnehmenden Ländern von etwas mehr als zwei Prozent in diesem Jahr auf einer relativ soliden Basis stehen. Im Vergleich zu 1998, als das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Staaten real um 2,7 Prozent stieg, sei das dennoch ein spürbarer Rückgang. Neue Arbeitsplätze würden deshalb kaum entstehen. Die Arbeitslosenquote in den Länder der Europäischen Währungsunion, die im vergangenen Jahr um mehr als einen halben Prozentpunkt abnahm, werde in diesem Jahr stagnieren. Kein konkreter Anlaß bestehe für die Furcht, daß die seit Jahresbeginn kräftig gestiegenen Kapitalmarktzinsen die Konjunktur-Zuversicht in den Euro-Staaten dämpfen könnten. Hoffnungsvoll stimmten insbesondere die sich wieder aufhellenden Zukunftserwartungen der Industrie. Die Stabilisierung der Weltwirtschaft und der niedrige Kurs des Euro beflügelten die Exporterwartungen.

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