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Konzernchefs diskutieren: Nachhaltig einig

Konzernchefs und Wissenschaftler diskutieren über ganzheitliches Wirtschaften und waren sich erstaunlich einig. Nur der Gazprom-Manager hält nicht so viel von der Idee einer CO2-freien Welt.

Berlin - Wenn es etwas gibt, das von der Finanzkrise profitiert hat, dann ist es das Wort „Nachhaltigkeit“: Jeden Tag verkündet irgendwo ein Politiker oder ein Unternehmenschef, dass es in der Wirtschaft nicht mehr nur noch um Profit gehen dürfe, sondern dass es dabei auch risikobewusst, fair und umweltfreundlich zugehen müsse.

„People, Planet, Profit“, so lautete auch das Motto des dritten Jahrestreffens der European School of Management and Technology. Die private Hochschule versammelt am Mittwoch und am Donnerstag Wissenschaftler und Konzernlenker im ehemaligen Staatsratsgebäude am Schlossplatz.

Diskutieren sollen sie über scheinbar unlösbare Fragen: Wie können Wirtschaften wachsen, ohne dass Preisblasen entstehen? Wie können Unternehmen Profit machen, ohne dass der Steuerzahler das Risiko trägt? Und wie können Gemeinschaften ihre Industrien, ihre Jobs und ihren Lebensstandard sichern und dabei gegen den Klimawandel kämpfen?

Den Anfang machten am Mittwoch die Konzernchefs. In der Mehrheit waren sie sich einig, dass sie in punkto Nachhaltigkeit auf einem guten Weg seien. „Wir müssen das Wort Profit ganzheitlich betrachten“, sagte der Allianz-Chef Michael Diekmann. Risiken müssten langfristig betrachtet werden. Dieses Prinzip sei quasi das Herzstück seines Unternehmens.

Siemens-Chef Peter Löscher hatte sogar einen Beweisfilm mitgebracht. Auf diesem Film sprach US-Präsident Barack Obama zu Siemens-Mitarbeitern in den USA. Sie könnten stolz auf sich sein, sagte der US–Präsident, weil die Welt innovative Produkte brauche, um aus der Krise wieder herauszufinden. Siemens arbeite daran, Lösungen zu finden, die die Lebensumstände der Menschen verbessern und Kosten und Ressourcen sparen würden. Das beste daran: Die Idee der Nachhaltigkeit schade dem Profit kein bisschen, im Gegenteil: Schon jetzt beziehe Siemens ein Drittel seiner Einkünfte aus den sogenannten „grünen Technologien“.

Ähnlich argumentierten später Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber und Telekom-Chef René Obermann: Die Kunden würden von einem Konzern heute erwarten, dass er nachhaltig wirke, sagte Obermann. Und Mayrhuber stellte klar: Wenn die Lufthansa den Spritverbrauch senke, dann nicht wegen irgendwelcher neuen Steuern. Sondern weil der Konzern damit Geld spare. Er sei zuversichtlich, sagte Mayrhuber, dass seine Branche irgendwann ganz ohne CO2-Ausstoß fliegen werde.

In dieser Sache waren sich die Diskussionsteilnehmer einmal nicht ganz einzig: Sergey Komlev, Vertreter der russischen Gazprom, hielt überhaupt nicht viel von der Idee einer CO2-freien Zukunft: Die regenerativen Energien könnten nur ein Teil des Energiemixes sein, keinesfalls seien sie so zuverlässig und flexibel wie Erdgas. Europa sollte aufhören, Quoten für politisch gewollte Technologien festzusetzen – wo das hinführe, wisse man in Russland. Es gibt heute sicher noch viel zu diskutieren. mirs

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