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Wirtschaft: Kriegsverlauf drückt Aktienmärkte ins Minus Anleger erwarten

keinen schnellen Sieg im Irak mehr

Berlin (brö). Der harte Widerstand der irakischen Armee gegen die alliierten Angreifer, die Ausbreitung der Lungenkrankheit Sars und die negativen Vorgaben der Wall Street haben die deutschen Aktienindizes am Montag tief ins Minus gedrückt. Auch Kommentare zur Konjunkturlage trübten die Stimmung der Anleger. Der Deutsche Aktienindex Dax verlor 3,85 Prozent und sackte auf 2423,87 Punkte ab, auch der MDax und der Tec-Dax gaben zum Teil deutlich nach. Rohöl und Gold legten indes im Wert zu, auch der Kurs des Euro stieg an.

„Mittlerweile ist fast allen Händlern klar, dass der Krieg länger dauern wird als erwartet“, sagte ein Aktienhändler. „Nachdem US-Präsident George W. Bush gesagt hat, der Krieg könne sich bis zum Sommer hinziehen, fragt man sich am Markt, welchen Sommer er meinen könnte.“ Nervös sind die Börsianer auch angesichts der jüngsten Selbstmordanschläge. Vor allem Versicherungstitel standen unter Druck. Das Papier des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück fiel zeitweise auf 50,37 Euro, den tiefsten Stand seit zehn Jahren. Zuletzt lag das Minus bei 11,20 Prozent. Damit hat das Unternehmen in den vergangenen Handelstagen ein Drittel seines Börsenwertes eingebüßt. Um sich frisches Geld zu besorgen, werde das Unternehmen in der kommenden Woche eine Anleihe begeben, sagte ein Sprecher. Das Volumen soll angeblich bei drei Milliarden Euro liegen.

Teurer wurde wegen der Kriegssorgen erneut das Rohöl. Gegenüber dem Schlusswert vom vergangenen Freitag stieg der Preis der Nordseesorte Brent pro Barrel von 25,15 Dollar auf 27,40 Dollar. Eine Rolle spielten auch ethnische Konflikte im Ölförderland Nigeria. Ölhändler warnten vor steigenden Preisen, sollten erneut schlechte Nachrichten eintreffen. Sorgen um den US-Haushalt ließen auch den Kurs von Europas Einheitswährung Euro ansteigen, und zwar auf den höchsten Stand seit Beginn des Irak-Krieges. Die Europäische Zentralbank legte den Referenzkurs bei 1,0895 Dollar fest, am Freitag waren es noch 1,073 Dollar gewesen.

Clement: Kein Aufschwung in Sicht

Wie sich der Krieg auf die Wirtschaftslage in Deutschland auswirkt, hängt nach Ansicht des Wirtschaftsministeriums entscheidend von der Dauer des Krieges ab. Daher lasse sich aus den aktuellen Konjunkturdaten noch kein einheitliches Bild ableiten, schreibt das Haus von Minister Wolfgang Clement (SPD) in seinem Monatsbericht für März. Alledings habe es im Januar einen „spürbaren Anstieg“ bei der Erzeugung im produzierenden Gewerbe und bei der Nachfrage in der Industrie gegeben, schreiben die Beamten. Dagegen sei die Produktion im Bauhauptgewerbe seit Dezember wieder deutlich abwärts gerichtet. Die für Deutschland wichtige Entwicklung der Ausfuhren sei aber leicht aufwärts gerichtet, hieß es. Mit einem Abbau der Arbeitslosigkeit sei aber erst wieder zu rechnen, wenn die konjunkturelle Entwicklung „deutlich“ an Kraft gewinne.

Von der Inflation gehen indes vorerst keine Risiken aus. Der Preisauftrieb in der Euro-Zone blieb im März auf das Jahr bezogen stabil bei einer Rate von 2,4 Prozent, teilte das EU-Statistikamt mit.

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