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Wirtschaft: Konjunkturforscher kritisieren Optimismus der Regierung IfW-Chef Horst Siebert warnt vor überzogenen Erwartungen / Handwerkspräsident: mehr auf Binnenmarkt achten

Die neueste Wachstumsprognose von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller wird in Kreisen der Konjunkturforschungsinstitute als zu optimistisch bewertet. Trotz noch bestehender Unsicherheiten auf den Weltmärkten und eines anhaltend starken Euro rechnet der Minister für das kommende Jahr unverändert mit einem Wachstum von drei Prozent, in diesem Jahr bereits soll es gut ein Prozent sein.

Die neueste Wachstumsprognose von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller wird in Kreisen der Konjunkturforschungsinstitute als zu optimistisch bewertet. Trotz noch bestehender Unsicherheiten auf den Weltmärkten und eines anhaltend starken Euro rechnet der Minister für das kommende Jahr unverändert mit einem Wachstum von drei Prozent, in diesem Jahr bereits soll es gut ein Prozent sein.

Im Vergleich dazu liegen die Schätzungen der führenden Wirtschaftsforschungsinsitute ausnahmslos unter drei Prozent. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist deutlich pessimistischer und erwartet für 2003 sogar nur noch ein Wachstum von zwei Prozent. In der Gemeinschaftsdiagnose vom Frühjahr hatten die Konjunkturforscher noch einen Zuwachs von 2,4 Prozent zugrunde gelegt. Horst Siebert, der Chef des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, sagte dem Tagesspiegel am Dienstag, insbesondere die Arbeitsmarktprognose der Bundesregierung sei zu zuversichtlich. Minister Müller hält eine Senkung der Arbeitslosenzahlen um 1,5 Millionen in den nächsten vier Jahren für möglich. Außerdem könnten bis zu zwei Millionen neue Stellen geschaffen werden. Dies, so Siebert, setze voraus, dass eine neue Bundesregierung nach der Wahl grundlegende Reformen durchführe. Zur Beeinträchtigung der konjunkturellen Entwicklung durch einen stärkeren Euro erklärte Siebert, die Mengenkonjunktur in Folge einer Belebung der US-Wirtschaft schlage stärker zu Buche als der Wechselkurseffekt.

Handwerkspräsident Dieter Philipp warf Müller vor, der Binnenkonjunktur zu wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Die Hoffnungen Müllers seien zu stark auf Impulse von den Weltmärkten ausgerichtet. Es sei aber höchste Zeit, dass endlich auch die deutsche Binnenkonjunktur im Fokus der Bemühungen des Bundeswirtschaftsministers stehe. Der Export allein können die deutsche Konjunktur nicht derart nach oben bringen. „Inzwischen müsste der deutsche Wirtschaftsminister gesehen haben, dasss auch der schönste Exportboom nicht mehr in der Lage ist, die deutsche Binnenkonjunktur mitzuziehen,“ sage der Präsident des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH).

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Dienstag hält der Stellenabbau in der deutschen Industrie derweil an. Ende Mai waren 6,2 Millionen Menschen in Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes und Bergbaus tätig. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresmonat waren das 2,8 Prozent weniger. Gleichzeitig schrumpften die Umsatzerlöse um 7,7 Prozent.

Der Euro, der den Dollar am Montg erstmals seit rund zweieinhalb Jahren überflügelt hatte, konnte sich auch am Dienstag verbessern. Die Gemeinschaftswährung stieg bis auf 1,0147 US-Dollar. Händler verwiesen erneut auf die schwachen US-Börsen in New York. Von der Rede von US-Notenbankchef Alan Greenspan erhofften sich die Händler eine Beruhigung im Handel und auch an den Aktienmärkten. Greenspan sprach vor dem Bankenausschuss des US-Senates. Martina Ohm

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