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Konjunktur: Verbraucherpreise fallen erstmals seit 1987

Das Leben in Deutschland wird billiger: Vor allem die niedrigen Preise für Heizöl, Benzin und Lebensmittel sind hierfür verantwortlich. Der Negativtrend wird nach Ansicht von Experten einige Monate anhalten.

Im Juli fielen die Verbraucherpreise um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat teilte das Statistische Bundesamt mit. Eine negative Jahresrate war zuletzt im März 1987 mit minus 0,3 Prozent gemessen worden. Auch damals war der Rückgang unter anderem auf sinkende Ölpreise zurückzuführen. Bis Herbst sagen Experten weitere Preisrückgänge voraus. "Das stärkt die Kaufkraft und stützt den privaten Konsum", sagte der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen.

Benzin und Diesel waren nach Angaben des Bundesamtes 19,6 bis 20,7 Prozent preiswerter als ein Jahr zuvor. Heizöl wurde für 36,6 bis 46,3 Prozent weniger Geld angeboten. Aber auch Nahrungsmittel waren 1,2 bis 3,3 Prozent billiger. Anzeige

Im Mai war erstmals seit 22 Jahren eine Jahresrate von 0,0 Prozent gemessen worden, im Juni lag die Rate bei 0,1 Prozent. Im direkten Vergleich von Juni zu Juli sanken die Preise um 0,1 Prozent.

Die Ölpreise haben nach Einschätzung von Volkswirten starke Auswirkungen auf die Verbraucherpreise, weil für fast alle Waren und Dienstleistungen Energie aufgewendet werden muss. Zudem erlaubt es die schwache Konjunktur den Unternehmen kaum, die Preise anzuheben.

Für den Verbraucher bedeuten rückläufige Preise, dass sie derzeit mehr für ihr Geld bekommen als noch vor einem Jahr. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat strebt eine Inflation von knapp zwei Prozent an. Diese Rate soll Preisstabilität ermöglichen, aber keinen Anreiz zum Horten von Bargeld geben.

Trotz der rückläufigen Jahresrate spricht die Wissenschaft derzeit nicht von einer Deflation. Als Deflation wird eine Spirale bezeichnet, die über einen gewissen Zeitraum mit immer weiter sinkenden Preise zu immer größerer Kaufzurückhaltung führt. Die EZB geht davon aus, dass die Jahresrate im Sommer negativ bleibt, dann aber zum Herbst hin anzieht.

Auch die Commerzbank geht in einer Kurzanalyse von einer nur vorübergehend negativen Rate aus. Ursache sei die Blase am Rohölmarkt im Juli 2008. Aufgrund der starken Unterauslastung in der Wirtschaft sei zwar auch mit einer sinkenden Kerninflation - also die Rate ohne stark schwankende Rohstoff- und Lebensmittelpreise - zu rechnen.

Die Inflation werde nach den Prognosen der Commerzbank noch etwa drei Monate unter Null liegen, dann aber moderat anziehen. Die Analysten erwarten für das Gesamtjahr 2009 eine Teuerungsrate von 0,4 Prozent und 1,5 Prozent im kommenden Jahr.

Über einen längeren Zeitraum hatten die Preise zuletzt zwischen April 1986 und April 1987 zwischen 0,0 und minus 1,0 Prozent gelegen. "Damals wie heute liegt der Grund dafür in einem starken Rückgang der Preise für Heizöl und Kraftstoffe gegenüber dem Vorjahr, die im Juli 2008 einen Höchststand erreicht hatte", erklärte das Bundesamt. Im Sommer 2008 war der Ölpreis zeitweise auf fast 150 Dollar pro Fass geklettert und brach danach ein.

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