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Wirtschaft: Konzerne verdienen besser als erwartet

Quartalsgewinne der Dax-Firmen steigen um ein Drittel – Analysten heben ihre Jahresprognosen an

Düsseldorf - Deutschlands große Unternehmen überraschen selbst die Experten: Die für 2006 erwartete Gewinnschwäche nach drei Jahren rasanten Wachstums bleibt aus. Weil das erste Quartal alle Erwartungen weit übertraf, revidieren die Analysten ihre Jahresprognosen für die 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex (Dax) kräftig nach oben.

Zwei Drittel der Dax-Firmen präsentierten im ersten Quartal höhere Umsätze und Gewinne, als Analysten im Vorfeld erwartet hatten. „Das gab es noch nie und war nach dem eher enttäuschenden vierten Quartal überhaupt nicht zu erwarten“, sagt Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Nur zwei Konzerne, Lufthansa und VW, verfehlten die Erwartungen – noch nie zuvor enttäuschten so wenige Unternehmen.

Bei der Fluggesellschaft verhagelte das teure Kerosin das Ergebnis. Der Rohstoff Öl kostete im abgelaufenen Quartal so viel wie noch nie und 40 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. VW verbesserte sich zwar kräftig, weil Kostensenkungen griffen. Doch hier hatten Analysten mit mehr gerechnet.

Ansonsten überwogen die positiven Überraschungen. BMW und Commerzbank konnten ihren Nettogewinn fast verdoppeln. MAN legte sogar 175 Prozent zu. Insgesamt profitieren Deutschlands Industrieunternehmen von der robusten Weltkonjunktur, der starken Nachfrage in den Ölförderländern und der anziehenden Binnenkonjunktur.

Insgesamt stiegen die Umsätze nach Berechnungen der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) im ersten Quartal um 16 Prozent auf 278 Milliarden Euro. Der Markt hatte nur mit einem Anstieg von neun Prozent gerechnet. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Gewinn nach Steuern: Hier legten die Firmen um ein Drittel auf 15,4 Milliarden Euro zu. Erwartet war lediglich ein Plus von 15 Prozent. Mit Ausnahme von Bayer, Telekom und Metro steigerten alle Konzerne ihre Gewinne.

„Die Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht und ihre Kosten gesenkt. Das schlägt sich stärker und nachhaltiger in der Bilanz nieder, als wir erwarteten“, sagt LBBW-Analyst Schallenberger. Nach den Rekordgewinnen im abgelaufenen Jahr übten sich die Unternehmen und Analysten für 2006 zunächst in Zurückhaltung. Nach einem Plus von 24 Prozent in 2005 hatten sie für das laufende Jahr Berechnungen des Finanzdatenspezialisten JCF zufolge nur noch einen Zuwachs von neun Prozent erwartet. Bei JCF laufen die Schätzungen aller großen Investmentbanken und die Vorhersagen der Unternehmen zusammen.

„Allein dieses erste Quartal wirft alle Schätzungen über den Haufen und erhöht die Prognose für das Gesamtjahr auf 16 Prozent – selbst wenn sich die herausragende Entwicklung im ersten Quartal in der starken Form nicht fortsetzt“, sagt Schallenberger. Angesichts der guten Ausblicke bei den meisten Konzernen geht er sogar von Gewinnzuwächsen in Richtung 20 Prozent aus.

Auch die Befürchtungen eines zunehmenden Drucks auf die Renditen haben sich nur bei ganz wenigen Unternehmen wie SAP, Bayer und Henkel bestätigt. Von 100 Euro Umsatz blieben 5,6 Euro als Gewinn nach Steuern hängen. „Das ist absolutes Spitzenniveau“, sagt LRP- Experte Andreas Hürkamp. som (HB)

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