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Wirtschaft: Kostenloser Internetzugang für Schulen und 900 000 Lehrer zu Hause - 150 Millionen Mark Kosten

Europas führender Onlinedienst AOL will wie die Deutsche Telekom Schulen, Lehrer und Schüler mit Gratisangeboten ins Internetzeitalter führen. Neben den 44 000 Schulen will AOL zusätzlich auch alle 900 000 Lehrer zu Hause kostenlos mit einem Internetzugang ausstatten.

Europas führender Onlinedienst AOL will wie die Deutsche Telekom Schulen, Lehrer und Schüler mit Gratisangeboten ins Internetzeitalter führen. Neben den 44 000 Schulen will AOL zusätzlich auch alle 900 000 Lehrer zu Hause kostenlos mit einem Internetzugang ausstatten. Das kündigte der Präsident von AOL Europe, Andreas Schmidt, am Dienstag in Hannover an. Für zehn Millionen Schüler in Deutschland will AOL zudem gegen eine Pauschalgebühr von monatlich zehn Mark plus Grundgebühr von 9,90 Mark täglich eine Stunde Surfen im Internet komplett bezahlen. Schmidt bezifferte die Kosten dieses Programms auf 150 Millionen Mark. Dazu zählen auch spezielle Schulungen und Fortbildungen für Lehrer. Ihnen werden auch die Grundgebühren von monatlich 9,90 Mark bei AOL erlassen.

Telekom-Chef Ron Sommer hatte vor knapp zwei Wochen der Bundesregierung kostenlose ISDN-Telefonanschlüsse und Internetzugänge für alle Schulen zugesagt. Die Telekom will anders als AOL auch sämtliche Folgekosten in den Schulen übernehmen. Schüler sollen ab Herbst auch bei der Telekom günstige Pauschaltarife bekommen. Bislang haben 13 000 Schulen in Deutschland einen Internetanschluss, davon 4000 von AOL.

Schmidt forderte die Bundesregierung unter Hinweis auf die Monopolstellung der Deutschen Telekom AG auf, sich für wesentlich niedrigere Telefongebühren zur Internet-Nutzung einzusetzen. "Wir unterstützen die Politik der Bundesregierung, Deutschland den Anschluss an die digitale Zukunft zu ermöglichen." Es könne aber nicht sein, dass die Monopolstellung der Telekom zu einem Hindernis für einen preiswerten Internetzugang für alle Bürger werde. Der von der Telekom in Aussicht gestellte monatliche Festpreis, die so genannte Flat Rate, für die Internetnutzung "von gerade einmal knapp unter 100 Mark" sei nicht akzeptabel, sagte Schmidt. Ein Pauschalpreis sollte sich im Bereich von 20 bis 30 Mark einpendeln. Nur dann werde das Internet in der breiten Bevölkerung eine Chance haben. "Es darf keine Hürden durch Monopolisten geben", sagte Schmidt. Durch zu hohe Telefongebühren werde sonst ein Teil der Gesellschaft von der Internetnutzung ausgeschlossen, meinte der AOL-Deutschland-Chef.

Darüber hinaus müsse die Politik das "Grundrecht auf Informationsfreiheit" auch für das Internet sicherstellen. "Entweder die Deutsche Telekom nimmt hier als Monopolist ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr oder wir brauchen eine Deregulierung", forderte Schmidt.

Zudem will AOL Europe, ein Joint-Venture von American Online und der Bertelsmann AG, rund 200 Millionen Mark in den Ausbau seines Netzwerkes und der eigenen Infrastruktur in Deutschland investieren. Die Zahl der AOL-Nutzer nehme stetig zu, den Angaben zufolge werde in Kürze europaweit die Schwelle von vier Millionen erreicht, gegenwärtig seien es 3,8 Millionen. In den letzten sieben Monaten sei die Zahl der angeschlossenen Haushalte in Europa um 48 Prozent gestiegen.

Laut Schmidt hat sich der Umsatz im elektronischen Handel per Internet im Geschäftsjahr 1999/2000 (30. Juni) bereits nach acht Monaten im Vergleich zum gesamten Vorjahr auf 92 Millionen Mark (rund 46,5 Millionen Euro) verdreifacht. Von der am Montag vorgestellten Allianz mit der Deutschen Bank erwartet AOL weitere Umsatzsprünge. Weitere Partnerschaften von AOL kündigte Schmidt bereits für die kommenden Tage im Bereich mobiler Geräte an, wo der Online-Dienst bereits mit den Handy-Herstellern Ericsson und Nokia zusammenarbeitet.

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